Stiftung-Warentest sorgt für Wirbel bei den Autoherstellern und deren Auto-Apps: Viele Fahrzeuge und die zugehörigen Apps übermitteln laut der Verbraucherorganisation deutlich mehr Daten, als sie eigentlich müssten. Im Test "Vernetzte Autos" kam keine einzige Anwendung mit einer guten Bewertung beim Thema Datenschutz weg.

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In Zeiten, in denen das Smartphone immer mehr Funktionen des eigenen Pkw übernehmen kann – Bordcomputer, Navigationsgerät und Türöffner sind da nur einige Beispiele – ist die Frage nach dem Datenschutz, und wie die Autohersteller damit umgehen, durchaus legitim. Stiftung-Warentest ist dieser Frage in einem aktuellen Test nachgegangen. Das Ergebnis stellt den Autoherstellern jedoch kein gutes Zeugnis aus. Keine einzige der 26 getesteten Auto-Apps – darunter VW Media Control, Audi MMI Connect, Mercedes me, BMW Connected und Toyota Service – nimmt das Thema Datenschutz wirklich ernst.

Auto-Apps: Datenübermittlung und Verwendung bleiben im Dunkeln

Vernetzte Autos sind ohne Zweifel eine praktische Sache: Den Kilometerstand auf dem Smartphone checken, Türen öffnen und schliessen, ein- und ausparken – das alles lässt sich heute problemlos mit einem Wisch erledigen. Doch welche Daten werden dabei an die Hersteller übermittelt? Der Test offenbart offensichtliche Mängel der Anwendungen: "Klare, verständliche Datenschutzerklärungen liegen für keine der Apps vor", kritisieren die Experten, noch könne ein User darüber entscheiden, welche Daten nach aussen dringen, und welche nicht. So senden etwa die Apps von BMW, Mercedes und Audi gleich beim Startvorgang den Standort sowie den Mobilfunkanbieter an Google beziehungsweise Apple.

Darüber hinaus sei schon der Anmeldevorgang bei den Diensten als kritisch zu betrachten, so Stiftung-Warentest. Das Problem: Nutzer müssen sich meist mit Namen und Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) bei den Apps anmelden. Die Experten sehen hier eher einen Zufallscode für die Zuordnung im Vorteil – denn mit der FIN lässt sich etwa der Erstkäufer des Autos ermitteln. Auch die Informationen zum Datenschutz in App-Store und Play-Store seien laut den Testern meist lückenhaft und oft sogar nur auf Englisch erhältlich.

Viele Anwendungen laufen im Hintergrund mit

Viele Anwendungen haben zudem die Eigenart, ständig im Hintergrund mitzulaufen. So wird etwa der Standort des Fahrzeuges ins Silicon Valley geschickt, obwohl die Navi-App vom Fahrer gar nicht verwendet wird. All diese unbemerkt übermittelten Daten könnten die Firmen dazu nutzen, ein relativ genaues Nutzerprofil zu erstellen, sagen die Experten. Dazu müssten die User jedoch eine eindeutige Willenserklärung abgeben. Das deutsche Bundesdatenschutzgesetz untermauert dies: Personenbezogene Daten dürfen demnach nur erhoben werden, wenn darüber eindeutig und vor der Installation der App aufgeklärt wird und der Verbraucher damit auch einverstanden ist.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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