Ismaning - Ein häufigerer Verzicht auf neue Ersatzteile könnte Autoreparaturen nach Einschätzung der Allianz billiger und umweltfreundlicher machen. Bei seinem alljährlichen Autotag in Ismaning plädierte Deutschlands grösster Versicherer nun dafür, beschädigte Teile häufiger zu reparieren statt zu ersetzen.

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Je nach Bauteil könnte dabei nach Berechnungen des Unternehmens ein Grossteil der CO2-Emissionen eingespart werden. "Ein Punkt sind die niedrigeren Kosten", sagte Christoph Lauterwasser, Leiter des Allianz Zentrums für Technik. "Der zweite grosse Vorteil ist, dass das Auto schneller aus der Werkstatt kommt, gerade wenn viele Teile wie derzeit nicht lieferbar sind." Und unter ökologischen Aspekten seien die niedrigeren Treibhausgasemissionen ein wichtiger Vorteil. "Denn Produktion und Transport neuer Teile erhöhen den CO2-Footprint deutlich."

Reparaturquoten je nach Werkstatt sehr unterschiedlich

Laut Allianz bestellen manche Werkstätten häufiger neue Ersatzteile als andere. "Es gibt Werkstätten, bei denen die Reparaturquote bei beschädigten Windschutzscheiben zwischen zehn und fünfzehn Prozent liegt, bei anderen über 30 Prozent", sagte Lauterwasser. "Wir sehen auch bei anderen Teilen, dass die Reparaturquoten je nach Betrieb sehr unterschiedlich sind. Im Hintergrund steht natürlich für die Werkstatt auch immer die Frage, was habe ich für eine Marge beim Tausch versus Reparatur?"

Eine deutschlandweite Erhöhung der Reparaturquote um zwei Prozentpunkte würde demnach jährlich etwa 5000 Tonnen CO2 einsparen, das entspricht laut Allianz dem Energieverbrauch von 860 Haushalten.

Für seine Beispielrechnungen hat der Versicherungskonzern einen VW ID.3 ausgewählt. Beispiel Scheinwerfer: "Wenn der Halter gebrochen ist, kann ich entweder den Halter ersetzen, oder den ganzen Scheinwerfer tauschen", sagte Lauterwasser. Die Instandsetzung mit Reparatursatz für das Scheinwerfergehäuse koste rund 500 Euro, der Tausch des Scheinwerfers bis über 1500. Gleichzeitig könnte laut Allianz fast das gesamte CO2 eingespart werden, das bei Produktion und Transport eines neuen Scheinwerfers entsteht.

Einige Reparaturen wegen Sicherheitsvorschriften nicht erlaubt

In manchen Fällen stehen einer vergleichsweise günstigen Reparatur auch die behördlichen Sicherheitsvorschriften im Wege: So seien die Polycarbonatscheiben von Scheinwerfern von Haus aus lackiert, sagte Lauterwasser. "Wenn diese Polycarbonatscheiben erblinden oder leichte Kratzer aufweisen, lassen sie sich fachgerecht abschleifen und neu lackieren." Viele Hersteller, darunter Honda, hätten das weltweit freigegeben. "Nur in Deutschland ist das nicht erlaubt, weil es sich um ein bauartgenehmigtes Teil handelt." Lauterwasser appellierte an das Bundesverkehrsministerium, diese Vorschrift prüfen.

In Deutschland ebenfalls nicht etabliert sei die Reparatur mit gebrauchten Ersatzteilen - "zumindest, was Versicherungsschäden betrifft", sagte Lauterwasser. "In England, Schweden oder den USA ist das sehr etabliert, in Frankreich gibt es sogar staatliche Vorgaben, dass den Kunden in einem gewissen Umfang gebrauchte Ersatzteile angeboten werden müssen."

© dpa-infocom, dpa:221019-99-180655/2  © dpa

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