Berlin - Auch General Motors hat mittlerweile auf Strom umgestellt. Mit dem EV1 waren die Amerikaner sogar lange vor Tesla an der Ladesäule und haben mit den Chevrolet-Modellen Volt und Bolt ihre E-Auto-Sparte weiter ausgebaut. Danach war aber erst einmal Schluss mit der Antriebsrevolution.

Mehr zum Thema Mobilität

Nun hat der Hersteller aus Detroit seine Reformpläne wieder aufgenommen und einen eigenen Elektrobaukasten entwickelt, der über alle Marken ausgerollt wird. Den Anfang macht dabei der Cadillac Lyriq, mit dem die Luxusmarke des Grosskonzerns ab dem nächsten Jahr auch bei uns durchstarten könnte. Vor allem weil ein entscheidender Preisvorteil möglich wäre. Denn in den USA verkaufen sie das schnittige SUV für 62.900 Dollar oder umgerechnet rund 65.000 Euro. Damit zahlt man für ihn deutlich weniger als für deutsche Konkurrenten wie dem Audi e-tron, dem BMW iX oder dem angekündigten Mercedes EQS.

LED-Lichtspiel aussen, Riesen-Display innen

Schon optisch liefert der Lyriq ein klares Statement: Während die Cadillac-Modelle früher durch reichlich Chrom und prätentiöse Formen auffielen, wirkt der neue Crossover gradlinig und modern. Statt eines Kühlergrills gibt es nun eine Kunststoffpaneele mit prunkvoller LED-Inszenierung. Dazu bietet der Lyriq bei fünf Metern Länge und bald drei Metern Radstand viel Platz. Und weil alle Antriebskomponenten im Wagenboden untergebracht sind, leistet er sich anders als die deutsche Konkurrenz auch noch einen Frunk. Wem die nach der grosszügigen US-Norm ermittelten 850 Liter Kofferraum nicht reichen, der kann deshalb das restliche Gepäck oder die Ladekabel im Bug verstauen.

Innen punktet der Lyriq mit einem imposanten Panorama-Display, das sich in einem leichten Bogen bis fast vor den Beifahrer spannt. Integriert sind hier nicht nur Bordcomputer und Tacho, sondern auch Navigation, Infotainment und Internetzugang. War das Ambiente bei Cadillac einst knallig und für europäische Geschmäcker eine Spur zu dick aufgetragen, hält sich General Motors nun an die internationalen Standards der Oberklasse. Das Ergebnis ist ein hochwertiges Interieur, das den entsprechenden Komfort sicherstellt.

Beim Akku auf Augenhöhe mit Audi und Co

Zum Start gibt es den Lyriq mit einem beachtlichen Akkupaket, das eine Kapazität von gut 100 kWh aufweist. Laut US-Norm reicht diese Strommenge durchschnittlich für mindestens 500 Kilometer. Mit beiden Werten schneidet der Cadillac genauso gut ab wie Audi und Co. Und auch beim Laden ist der Lyriq auf der Höhe der Zeit, saugt den Strom daheim mit bis zu 19,2 kW aus der Wand und am öffentlichen Powercharger im besten Fall mit 190 kW. In zehn Minuten fliesst so der Strom für 120 Kilometer.

Die E-Maschine an der Hinterachse hat dank der 250 kW/340 PS und der 440 Newtonmeter mit dem weit über zwei Tonnen schweren SUV leichtes Spiel. Von 0 auf 100 km/h braucht der Lyriq jedenfalls keine fünf Sekunden, und während die Höchstgeschwindigkeit im Mutterland des Tempolimits keine Rolle spielt, sollten für den Export locker 200 km/h und mehr drin sein. Erst recht, wenn bis dahin auch die zweite Motorvariante am Start ist: Die hat im Bug noch einen zusätzlichen E-Motor, kommt dann auf 367 kW/500 PS und fährt standesgemäss mit Allradantrieb.

Für den Highway gemacht

Klar ist die Abstimmung überaus amerikanisch und gedacht für lange, gerade Highways mit tiefen Fugen und Schlaglöchern. Doch wegen seiner soliden Substanz und seiner elektronischen Dämpfer sollten ein paar neue Softwarezeilen genügen, um den Cadillac auch für Europas Strassen zu rüsten.

Das wird mit der Supercruise-Software leider nicht ganz so einfach gelingen: Sie ist die GM-Antwort auf Teslas Autopiloten und ermöglicht autonomes Fahren über lange Strecken - zumindest in den USA. Eine Kamera wacht darüber, dass der Fahrer währendessen nicht einnickt oder sich allzu sehr mit andren Dingen beschäftigt. Weil für diese Technik aber die Fernstrassen digitalisiert sein müssen, ist das ein Plus, mit dem eine mögliche Exportversion für Europa wahrscheinlich erst einmal nicht punkten kann.

Fazit: Fit für den europäischen Markt

Natürlich ist die Zeit der Heckflossen bei Cadillac schon seit Jahreszehnten vorbei, und auch der XT4 ist für amerikanische Verhältnisse durchaus zeitgemäss. Doch mit dem Lyriq ist der luxuriösen GM-Tochter nun ein grosser Schritt nach vorn gelungen. Mit coolem Design, toller Technik und leistungsfähigem E-Antrieb wäre das SUV auch auf dem europäischen Markt konkurrenzfähig und könnte die Marke dort aus ihrer Nische führen. Doch zu seinen Europa-Plänen hält sich der US-Konzern bisher noch bedeckt.

Datenblatt: Cadillac Lyriq

Motor und Antrieb Ein Elektromotor
Max. Leistung: 250 kW/340 PS
Max. Drehmoment: 440 Nm
Antrieb: Heckradantrieb
Getriebe: Eingang-Automatik
Masse und Gewichte
Länge: 4996 mm
Breite: 1976 mm
Höhe: 1620 mm
Radstand: 3093 mm
Leergewicht: k.A.
Zuladung: k.A.
Kofferraumvolumen: 850 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit: > 180 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: < 5,0 s
Durchschnittsverbrauch: k.A.
Reichweite: > 500 km (US-Norm)
Batteriekapazität: 104 kWh
Kraftstoff: Strom
Schadstoffklasse: k.A.
Effizienzklasse: A+
Kosten:
Basispreis der Modellreihe: ca. 65.000 Euro
Kfz-Steuer: 0 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit: Acht Airbags, LED-Scheinwerfer, Anstandstempomat mit Lenkeingriff, Supercruise
Komfort: Klimaautomatik, Navigation, Sitzheizung

Alle Daten laut Hersteller  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.