Beobachtet man den Strassenverkehr in Deutschland, fällt auf, dass hierzulande viele deutsche und asiatische, sowie einige französische Autos den Grossteil der Pkw ausmachen. Ziemlich unterrepräsentiert sind allerdings Autohersteller aus den USA. Doch woran liegt das?
Der neue US-Präsident
US-Cars sind in Deutschland verhältnismässig günstig
An den Verkaufspreisen der hierzulande erhältlichen US-Modelle kann es jedenfalls nicht liegen. So kostet etwa ein Cadillac ATS, der als markant designte Mittelklasse-Limousine gegen Modelle wie den BMW 3er, den Audi A4 oder die Mercedes C-Klasse antritt, auch nicht mehr als 40.000 Euro. Zieht man die nicht selten umfangreiche Grundausstattung vom Kaufpreis ab, kommt die US-Limousine meist sogar günstiger als die europäische Konkurrenz.
Nicht viel anders verhält es sich beim Sportwagen Chevrolet Camaro: Schon ab 39.900 Euro ist der Hauptkonkurrent des etwa gleich teuren Ford Mustang zu bekommen. Die volle US-Power mit 453 PS starkem, 6,2 Liter grossen V8-Block kostet im Camaro gerade einmal 6.000 Euro mehr. Dennoch fährt ihm der Ford Mustang mit über 5.200 Neuzulassungen in 2016 um die Ohren – der Chevy kam im gleichen Zeitraum auf gerade einmal 371 zugelassene Fahrzeuge.
Das Angebot stimmt oft nicht
Sieht man einmal von Hersteller Ford ab, der schon seit Jahrzehnten mit einem riesigen Händlernetz und Werken in Saarlouis und Köln praktisch als deutscher Hersteller wahrgenommen wird und deshalb am besten weiss, was der deutsche Autofahrer wünscht, hapert es oft an passgenauen Angeboten. So gibt es beispielsweise bis heute keine sparsamen Dieselmotoren in den Modellen von Cadillac. Die in Deutschland nach wie vor sehr beliebte Karosserieform des Kombis haben die Amerikaner erst seit wenigen Jahren überhaupt im Programm. Ein Beispiel ist der Cadillac CTS Sport Wagon. Zuguterletzt macht der Marke das erschreckend dürftige Netz an Händlern zu schaffen, das höchstens aus einigen Opel-Autohäusern besteht, die sich bereit erklärt haben, die Premium-Amis zu verkaufen.
Ähnlich sieht es bei der Fiat-Chrysler-Marke Jeep aus: Zwar haben die US-Offroader seit dem Firmenzusammenschluss auch Zugriff auf sparsame Selbstzünder, doch das grosse SUV Jeep Grand Cherokee ist nach wie vor nur mit mindestens sechs Brennräumen zu bekommen – die Konkurrenz setzt in dieser Klasse nicht selten bereits auf kleinere Aggregate und lockt mit höchster Effizienz bei gleichbleibendem SUV-Komfort. Müssen einige US-Hersteller also andere Autos für den deutschen Markt bauen? Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel konterte zumindest die Klage des US-Präsidenten bezüglich der deutschen Auto-Vorlieben: Um mehr Fahrzeuge hierzulande abzusetzen, "müssen die USA bessere Autos bauen", sagte der SPD-Politker.
Das Image ist nicht ausreichend
Ein nicht zu verachtender Punkt sind ausserdem die anhaltend schlechten Bewertungen bei Kundenzufriedenheitsstudien, wie etwa die Ergebnisse des Marktanalysten J.D. Power zeigen. Während Mercedes-Benz, BMW und auch Toyota meist überdurchschnittlich gute Bewertungen erhalten, bleibt etwa dem US-Hersteller Chevrolet meist nur einer der hinteren Plätze. Schliesslich leiden so gut wie alle US-Automarken immer noch an Vorurteilen unter deutschen Autofahrern, die nicht so leicht wegzubekommen sind: Durstige Motoren, schwammige Fahrwerke, zu weiche Sessel im Innenraum, sowie eine allgemein minderwertige Verarbeitung aller Bauteile – die Liste der gängigen Vorurteile ist auch heute noch lang.
Dabei stecken in vermeintlich uramerikanischen Autos heutzutage mehr Bauteile aus aller Welt, als so mancher amerikanische Patriot glauben mag. Eine von der US-Webseite Cars.com veröffentlichte Liste mit dem "American-Made Index" zeigt etwa, dass ausgerechnet der Toyota Camry das Auto mit den meisten Teilen "Made in USA" ist. Um in die Liste überhaupt aufgenommen zu werden, müssen 75 Prozent der verwendeten Teile aus den USA stammen. Mit dem Chevrolet Traverse findet sich das erste Auto eines US-Herstellers erst auf Platz sechs der Liste. Das meistverkaufte Auto der USA, der Pick-up Ford F-150, ist 2016 erstmals unter die magische Grenze gefallen. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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