Tachomanipulationen sind verboten. Doch da grosse Gewinne locken und der Betrug recht einfach ist, dürfte mittlerweile an jedem dritten Gebrauchtangebot gedreht worden sein. Wie können sich Autofahrer davor schützen?
Tachobetrug ist strafbar, aber auch sehr lukrativ. Und dank günstiger Geräte ist er einfach zu begehen. Wenn die Betrüger gut arbeiten, sei nichts zu erkennen, berichtet die Stiftung Warentest in der Zeitschrift "Finanztest" (Heft 02/2018).
Laut Schätzungen der Polizei sei mittlerweile jedes dritte Gebrauchtangebot manipuliert, oft sogar um mehr als 100.000 Kilometer. Im Schnitt betrage der Mehrgewinn dabei 3.000 Euro pro Auto.
"Finanztest" gibt unter anderem folgende Tipps, die helfen können, sich vor manipulierten Autos zu schützen:
Papiere unter die Lupe nehmen
Das Serviceheft muss vorliegen. Liegt das auch Checkheft oder Scheckheft genannte Dokument nicht vor, rät "Finanztest" vom Kauf ab. Aber auch hier fälschen die Betrüger.
Ein Indiz kann die Stempeltusche sein. Die ändere sich mit der Zeit. So sollten Schwärze und Kontrast über die Jahre unterschiedlich wirken. Verdächtig: In einem alten Heft sehen alle Stempel gleich aus.
Am besten sind zusätzlich Prüfberichte und Werkstattrechnungen sowie optimalerweise auch die Zettel der vorangegangenen Ölwechsel verfügbar. Denn auf letzteren sind in der Regel die Kilometerstände notiert.
Hier kontrollieren die Käufer, ob die Zeit- und Kilometerangaben glaubwürdig sind. Der aktuelle Ölwechselzettel hängt meist im Motorraum. Ist der dort angegebene Stand des letzten Wechsels höher als der aktuelle Tachostand, ist der Betrug offensichtlich.
Wenn der Wagen bereits in einer Vertragswerkstatt war, lassen sich dort unter Umständen die dort bereits hinterlegten Tachoangaben in Erfahrung bringen. Nicht jeder Hersteller gebe aber auch Auskunft.
Der erste Eindruck zählt
Extrem günstige Angebote sollten generell skeptisch machen. Denn im Internet kann sich eigentlich jeder Verkäufer über das realistische Preisgefüge informieren.
Gibt der Verkäufer einen guten Grund dafür an, warum er sein Auto etwa nach einer sehr kurzen Haltezeit schon wieder verkaufen will?
Macht er generell einen seriösen Eindruck oder preist er das Auto überschwänglich an? Beantwortet er Fragen vernünftig oder hat er Ausreden?
Zustand im Innenraum beachten
Ein starker Verschleiss im Innenraum etwa an Sitzen, Lenkrad, Schaltknüppel oder Pedalen kann zusammen mit einer angeblich geringen Laufleistung ein Indiz sein.
Aber auch ein guter Zustand ist noch kein Freifahrtschein. Denn das Interieur wieder aufzuhübschen sei verhältnismässig günstig.
Weitere Hinweise: Die Schaltung fühlt sich weicher an als der Kilometerstand vermuten lässt oder das Auto hat übermässig viele Kratzer auf Scheinwerfern und Frontscheibe.
Kilometerstand ausdrücklich im Vertrag festhalten
Die Käufer sollten darauf bestehen, dass der Verkäufer den Kilometerstand verbindlich im Vertrag festschreibt.
Formulierungen wie "soweit bekannt", "laut Vorbesitzer" und "wie abgelesen" streicht man besser.
Empfohlen dagegen: "Der Tachostand entspricht der tatsächlichen Laufleistung des gesamten Fahrzeugs".
Wer ein manipuliertes Auto gekauft hat, kann es unter Umständen zurückgeben oder den Preis mindern. Aber eben nur dann, wenn der Kilometerstand verbindlich im Vertrag vermerkt ist.
Laut Rechtsprechung gilt das auch, wenn der Verkäufer vor Zeugen die Echtheit des abgelesenen Kilometerstandes erklärt hat. In solchen Fällen schütze die Vertragsklausel "Gekauft wie gesehen unter Ausschluss jeglicher Gewährleistung" den Verkäufer nicht.
Denn die greife nicht, wenn es um solche von ihm zugesicherten Merkmale wie beispielsweise auch Baujahr und die Anzahl der Vorbesitzer geht. © dpa
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