Berlin - Der elektrische Hyundai Ioniq 5 bekommt einen Bruder: Kurz nach dem Jahreswechsel stellen die Koreaner dem hoch aufragenden SUV mit dem Ioniq 6 eine flache Limousine zur Seite. Trotz des gleichen Antriebs soll sie deutlich weiter kommen. Viel mehr kosten wird der neue Stromer wohl aber nicht. Finale Preise gibt es zwar noch nicht, doch dürfe man sich am Ioniq 5 orientieren, sagt der Hersteller. Und der startet aktuell bei etwa 42.000 Euro.
Mehr Reichweite durch verbesserte Aerodynamik
Mit 185 km/h in der Spitze fährt der Ioniq 6 genauso schnell wie der Fünfer. Doch statt bestenfalls 507 kommt er 624 Kilometer weit. Das liegt vor allem an der deutlich effizienteren Aerodynamik. Der Ioniq 6 ist viel flacher geschnitten als der Ioniq 5 und in einem einzigen Bogen gezeichnet. Zudem wurde der Windkanal mit Verkleidungen, Schwellern und gleich zwei Spoilern am Heck optimiert. Extra schlanke Kameras ersetzen die Aussenspiegel. So kommt die 4,85 Meter lange Limousine auf einen cw-Wert von 0,21 statt 0,29 und erzeugt entsprechend weniger Luftwiderstand.
Den Preis für den geringen Luftwiderstand zahlen die Hinterbänkler. Die haben zwar bei knapp drei Metern Radstand genügend Beinfreiheit, doch bleibt über dem Kopf mitunter etwas wenig Luft zur Decke. Auch der Kofferraum ist kleiner, zumal die Klappe nicht im Dach, sondern unter der Heckscheibe beginnt. Aber dafür gibt es jede Menge praktische Ablagen. In den hinteren Türkonsolen befinden sich etwa Handytaschen. Die Mittelkonsole dient als Laptop-Aufbewahrung. In der ersten Reihe lässt sich Kleinkram in transparenten Türtaschen verstauen, wo man ihn dann schnell wiederfindet. Weil die Klimaanlage unter die Fronthaube gewandert ist, hat der Ioniq 6 wie schon der Ioniq 5 eine grosse Schublade anstelle des Handschuhfachs. Obwohl es auch im Bug enger zugeht, bleibt dort noch immer Platz für einen Frunk, in dem sich zumindest das Ladekabel verstauen lässt.
Nachhaltiges und stimmungsvolles Innendesign
Dazu gibt es ein ungewöhnliches Ambiente, das bestimmt wird durch eine nachhaltige Materialauswahl. Zwar wollen die Koreaner nicht ganz auf Leder verzichten, doch die Kunststoffe stammen aus recycelten Fischernetzen oder PET-Flaschen. Einige Oberflächen sind daher vielleicht nicht ganz so elegant, dafür aber umweltschonend. Insgesamt überzeugt das Innendesign: Die ausgehöhlten Türen ermöglichen mehr Bewegungsfreiheit. Die Wellenstruktur lässt das Ambientelicht stimmungsvoll schimmern. Die digitalen Anzeigen, der grosse Touchscreen sowie die Monitore für die Aussenspiegel werden auf einer breiten Schalttafel präsentiert, die unter der Frontscheibe zu schweben scheint.
Mit einem oder zwei Elektromotoren
Angeboten wird der Ioniq 6 analog zum Fünfer in zunächst drei Konfigurationen: Das Basismodell kommt mit einer 58 kWh-Batterie und einem 125 kW/170 PS starken Motor an der Hinterachse. Darüber rangiert eine Version mit 77,4 kWh, zwei Motoren, Allradantrieb und 169 kW/229 PS. Und für das ebenfalls mit dem grossen Akku bestückte Top-Modell weisen die Koreaner 239 kW/325 PS aus. Alle Versionen haben eine Betriebsspannung von 800 Volt und laden deshalb besonders schnell: An einer 350 kW-Säule angestöpselt, schafft der Ioniq 6 den Sprung von 10 auf 80 Prozent im besten Fall in 18 Minuten.
Das Fahrgefühl ist mit dem Ioniq 5 vergleichbar: Wie bei allen Stromern hat der Kickdown etwas vom Sportwagen, denn mit über 600 Nm beschleunigt die Limousine in 5,1 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Und wie immer wirkt dieser Kraftakt ohne das Getöse von Motoren etwas gespenstisch. Weil die Karosserie den Fahrtwind besser vorbeileitet, herrscht beim Sechser sogar noch mehr Ruhe.
Was noch auffällt, das sind der von grossen Radeinschlag begünstigte handliche Wendekreis, der das Mittelklasse-Modell beim Rangieren auf das Format eines Kompakten schrumpfen lässt. Ebenso bemerkenswert sind die starken Rekuperationsstufen, die auf Knopfdruck reagieren und die mechanische Bremse zeitweise überflüssig machen. Das stramme Fahrwerk mag sich zwar in Kurven bewähren, bei Temposchwellen tut sich die schwere Limousine damit jedoch schwer und büsst etwas an Komfort ein.
Fazit: Hohe Effizienz und elegantes Design überzeugen
Der Run auf SUVs scheint ungebrochen. Und weil die hohe Karosserie den Akku so gut kaschiert, folgen Elektroautos besonders häufig diesem Trend. Doch mit dem Ioniq 6 will Hyundai die Kundschaft wieder in eine Limousine locken. Und das könnte klappen. Zwar bietet er weniger Platz und Präsenz, dafür überzeugt jedoch seine hohe Reichweite und das sportlich-elegante Design.
Datenblatt Hyundai Ioniq 6
Motor und Antrieb | Zwei Elektromotoren |
Max. Leistung: | 239 kW/325 PS |
Max. Drehmoment: | 605 Nm |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | 1-Gang-Automatik |
Masse und Gewichte | |
Länge: | 4855 mm |
Breite: | 1880 mm |
Höhe: | 1495 mm |
Radstand: | 2995 mm |
Leergewicht: | k.A. |
Zuladung: | k.A. |
Kofferraumvolumen: | k.A. |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 185 km/h |
Beschleunigung 0-100: | 5,1 s |
Durchschnittsverbrauch: | k.A. |
Reichweite: | 614 km |
CO2-Emission: | 0 g/km |
Batteriekapazität: | 77,4 kWh |
Schadstoffklasse: | k.A. |
Energieeffizienzklasse: | A+ |
Kosten: | |
Basispreis des Hyundai Ioniq6: | ca. 42.000 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 0 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Sechs Airbags, adaptiver Tempomat, LED-Scheinwerfer, Allradantrieb |
Komfort: | Klimaautomatik, Virtuelles Cockpit, Ambientebeleuchtung |
Alle Angaben laut Hersteller © dpa
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