Das Kfz-Gewerbe leidet unter der Dieselkrise: Hoher Wertverlust und lange Standzeiten bei Gebrauchtwagen mit Dieselmotor belasten die Branche. Jetzt soll es die Politik richten und für zügige Nachrüstung des Fahrzeugbestands mit verbesserter Abgasreinigung sorgen. Peugeot kontert die Unsicherheit beim Diesel durch eine "Umtauschgarantie".
Der Verband des Kfz-Gewerbes ZDK ist unzufrieden mit der wirtschaftlichen Entwicklung seiner Branche: Trotz gestiegener Neuzulassungen ist der Umsatz der Autohändler und Werkstätten 2017 nur um 1,4 Prozent auf 174,4 Milliarden Euro gestiegen. Als Bremse für Umsatz und Gewinn hat der Branchenverband die gebrauchten Dieselfahrzeuge ausgemacht, die sich derzeit zäh wie Schweröl verkaufen: "Die Autokäufer sind zutiefst verunsichert, drohende Fahrverbote in den Ballungsgebieten machen gebrauchte Diesel fast unverkäuflich", sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski auf der Jahrespressekonferenz des Verbands am gestrigen Donnerstag.
Hunderttausende Euro-5-Diesel bei den Händlern
Eine Blitzumfrage des Verbands bestätigt die Diagnose. 55 Prozent der Händler melden einen steigenden Bestand an Dieselfahrzeugen. Inzwischen stehen über 300.000 Euro-5-Diesel-Pkw mit einem Wert von über 4,5 Milliarden Euro bei den Händlern auf dem Hof. Während Autos mit Benzinmotoren im Schnitt nach 80 Tagen verkauft sind, brauchen Diesel 100 Tage bis zum Verkauf. Jeder Standtag kostet den Händler 28 Euro pro Tag, hinzu kommt ein Wertverlust von einigen Tausend Euro pro Fahrzeug.
Nachrüstung soll Verkaufswert der Diesel retten
"Daher ist es umso wichtiger, dass es auf politischer Ebene in Sachen Hardware-Nachrüstung älterer Diesel jetzt schnell vorangeht", so ZDK-Präsident Karpinski. Mit 52 Prozent wünschte sich ebenfalls eine knappe Mehrheit der befragten Händler Hardware-Nachrüstungen zur Abgasreinigung von Dieseln, um den Wert der Bestände zu sichern und den Verkauf zu beschleunigen.
Wie das in der Praxis funktionieren soll, erscheint jedoch unklar. Denn selbst wenn sich Politiker und Industrie noch dieses Jahr auf eine Umrüstungsstrategie einigen könnten, müssten die Hersteller erst geeignete Umrüstpakete zusammenstellen. Diese Nachrüstsätze benötigen Zulassungen durch das Kraftfahrt-Bundesamt – und zwar eine eigene für jedes Modell und jede Motorvariante. Das dauert. Vor diesem Hintergrund erscheint es fraglich, ob Nachrüstsätze früher als in zwei Jahren in grösserem Umfang zum Einbau zur Verfügung stehen. Sicher nicht schnell genug, um die Autohändler vor Wertverlusten beim derzeitigen Bestand von Dieselautos schützen zu können.
Peugeot tauscht im Ernstfall Diesel gegen Benziner
Wie man gegen den Strom schwimmen und ein Zeichen für Dieselmotoren setzen kann, zeigt Peugeot gerade mit seiner "Diesel-Sorglos-Garantie". Die gilt für alle Käufer, die einen Leasingvertrag für einen Peugeot 308, 2008, 3008 oder 5008 mit Euro-6-Diesel abschliessen. Sollte es für diese Fahrzeuge zu Fahrverboten in deutschen Innenstädten kommen, können die Fahrer ihren Leasingvertrag gegen einen neuen Leasing- oder Finanzierungsvertrag für einen Benziner tauschen. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.