Wer der nächste Bond wird, ist noch nicht raus. Was für ein Auto er fahren könnte, lässt sich schon eher vorhersagen. Wer ihn haben will, muss freilich tief in die Tasche greifen.
Er gehört zu James Bond wie der Wodka Martini, Miss Moneypenny und die Rettung der Welt. Denn ohne seinen Aston Martin wäre der berühmteste Geheimagent auf dem Globus womöglich nur irgendeine kleine Nummer im britischen Beamtenapparat.
Und auch wenn es alle paar Episoden eine Neubesetzung für die Hauptrolle gibt, ist 007 seinem Haus- und Hoflieferanten jetzt schon sehr lange treu: Kaum eine andere Marke steht derart für die 007-Reihe wie Aston Martin und speziell deren Klassiker DB5.
Deshalb ist es auch kaum eine Frage, welches Auto er im nächsten Film fahren dürfte - selbst wenn der Schauspieler dafür noch nicht feststeht. Schliesslich hat Aston Martin gerade sein wichtigstes Modell erneuert und den DB11 mit dem DB12 abgelöst.
Und während Bond wohl noch mindestens zwei Jahre auf seine Jungfernfahrt warten muss, können ausreichend Betuchte bereits diesen Sommer damit durchstarten - denn der Händler ihres Vertrauens möchte vorher circa 225.000 Euro haben.
Stil statt Spoiler
Dafür gibt es einen Supersportwagen, der sich im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten Aggression und Provokation weitgehend verkneift.
Ja, auch der DB12 strotzt nur so vor Kraft, ist mit der Neuauflage sogar noch einmal breiter geworden und reisst sein Kühlermaul noch weiter auf. Aber er trägt über seinen Muskeln statt wilder Spoiler einen eleganten Smoking, mit dem man sich nicht nur in der Boxengasse sehen lassen kann, sondern auch vor dem Grand Hotel.
Missklänge in der Premium-Symphonie
Das setzt sich im Innenraum fort: Kaum ein anderer Sportwagenhersteller staffiert die Kabine mit mehr Luxus aus.
Und da Aston Martin nicht mehr das alte Infotainment des Entwicklungspartners Mercedes auftragen muss, sondern sich neuerdings eine eigene Bordelektronik leistet, sind auch die Anzeigen und vor allem die Unterhaltungszentrale in der Mittelkonsole auf der Höhe der Zeit. Selbst wenn sich die Navigation kurz vor Serienstart bisweilen noch ein bisschen verhaspelt und der Blinker eher nach physikalischem Experimentierkasten klingt als nach Oberklasse-Symphonie.
Dabei hat Aston Martin doch ansonsten so streng auf den guten Ton geachtet, die Scheiben besonders gut isoliert und für eine gelassene Atmosphäre auf der Autobahn sogar die Reifen mit schallschluckendem Schaum gefüllt.
Die Familie bleibt zu Hause
Während sich auch das spätestens mit einem Software-Update over the air ändern lässt, bleibt ein Kritikpunkt an der Kabine ganz sicher bestehen: Die beiden Lederkuhlen in der zweiten Reihe sind allenfalls vornehme Taschenablagen und taugen nicht einmal für den Nachwuchs als Notsitze, so eng geht es dort zu.
Aber nachdem es bei Mr. Bond nie so recht geklappt hat mit einer Familie, müssen sich halt auch normalsterbliche Kunden zurücknehmen - oder dafür einfach in eines ihrer meist zahlreichen anderen Autos umsteigen. Immerhin gibt es nach oben bald mehr Luft: Denn im nächsten Jahr kommt der DB12 auch als Cabrio.
Mit acht Zylindern voll auf die Zwölf
Am besten geniesst man den DB12 ohnehin alleine, wenn man keine Rücksicht auf andere Befindlichkeiten nehmen muss - selbst wenn der Name in die Irre führt und unter der Haube eben kein Zwölfzylinder steckt. Weil der auch bei den Briten keine Zukunft mehr hat, bauen sie stattdessen den V8 des Vorgängers ein, der aber für die Neuauflage kräftig trainiert wurde.
So hat Aston Martin dem vier Liter grossen Mercedes-AMG-Achtzylinder aus Affalterbach noch einmal rund 30 Prozent mehr Leistung entlockt: 500 kW/680 PS und 800 Nm stehen jetzt im Fahrzeugschein. So verbessern sich die Fahrleistungen entsprechend: Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt jetzt in 3,6 Sekunden und das Spitzentempo wird erst bei 325 km/h erreicht.
Elan und Emotionen
Aber es sind nicht diese Eckwerte, die den Unterschied machen. Sondern es ist vor allem eine Sache des Elans und der Emotionen. Denn erst zusammen mit der neu abgestimmten Achtgang-Automatik, adaptiven Dämpfern der nächsten Generation und dem ersten elektronischen Hinterachsdifferential in der Baureihe entfaltet der erstarkte Motor seine sinnliche Wirkung.
Er würzt den bei Aston Martin üblichen Schick mit einer Schärfe, die es so bei den Briten noch nicht gegeben hat: Präzise, bissig und pfeilschnell jagt der DB12 deshalb über die Landstrassen, treibt mit jeder Kurve die Mundwinkel nach oben und fühlt sich viel handlicher an, als man es bei einem Auto von 4,73 Metern erwartet.
Doch egal wie wild man es auch treibt, bleibt der Bolide aus Britannien immer ein Gentleman, der kurz vor dem Grenzbereich das Messer zwischen den Zähnen herausnimmt und sich vor allem nie und nirgends aufspielt. Zumindest akustisch wird er damit zum Geheimagenten unten den Supersportwagen und passt vielleicht auch deshalb so gut zu James Bond.
Datenblatt: Aston Martin DB12 Coupé
- Motor und Antrieb: Achtzylinder-Benziner mit Twin-Turbo
- Hubraum: 4000 ccm
- Max. Leistung: 500 kW/680 PS
- Max. Drehmoment: 800 Nm
- Antrieb: Hinterradantrieb
- Getriebe: Achtgang-Automatik
- Länge: 4725 mm
- Breite: 2135 mm (mit Spiegeln)
- Höhe: 1295 mm
- Radstand: 2805 mm
- Leergewicht: 1788 kg
- Kofferraumvolumen: 262 l
- Höchstgeschwindigkeit: 325 km/h
- Beschleunigung 0-100 km/h: 3,6 s
- Durchschnittsverbrauch: 12,2 (WLTP kombiniert)
- CO2-Emission: 276 g/km
- Kraftstoff: Super
- Schadstoffklasse: EU6
- Sicherheit: Sechs Airbags, Abstands-Tempomat, Rückfahrkamera, Querverkehrsassistent
- Komfort: Klimaanlage, Carbonbremsen, Digitales Infotainment
- Basispreis des Aston Martin DB12 Coupé: ca. 225.000 Euro
(dpa/af)
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