Was deutsche Käufer oft verschmähen, findet in europäischen Nachbarländern reissenden Absatz. In grosser Zahl werden Gebrauchtwagen mit Dieselmotoren verkauft. Allerdings zeichnet sich in Deutschland ein Stimmungsumschwung in Sachen Diesel ab.
Laut einer aktuellen Studie sind die Exporte gebrauchter Diesel in einem Jahr um 20,5 Prozent auf 239.541 Fahrzeuge gestiegen. Ermittelt hat die Zahlen das "Institut für Angewandte Logistik (IAL)" der Hochschule Würzburg-Schweinfurt und das Stuttgarter Softwarehaus AEB.
"Andere EU-Länder greifen gerne zu im Schnäppchenparadies und kaufen Tausende gut funktionierende Gebrauchtwagen billig auf", heisst es in einer AEB-Mitteilung.
International fast überall steigende Diesel-Nachfrage
Für junge Diesel-Gebrauchtwagen interessieren sich besonders Käufer in West-, Mittel und Südeuropa. Am stärksten gestiegen sind die Käufe deutscher Import-Diesel in Österreich (+ 41,3 Prozent), Frankreich (+ 34 Prozent) und Spanien (+ 30,8 Prozent). Die meisten Diesel-Fahrzeuge wurden in Italien (22.045), Österreich (21.307) und Frankreich (16.527) verkauft.
Ausserhalb der EU wächst der Run auf diese Autos geradezu explosionsartig. Den heftigsten Anstieg der Nachfrage verzeichnet die Ukraine, wo sich die Verkäufe mehr als verdoppelten, gefolgt von Kroatien mit einer Steigerung um 89,6 Prozent.
Nur in wenigen Ländern gehen die Käufe zurück
Nur in wenigen Märkten mit hohem Umweltbewusstsein der Autofahrer steigt die Nachfrage nach Dieseln aus Deutschland nicht. Exporte nach Norwegen gingen um 26,6 Prozent zurück, Ausfuhren in die Schweiz um 18,7 Prozent.
Die Transportkosten spielen bei den Verkäufen keine grosse Rolle. Denn durch die eingespielte Logistik kostet der Transport eines Autos ins europäische Ausland nur wenige Hundert Euro.
Bei fünfstelligen Verkaufspreisen für junge gebrauchte Dieselautos sind solche Ausgaben kein Hindernis.
Anzeichen für Stimmungsumschwung in Deutschland
Für den Diesel zeichnet sich gerade ein schwacher Hoffnungsschimmer ab. Denn laut "Diesel-Barometer" der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) wurden im Juni wieder mehr Diesel-Gebraucht- und -Neuwagen verkauft als noch im Mai.
Die Wertentwicklung gebrauchter Dieselautos verläuft allerdings noch leicht fallend mit -0,2 Prozent.
Ist die Trendwende in Sachen Dieselverkäufe in Sicht? Laut DAT zeigt sich im 33. Monat der Diesel-Diskussion der Selbstzünder zwar geschwächt. Aber sowohl in der medialen Wahrnehmung als auch in den Verkaufszahlen und Fahrzeugwerten sei keine weitere dramatische Verschlechterung zu erkennen.
Nach Beobachtung der DAT hat sich die Haltung der Verbraucher, was die Auswirkung von Fahrverboten auf die Luftqualität betrifft, deutlich geändert. Knapp die Hälfte glaubt, dass neben Dieselabgasen andere Faktoren eine grössere Rolle spielen. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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