Autohäuser werben oft mit sehr günstigen Finanzierungen. Es winken geringe Zinsen und niedrige Raten. Unter Umständen ist jedoch ein klassischer Ratenkredit vorteilhafter.

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Käufer eines Neuwagens oder eines jungen Gebrauchtwagens finanzieren diese Anschaffung oft. Denn einen in der Regel fünfstelligen Betrag können oder wollen die Käufer oft nicht auf einen Schlag hinlegen. Warum auch – schliesslich sind Autokredite doch so praktisch und günstig. Nicht selten lässt sich bereits ab 99 Euro im Monat das neue Auto finanzieren. Das rechnet sich doch, oder etwa nicht?

Autohäuser werben mit niedrigen Raten

In der Werbung von Autohäusern und Herstellern wird oft die niedrige Rate herausgestellt. Zu Beginn ist in der Regel eine Anzahlung fällig, die jedoch eine überschaubare Höhe hat. Üblich sind etwa 20 Prozent des Fahrzeugpreises. In vielen Fällen nimmt das Autohaus das alte Auto zu guten Konditionen in Zahlung. Manchmal wird sogar auf eine Anzahlung verzichtet. Dadurch fällt der Einstieg in den Autokredit leicht – was der Sinn einer solchen Finanzierung ist.

Dadurch wird oft weniger beachtet, dass am Schluss der Finanzierung, etwa nach drei Jahren, eine hohe Abschlusszahlung fällig wird. Durch die kleine Anzahlung und die niedrigen Raten schieben die Käufer so einen grossen Teil der Kreditsumme vor sich her. Diese Art der Finanzierung wird „Ballonkredit“ genannt – das dicke Ende kommt am Schluss. Bei einem typischen Ballonkredit ist ungefähr die Hälfte des Kaufpreises am Schluss fällig.

Viele Käufer refinanzieren die Abschlusszahlung

Wenn die Autokäufer den benötigten Betrag auf dem Konto haben und die Abschlusszahlung leisten können, ist alles gut gelaufen: Sie besitzen nun das Auto und konnten es bequem per Kredit finanzieren.

Allerdings ist für viele Käufer die benötigte Summe von typischerweise mehr als 6.000 Euro zu hoch. In diesem Fall bieten sich zwei Alternativen an: Refinanzierung oder Verkauf des Autos.

Bei der Refinanzierung könnten die Zinsen aber nicht mehr so niedrig ausfallen wie beim ursprünglichen Autokredit. Denn die finanzierende Bank, oft eine Tochtergesellschaft des Automobilherstellers, kann nun eher marktübliche Zinsen verlangen – und das wird sie tun. Der Autokredit wird damit letztlich teurer als ursprünglich angenommen.

Auto wird oft nach Kreditende verkauft

Die zweite Möglichkeit, der Verkauf des Autos, ist durchaus üblich. Aus diesem Grund hat die Abschlusszahlung eine Höhe, die in etwa dem Restwert des Autos nach drei Jahren entspricht. Am einfachsten verkaufen Besitzer ihr Fahrzeug an das Autohaus, bei dem sie es zuvor als Neuwagen erworben haben.

Der Händler überweist den Kaufpreis an die Bank und erhält dafür den Brief. Die Wertdifferenz kann in bar ausgeglichen werden. Beim Rückkauf wird der Händler den Gebrauchtwagen allerdings ähnlich kritisch inspizieren wie einen Leasing-Rückläufer. Auch für Kratzer und andere kleinere Blessuren werden teilweise aufwendige Reparaturen veranschlagt. Eine solche Finanzierung mit Rückgabe nach drei Jahren ähnelt letztlich einem Leasingvertrag.

Das Auto privat zu verkaufen, ist nicht so einfach – es gehört schliesslich noch der Bank. Übrigens: Vor dem gleichen Problem stehen Autobesitzer übrigens auch, wenn sie das Auto schon vor Ablauf des Autokredits verkaufen wollen. Ohne Brief kein Verkauf, ohne Restzahlung kein Brief.

Ratenkredit ist oft vorteilhaft

Im Vergleich zum günstigen Autokredit vom Autohaus kann der klassische Ratenkredit von der Hausbank die sinnvollere Lösung sein, sofern man das Auto wirklich behalten und nicht nach drei Jahren sowieso verkaufen will. Die einzelnen Raten sind deutlich höher, entsprechen aber eher dem, was das Auto kostet, also der Kreditsumme. Wenn das zu viel ist, ist es eine Überlegung wert, das Auto eine Nummer kleiner und/oder älter zu wählen.

Bei einem Ratenkredit tritt der Autokäufer als Barzahler auf. Das ermöglicht es, auch günstige Autos von privaten Verkäufern zu erwerben. Ob der Verkäufer eine Finanzierung anbieten kann, spielt dann keine Rolle. Mit Autohändlern können Barzahler über Nachlässe und Zugaben frei verhandeln. Ausserdem: Nach Vertragsabschluss gehört das Auto dem Käufer und nicht der Bank. Das ist vielleicht auch etwas wert.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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