- Wenn ein Auto mit einem Reh kollidiert, geht das für beide Seiten meist übel aus.
- Im Herbst ist das Risiko für Wildunfälle mit am grössten.
- Jährlich werden nicht nur zahlreiche Menschen verletzt oder gar getötet, auch zehntausende Tiere verenden bei Wildunfällen.
Im Jahr 2019 wurden den Autoversicherern rund 295.000 Wildunfälle gemeldet. Das war ein Zehn-Jahres-Rekord. Rein rechnerisch kollidierten damit jeden Tag 800 Autos mit einem Wildtier. Die Zahlen für 2020 werden demnächst veröffentlicht. Rehe kommen am häufigsten unter die Räder. Ein 20 Kilogramm schweres Reh hat beim Zusammenstoss bei Tempo 100 ein Aufschlaggewicht von fast einer halben Tonne.
Wann ist die Gefahr am grössten?
Im Frühjahr zwischen April und Mai sorgen insbesondere Wildschweinrotten mit ihren Frischlingen für eine um rund 20 Prozent höherer Unfallgefahr. Zwischen Oktober und Dezember passieren dann besonders viele Unfälle mit Hirschen, weil diese in ihrer Brunftzeit sehr aktiv sind.
Die grösste Gefahr droht grundsätzlich in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und Nebel sowie auf Strassen an Wiesen, Feldern und Wäldern. Die Zeitumstellung Ende Oktober verschärft die Situation noch: Tiere ändern ihre Gewohnheiten natürlich nicht, was dazu führt, dass Autofahrer sich ab Ende Oktober bereits am späten Nachmittag auf verstärkte Wildwechsel einstellen müssen.
Wie sollten Autofahrer reagieren?
Grundsätzlich gilt: Im Wald und an Feldrändern Fuss vom Gas. Bei Tempo 70 ist der Bremsweg bei einer Gefahrenbremsung etwa 25 Meter lang - bei Tempo 100 bereits 50 Meter. Steht Wild an der Strasse, sollten riskante Ausweichmanöver vermieden werden. Der Zusammenprall mit einem anderen Auto oder Baum geht in der Regel weniger glimpflich aus als die Kollision mit einem Tier. Als Regel gilt: Beim Auftauchen von Wild Fernlicht abblenden, bremsen, hupen und das Auto auf Spur halten. Zudem sollte immer mit Nachzüglern gerechnet werden.
Was ist nach einem Wildunfall zu tun?
Die Unfallstelle sollte gesichert und die Polizei gerufen werden. Gibt es Verletzte, wird auch der Rettungsdienst gerufen. Ein verletztes oder totes Tier sollte möglichst nicht angefasst werden. Die Bergung ist Sache des Försters oder Jagdpächters. Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar.
Was ist wegen der Versicherung zu beachten?
Autofahrer sollten nach dem Unfall die Schäden fotografieren und sich eine Wildunfallbescheinigung von Polizei, Förster oder Jagdpächter ausstellen lassen. Einige Anbieter decken über die Teilkaskoversicherung Schäden durch sogenanntes Haarwild, also Rehe, Hirsche und Wildschweine, ab. Andere Versicherer weiten ihren Schutz zusätzlich auf Unfälle mit bestimmten weiteren oder auch sämtlichen Tieren aus.
Wenn nicht nachzuweisen ist, dass der Schaden am Fahrzeug durch den Zusammenstoss mit Wild oder infolge von Ausweich- oder Bremsmanövern entstand, kann er über die Vollkaskoversicherung reguliert werden.
Welche Schutzmassnahmen helfen gegen Wildunfälle?
Eine frühere Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer ergab, dass keine der empfohlenen Massnahmen wie Duftbarrieren, optische und akustische Reflektoren, Wildwechselschilder oder Sträucher am Strassenrand wirksam Wildunfälle reduziert. Selbst die seit einigen Jahren eingesetzten blauen Wildwarnreflektoren am Fahrbahnrand, die Tiere irritieren sollen, haben demnach kaum Auswirkungen, wenngleich es auch gegenteilige Untersuchungen gibt. Am effektivsten sind offenbar Wildschutzzäune wie an Autobahnen. Ansonsten heisst es: Fuss vom Gas.
© AFP
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