Berlin - Von wegen grüne Welle. Zwar baut das Mutterhaus BMW mittlerweile fast jedes neue Auto auch voll elektrisch. Doch wenn die M GmbH im April ihr erstes eigenständiges Modell seit dem mittlerweile über 40 Jahre alten M1 in den Handel bringt, geschieht die Antriebswende eher halbherzig.
Vielmehr scheint es bei dem 178.000 Euro teuren Plug-in-Hybriden, der den Namen XM trägt, um Performance und Provokation zu gehen. Für entsprechend viel Aufmerksamkeit sorgt das Design: Allein das Format mit 5,11 Metern Länge und 1,76 Metern Höhe sowie die Form mit einer weit um die Kehrseite herumgezogenen Heckscheibe sind auffällig. Doch als wäre das nicht genug, haben sie dem XM auch noch eine Goldkante spendiert.
In breiten Streifen legt sie sich um die Fenster, trennt Kotflügel und Motorhaube und umrahmt den Nierengrill, der nachts beleuchtet ist. Gegen den XM wirken selbst überzeichnete Konkurrenten wie ein Lamborghini Urus oder ein Bentley Bentayga fast schon dezent.
Mit 653 PS gegen den Trend
Und die Provokation geht unter der Haube weiter: Während sich das Mutterhaus voll auf Elektromobilität einschwört, verpasst die M GmbH dem 2,5-Tonnen-Koloss einen kräftigen V8, der bei 4,4 Litern Hubraum allein schon 360 kW/489 PS leistet. Und dazu gibt es noch eine E-Maschine mit 145 kW/197 PS. Das macht zusammen 480 kW/653 PS und sichert dem XM einen Platz ganz vorn in der SUV-Rige.
Weil neben den beiden Motoren im Kofferraum-Boden auch ein Akku mit netto 25,7 kWh installiert ist, fährt der XM sogar knapp 90 Kilometer elektrisch und kommt somit auf einen gemischten Verbrauch von 1,5 Litern (CO2-Ausstoss 33 g/km). Allerdings nur auf dem Papier. In der Praxis zeigt der Bordcomputer schon bei entspannter Fahrweise Werte jenseits von 15 Litern.
Spitzenleister und Kurventalent
Und wirklich entspannt will man den XM kaum fahren. Schliesslich ist die ungeheure Leistung, die sich lautstark durch den Auspuff entlädt, nur allzu verlockend. Und sobald das Gaspedal leicht berührt wird, ist es mit der Zurückhaltung ohnehin vorbei: Mit 800 Nm, die an allen vier Rädern reissen, jagt der XM dem Horizont wie im Zeitraffer entgegen. Von 0 auf 100 geht es in 4,3 Sekunden. Und wenn wenig später 270 km/h auf dem digitalen Tacho erscheinen, dann ist der XM längst aus dem Blickfeld des Hintermanns oder der Hinterfrau verschwunden und nur noch sein prägnanter Sound zu hören.
Der Koloss beweist nicht nur auf geraden Strecken Talent, sondern auch in Kurven. Brett hart und auf den Punkt genau abgestimmt, verbeisst sich der XM derart in den Asphalt, dass ihn auch enge Biegungen nicht aus dem Konzept bringen. Das Gewicht und das riesige Format sind selbst da kaum zu spüren.
Sport trifft Luxus
Das Fahrgefühl ist zwar Sportwagen pur. Doch der Innenraum entspricht durchaus einem SUV. Während der M1 als legendäre Bayern-Flunder dort sehr beengte Verhältnisse bot, empfängt der XM seine Kunden mit extrem viel Platz.
Vorn bestimmen das M-Lenkrad, das feine Sattelleder und das gebogene Display das Fahrerumfeld. Zudem gibt es eine schlaue, aber hoffnungslos überladene Bediensoftware und eine Vielzahl an Assistenzsystemen. Bis dahin unterscheidet sich der XM nur wenig von den anderen X-Modellen. Im hinteren Teil verfolgt die M GmbH jedoch eine eigene Idee.
Denn ähnlich wie sonst nur bei Rolls-Royce ist die Rückbank eher ein Sofa. Und während sich andere Hersteller mit der Grösse ihrer Panoramadächer übertrumpfen, prangt hier an der Decke ein unkonventionelles Relief, das von der Ambientebeleuchtung in Szene gesetzt wird. Das muss man nicht mögen. Aber man muss anerkennen, dass die Bayern damit etwas Neues ausprobieren.
Fazit: Ein Statement für selbstbewusste Kunden
Ein Fahrgefühl wie im Sportwagen, Platz wie in einem X5 und dazu noch reichlich Luxus - auch wenn der XM eher ein SUV für dekadente Spassfahrten ist als für den Alltag, kann man sich der Faszination für die technische Leistung kaum entziehen. Doch die dreiste Provokation ist irritierend. Aber genau das dürfte für viele Kunden den Reiz nur noch erhöhen. Denn mit ausreichend Selbstbewusstsein wird der XM zum Statement "jetzt erst recht".
Datenblatt: BMW XM
Motor und Antrieb: | Plugin-Hybridantrieb mit V8-Benziner und E-Motor |
Benziner: | |
Hubraum: | 4395 ccm |
Max. Leistung: | 360 kW/489 PS |
Max. Drehmoment: | 650 Nm |
E-Motor | |
Max. Leistung: | 145 kW/197 PS |
Max. Drehmoment: | 208 Nm |
System: | |
Max. Leistung: | 480 kW/653 PS |
Max. Drehmoment: | 1000 Nm |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | 8-Gang-Automatik |
Masse und Gewichte | |
Länge: | 5110 mm |
Breite: | 2005 mm |
Höhe: | 1755 mm |
Radstand: | 3105 mm |
Leergewicht: | 2710 kg |
Zuladung: | 590 kg |
Kofferraumvolumen: | 527 - 1820 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 270 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 4,3 s |
Durchschnittsverbrauch: | 1,5 Liter/100 km |
Elektrische Reichweite: | 88 km |
CO2-Emission: | 33 g/km |
Kraftstoff: | Super |
Schadstoffklasse: | Eu6 |
Energieeffizienzklasse: | k.A. |
Kosten: | |
Basispreis des BMW XM: | 178.000 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 80 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Acht Airbags, Tempomat mit Abstandsregelung, digitale Scheinwerfer |
Komfort: | Ledersitze mit Klima- und Massagefunktion, elektrische Heckklappe, Infotainment |
© dpa
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