Seit es luftgefüllte Reifen gibt, gibt es auch ihn: den Platten. Selbst den vorsichtigsten Autofahrer kann es treffen. Schon ein kleiner, spitzer Gegenstand genügt, der auf der Strasse liegt und sich in den Reifen bohrt. Wenn Sie dann trotzdem weiterfahren, drohen irreparable Schäden am Reifen. Vor allem aber gefährden Sie Ihre eigene Sicherheit und die eventueller Mitfahrer und der anderen Verkehrsteilnehmer. Reagieren Sie aber rechtzeitig, lassen sich die meisten oberflächlichen Reifenschäden einfach und kostengünstig beheben. Was es dabei zu beachten gibt, lesen Sie im Folgenden.
Gesetzliche Vorgaben zum Reifenflicken
§ 36 der Strassenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StvZO) gibt den verkehrsrechtlichen Rahmen für die Beschaffenheit und den Betrieb von Bereifung und Laufflächen vor. Darüber hinaus schreibt die Richtlinie für die Instandsetzung von Luftreifen (Bundesverkehrsblatt Dokument B 3620) einheitliche Bedingungen für die Überprüfung und Wiederherstellung der Verkehrssicherheit von Luftreifen fest. Sie ist es auch, die die Reifenreparatur entscheidend präzisiert: Im Laufflächenbereich sind demnach "[...] Reparaturen von Stichverletzungen bis höchstens 6 mm Schadensausdehnung mittels Kombireparaturkörper zulässig".
Darf ich meinen Reifen selber flicken oder muss der Profi ran?
Die meisten herkömmlichen Stichschäden, durch beispielsweise eingefahrene Nägel oder Schrauben, fallen glücklicherweise in den oben beschriebenen Bereich, in dem selbst durchgeführte Reparaturen noch zulässig sind. In jedem Fall ist der Autoreifen so zu flicken, dass er danach genauso einsatzfähig ist wie vor dem Schaden und die Fahrzeugsicherheit nicht gefährdet. Ob ein Reifenschaden aber oberflächlicher Natur oder doch sicherheitsrelevant ist, kann der Laie nicht zuverlässig einschätzen. Den wirklichen Schaden muss der Fachmann beurteilen, nachdem er den Reifen ordnungsgemäss vom Fahrzeug demontiert und eingehend begutachtet hat. Gehen Sie daher am besten zu einem zertifizierten Vulkaniseur.
Verkehrsrechtlich gibt hier eine andere Richtlinie den Ton an, und zwar die Richtlinie für die Beurteilung von Reifenschäden an Luftreifen(Bundesverkehrsblatt Dokument B 3619), die sich explizit an das Fachpersonal für Reifeninstandsetzungsarbeiten richtet. Als unbedenklich und damit reparabel gelten demnach nur Schäden an der Lauffläche und im Seitenbereich des Luftreifens, "[...] die ausschliesslich das Gummi betreffen und bei denen keine Kordfäden des Festigkeitsträgers sichtbar sind [...]". Der Festigkeitsträger, die sogenannte Karkasse, ist das tragende Gerüst aus Gewebeschichten, die in den Reifengummi eingebettet sind. Das Gewebe besteht dabei aus Kunst- oder Pflanzenfasern.
Was passiert beim Autoreifen-Flicken?
Ist der Reifen von der Felge abgezogen und begutachtet, wird der Stichkanal in der Lauffläche des Reifens per Kombireparaturkörper verschlossen, den man aufgrund seiner Form auch als Reparatur-Pilz bezeichnet. Der Schaft des Pilzes wird dabei von innen in den gereinigten und angerauten Stichkanal geführt. Der Kopf des Reparaturpilzes dichtet so die Innenseite des Reifens zum Stichkanal hin ab. Ragt das Ende des Pilzschafts aus dem Stichkanal nach aussen, wird es auf Höhe des Reifenprofils gekürzt. Schliesslich vulkanisiert der Reparaturkörper unter Einsatz von Vulkanisationsflüssigkeit. Das geschieht bereits bei normaler Umgebungstemperatur. Der Kautschuk erhält so seine Widerstandsfähigkeit gegen mechanische Beanspruchung zurück.
Was bringen Do-it-yourself-Sets zum Reifenflicken?
Im Handel gibt es eine Reihe verschiedener Reparatursets und Dichtmittel, um Pkw-Reifen zu flicken. Dazu zählen zum Beispiel Pannensprays oder Selbstvulkanisierstreifen. Allerdings eignen sich diese Sets nur als provisorische Hilfe zur Notreparatur im Pannenfall. Sie ermöglichen die Weiterfahrt des Fahrzeugs bis zur Werkstatt. "Schäden an Reifen, die mittels Pannenhilfsmittel behandelt wurden, können nicht repariert werden", heisst es wörtlich in der Richtlinie für die Instandsetzung von Luftreifen. Eine Reparatur und Weiterverwendung des so behandelten Reifens ist der Werkstatt damit nicht erlaubt und es bleibt nur übrig, ihn zu ersetzen.
Wann lohnt es sich, einen Pkw-Reifen zu flicken?
Um die Fahrzeugsicherheit zu erhalten, ist es also nur dann zulässig, einen Reifen zu flicken, wenn das Schadensausmass sich im gesetzlich definierten Rahmen bewegt. Insbesondere lohnt sich die Reparatur gegenüber einem teuren Neukauf aber, wenn der beschädigte Reifen noch neuwertig ist und erst eine geringe Laufleistung erbracht hat. © 1&1 Mail & Media
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