Trotz Dieselskandal und erster Fahrverbote bleibt das Interesse von Käufern an Elektroautos gering. Das staatliche Förderprogramm wird kaum in Anspruch genommen. Eine aktuelle Studie macht drei grosse Hindernisse für den schleppenden Absatz der E-Autos in Europa verantwortlich.

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Das Förderprogramm für Elektromobilität führt nach wie vor nicht zum erhofften Aufschwung beim Absatz von E-Autos. Seit Juli 2016 erhalten Käufer von Elektroautos Fördergelder vom Staat. 4.000 Euro gibt es für vollelektrische Autos, 3.000 Euro für Hybrid-Fahrzeuge. Bis Ende Juni 2018 gingen jedoch erst 66.029 Anträge beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ein (Bafa).

Förderungen für E-Autos werden kaum genutzt

Von den verfügbaren Mitteln seien rund 100 Millionen Euro verbraucht. Das entspreche einem Sechstel der Fördersumme, erklärte Bafa-Präsident Andreas Obersteller am vergangenen Montag. Neben den 600 Millionen Euro vom Staat stellt die Industrie weitere 600 Millionen Fördermittel bereit. Mitte 2019 läuft das Programm aus, sofern es nicht verlängert wird.

Warum der Markt für Elektroautos in europäischem Massstab nur schleppend in Gang kommt, hat der Europäische Verband der Automobilindustrie (ACEA) gerade in einer Studie ergründet. Die Experten sehen drei grosse Barrieren, die eine weitere Verbreitung der Elektromobilität verhindern: Erschwinglichkeit, Infrastruktur und Investitionen.

E-Autos sind für die meisten Europäer nicht finanzierbar

Erschwinglichkeit: Elektroautos (mit Plug-in-Hybriden) haben laut ACEA derzeit in der EU einen Anteil an den Verkäufen von 1,5 Prozent. 85 Prozent davon werden in den sechs reichsten EU-Ländern verkauft. In der Hälfte der 28 EU-Länder beträgt der Marktanteil von Elektroautos höchstens 0,75 Prozent. In den ärmsten EU-Ländern, insbesondere in den baltischen Staaten und Osteuropa, ist deren Anteil kaum existent.

Die meisten Ladestationen in vier Ländern

Infrastruktur: In der EU gibt es etwa 100.000 Ladestationen. Laut dem Industrieverband werden bis 2025 aber mindestens zwei Millionen benötigt. 76 Prozent der Ladepunkte konzentrieren sich auf vier EU-Länder: Niederlande (32.875), Deutschland (25.241), Frankreich (16.311) und Grossbritannien (14.256). Am anderen Ende des Spektrums liegt Rumänien mit nur 116 Ladepunkten.

Investitionen: Als drittes Hindernis sieht der Verband der europäischen Autoindustrie, dass zu wenig in die Ladeinfrastruktur investiert werde. So zahlen nur drei EU-Länder Subventionen für die Einrichtungen von Ladestationen für Elektroautos. Die EU habe schon 2014 eine Richtlinie über die Infrastruktur für alternative Antriebe erlassen, deren Umsetzung lasse jedoch zu wünschen übrig.

Eine Erklärung für die geringe Akzeptanz von Elektroautos in Deutschland liefert der ACEA nicht. Der Verband betont, dass Förderungen den Verkauf eindeutig stimulieren würden. Als Beispiel nennen die Experten Schweden, wo hohe Zuzahlungen zu einem Marktanteil von 5,2 Prozent geführt hätten.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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