Der Airbag rettet Jahr für Jahr Tausenden Autofahrern das Leben. Aber wie funktioniert eigentlich die Technik hinter dem aufblasbaren Lebensretter? Und wie sieht die Zukunft der Luftkissen aus?
Die Entwicklung des Airbags geht in der Geschichte über 50 Jahre zurück - seinen Siegeszug als passive Sicherheitstechnik startete der Lebensretter aber erst ab den 80er Jahren. Heutzutage gehört ein Airbag dagegen zur Grundausstattung eines Fahrzeugs und die Hersteller präsentieren immer bessere Entwicklungsstufen, die auch in Zukunft eine wesentliche Rolle zur Sicherheit der Fahrzeuginsassen beitragen werden.
Wie funktioniert ein Airbag?
Damit der Airbag nicht versehentlich bei einer Vollbremsung oder einem leichten Stoss auslöst, wird die Technik von einem zentralen Steuergerät kontrolliert. Im Wesentlichen besteht der Airbag, wie wir ihn heute kennen, aus drei Teilen: dem Airbagmodul, dem Steuergerät und den Unfallsensoren. Das Airbagmodul beinhaltet den Prallsack und den Gasgenerator, der bei einem Unfall blitzschnell dafür sorgt, dass sich der Airbag mit Gas füllt.
Die wichtigsten Sensoren sind die sogenannten Beschleunigungssensoren, von denen mindestens zwei im Fahrzeug unabhängig von einander arbeiten müssen. Ihre Aufgabe ist es gefährliche Verzögerungswerte an das Steuergerät weiterzuleiten. Kommt es zu einem Aufprall, wird im Generator eine kontrollierte Explosion ausgelöst, Gas wird freigesetzt und innerhalb von 20 bis 50 Millisekunden füllen sich die Luftkissen.
Die Explosion entsteht durch eine Tablette mit Natriumazid, die in der Brennkammer des Gasgenerators beim Auslösen von der Elektronik des Airbags angesteuert wird - Stickstoff entsteht. Dieses Gas strömt dann in wenigen Millisekunden in den Airbag und schützt die Passagiere beim Aufprall.
Viel Entwicklung in über 40 Jahren
1951 meldete der deutsche Ingenieur Walter Linderer erstmals ein Patent auf einen Kfz-Airbag an. Ein Jahr später (1952) folgte der Amerikaner John Hetrick, der in den USA ein ähnliches Patent einreichte. Aufgrund der komplexen Technik und den kurzen Auslösezeiten, die zu dieser Zeit als kaum erreichbar galten, verschwanden beide Entwürfe zunächst wieder in der Schublade. Erst Ende der 60 Jahre wurde Mercedes aufgrund der steigenden Unfallzahlen wieder auf den Airbag aufmerksam. 1967 startete Daimler dann erste Versuche mit explosiven Materialien, die das blitzschnelle Auslösen des Airbags garantieren sollten. 1971 war es dann so weit und Mercedes meldete ein Patent auf ein Airbagsystem mit Festtreibstoff-Gasgenerator und sogenannten Fangbändern an, die für eine gleichmässige Ausrichtung der Luftkissen sorgten. Die Aufblaszeit lag schon damals bei rund 30 Millisekunden.
Bis zur Verbreitung der passiven Sicherheitstechnik hat es dann aber doch noch gedauert. Mercedes verbaute den Airbag erstmals 1980 serienmässig auf der Fahrerseite der Luxuslimousine S-Klasse. Serienmässig in allen Mercedes-Modellen kamen die Lebensretter ab 1992 zum Einsatz, zwei Jahre später folgte auch der Beifahrerairbag (Einführung 1988). Ebenfalls ab Mitte der 90er Jahre wurden die ersten Seitenairbags verbaut. Während es in Deutschland bis heute keine gesetzliche Vorschrift für den Einbau von Airbags gibt, sind Fahrer- und Beifahrerairbags in den USA bei Neufahrzeugen bereits seit 1997 Pflicht (SUVs und Vans seit 1998).
Neben Mercedes zählt Volvo inzwischen zu den Vorreitern in Sachen Airbagtechnik. 1995 stellten die Schweden den ersten Seitenairbag vor. Weiter folgten die ersten seitlichen Vorhangairbags (1998) und der Fussgängerairbag (2012). Kia führte 1996 dagegen erstmals den Knieairbag ein.
Wie sieht die Zukunft des Airbags aus?
Auch wenn die Airbagtechnologie in den letzten Jahren rasant vorangeschritten ist, sehen Experten immer noch viel Luft für Entwicklung. So könnten beispielsweise in Zukunft spezielle Sensoren am Fahrzeug einen Unfall schon frühzeitig erkennen und die Airbags im idealen Tempo und mit der nötigen Füllmenge aufblasen. Diesen Ansatz gibt es heute bereits bei adaptiven Airbags, die sich je nachdem, wie schwer ein Unfall ist, in zwei Stufen ausbreiten können.
Noch einen Schritt weiter geht der individuelle Airbag. Hierbei könnten sich die Luftkissen an Grösse, Gewicht und Geschlecht der Fahrzeuginsassen anpassen und somit für einen noch besseren Schutz sorgen. Derzeit sind die meisten Airbags für einen Erwachsenen Menschen mit einer Grösse von circa 1,80 Metern und einem Gewicht von 78 Kilogramm ausgerichtet. Kleinere, leichtere Personen könnten sanfter aufgefangen werden, wenn die Airbags mit zusätzlichen Parametern gefüttert würden.
Auch der Einsatz von Gurtairbags könnte in den kommenden Jahren zunehmen und das Verletzungsrisiko an Brust und Rippen verringern. Lexus hat die Technologie bereits 2010 beim Sportwagen LFA vorgestellt. Und auch dem Fussgängerschutz wird in Zukunft eine noch grössere Aufmerksamkeit zu Teil werden - hier werden Airbags ebenfalls eine tragende Rolle spielen. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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