München - Mini macht weiter Wind - und zwar im Wortsinn. Denn nachdem die Briten in letzten Jahr ihre komplette Modellpalette erneuert haben, füllen sie jetzt die Nischen. Dabei bringen sie nicht nur neue Sportmodelle mit dem Label John Cooper Works in Stellung, sondern legen - ganz gegen den allgemeinen Trend - auch noch mal ein Cabrio auf. Der Viersitzer mit der versenkbaren Stoffmütze soll pünktlich zum Beginn der warmen Jahreszeit im Frühjahr in den Handel kommen und mindestens 32.150 Euro kosten.

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Kuscheln im Sturm

Für einen Frischluft-Aufschlag von genau 2.000 Euro gibt es ein aufwendiges Verdeck, wie wir es von Vorgänger kennen. Damit können sich die Insassen schrittweise ans Open-Air-Fahren herantasten: So öffnet sich in der ersten Stufe wie bei einem Schiebedach nur eine 40 Zentimeter breite Lücke, bevor sich auf Knopfdruck das gesamte Dach über den Heckdeckel faltet, während die Fensterstege und die Scheiben aus dem Blickfeld verschwinden.

Spätestens dann streicht der Wind nicht nur sanft durchs Haar, sondern zaust ordentlich am Scheitel und verpasst vor allem den Hinterbänklern eine gehörige Sturmfrisur. Kalt dürfte es denen dabei allerdings kaum werden. Denn selbst wenn die Kopffreiheit im Cabrio natürlich unbegrenzt ist, wird es bei gerade mal rund 2,50 Metern Radstand und 1,75 Metern Breite hinten so kuschelig, dass man sich gegenseitig warm hält. Ob man will oder nicht.

Wie im Autokino

Obwohl das alles sehr vertraut wirkt, gibt es einen entscheidenden Unterschied: Das seit dem Generationswechsel neue Bediensystem kommt im Cabrio noch besser zur Geltung. Wer seinen Spass am pfannkuchengrossen Zentraldisplay hat, der sieht es hier schon von aussen weithin sichtbar als Solitär aus dem ansonsten kargen Cockpit ragen und wähnt sich angesichts des Geflimmers wie im Autokino.

Cockpit im Mini Cabrio
Alles im Blick im Zentraldisplay: Allerdings verzichtet Mini auch auf ein Instrument hinter dem Lenkrad - für Mini-Neulinge zumindest gewöhnungsbedürftig. © dpa / Bernhard Filser/BMW Group/dpa-tmn

Das ändert allerdings nichts an Wohl und Wehe des Konzeptes, das auf ein klassisches Kombiinstrument hinter dem Lenkrad verzichtet und alle Informationen auf dem bald 30 Zentimeter messenden Bildschirm bündelt.

Während sich die einen an den bunten Grafiken freuen, die oft mit einem Augenzwinkern überraschen und ein Lächeln provozieren, fühlen sich die andren verloren im digitalen Overkill. Denn fahren wird da fast schon zur Nebensache.

Näher am vielzitierten Go-Kart-Gefühl

Dabei ist das doch eine der Kernqualitäten des Minis - egal ob mit oder ohne Dach. Bis heute predigen die Briten das Mantra vom Go-Kart-Gefühl. Immerhin: Selbst wenn der Mini über die Jahre an Zentnern und Zentimetern zugelegt hat, gibt es in dieser Klasse keinen andern Kleinwagen, der so knackig abgestimmt ist und so flott um die Ecken fliegt.

Die Lenkung direkt, die Federung so stramm, dass man schon die Fahrbahnmarkierung zu spüren scheint, und die Bremsen bissig: Wer will, kann den Mini fahren wie einen Sportwagen, der sich hungrig durch die Kurven frisst und auf der Geraden nach Gas giert.

Und wenn dabei der Wind durch die Haare streicht, ist man dem Go-Kart noch ein bisschen näher, weil das schliesslich auch kein Dach hat. Aber auch für Fahrer ohne Sportsgeist hat das Cabrio seine Vorzüge: Selbstdarsteller sitzen darin wie auf dem Präsentierteller und werden beim Bummel über den Boulevard besser gesehen.

Drei Motoren zur Wahl

Zum Start gibt es den offenen Zwei-plus-ein-bisschen-was-Sitzer ausschliesslich als Verbrenner mit den bekannten Motoren: Los geht es mit dem Cooper C mit 120 kW/163 PS, darüber rangiert der dann schon 150 kW/204 PS starke Cooper S. Und an der Spitze lockt der John Cooper Works mit 170 kW/231 PS, der mit 250 km/h auch den meisten Wind macht.

Fahransicht des Mini Cabrio
Fährt pünktlich vor: MIni will das neue Cabrio rechtzeitig zum Start der Frischluftsaison im Frühling bringen. © dpa / Bernhard Filser/BMW Group/dpa-tmn

Aber schon mit dem Modell aus der goldenen Mitte ist man flott unterwegs, schafft immerhin 237 km/h und geniesst einen weiteren Vorteil des Cabrios: Ohne Dach und damit ohne Filter klingt der Vierzylinder noch leidenschaftlicher und sein Sound kitzelt ungestört am Trommelfell.

Das ist ein Reiz, den die E-Variante so nicht bieten kann. Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb das elektrische Cabrio noch auf sich warten lässt. Doch nachdem die Briten schon den Vorgänger in Kleinserie umgerüstet haben, ist ein Cabrio unter Strom sicher nur noch eine Frage der Zeit.

Fazit: Ein offenes Ende

Mit dem Cabrio schliesst Mini den Generationswechsel vollends ab. Und die Briten tun gut daran, dem offenen Auto die Treue zu halten. Denn auch wenn immer mehr Autofahrer offenbar die Sonne scheuen, passt diese lebenslustige Alternative perfekt zur Marke, steigert den Spassfaktor ungemein und macht den Mini gar vollends zum bezahlbaren Traumwagen für Selbstdarsteller.

Und weil die Konkurrenten immer öfter den Deckel zumachen, sind die Aussichten für die BMW-Tochter auch in einem schrumpfenden Markt eher besser als schlechter. Datenblatt: Mini Cooper Cabrio S

Motor und Antrieb: Vierzylinder-Benziner
Hubraum: 1.998 ccm
Max. Leistung: 150 kW/204 PS
Max. Drehmoment: 300 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: Siebengang-Automatik
Masse und Gewichte
Länge: 3.879 mm
Breite: 1.744 mm
Höhe: 1.431 mm
Radstand: 2.495 mm
Leergewicht: 1.455 kg
Zuladung: 425 kg
Kofferraumvolumen: 215 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit: 237 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 6,9 s
Durchschnittsverbrauch: 6,5 Liter/100 km
Reichweite: k.A.
CO2-Emission: 148 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: Eu6
Energieeffizienzklasse: C
Kosten:
Basispreis des Mini Cooper Cabrio: 32.150 Euro
Grundpreis des Mini Cooper S Cabrio : 35.650 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 162 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit: Neun Airbags, Abstandsregelung, Spurführungshilfe
Komfort: Digitalcockpit mit Spracherkennung, elektrische Heckklappe, Smartphone als Zündschlüssel
Spritspartechnik: 48-Volt-Mild-Hybrid-System

  © Deutsche Presse-Agentur

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