Göttingen - Dunkel, nass, kalt und rutschig - prima Wetter zum Radeln? Nun, Fahrradfahren ist ohne Frage im Frühling und Sommer attraktiver. Aber wer ein paar Punkte beachtet, kommt strampelnd auch sicher durch die dunkle Zeit. Wichtig sind dem Wetter angepasste, auffallende Kleidung, vorsichtiges Fahren und: ein gutes Licht!

Mehr zum Thema Mobilität

Kurven-, Fern- und Bremslicht sind bei der Fahrradbeleuchtung gerade "State of the Art", sagt Arne Bischoff vom Pressedienst-Fahrrad (pd-f). Die neueste Technik in Eigenregie nachzurüsten, ist nicht immer einfach und eher ein Fall für die Werkstatt.

Bei gebrauchten Fahrrädern müssen Besitzerinnen und Besitzer individuell entscheiden, was sie investieren wollen. Allerdings: "Seitenläuferdynamos sind Technik der 1950er und 1960er Jahre", sagt Bischoff. Und heller als mit Glüh- und Halogenlampen geht es allemal.

Es werde Licht - Fahrradbeleuchtung nachrüsten

So gibt es zwei mögliche Varianten für modernes LED-Licht an älteren Fahrrädern. Entweder den Einbau eines neuen Vorderrads mit Nabendynamo in Kombination mit einem LED-Scheinwerfer. Das kostet inklusive Einbau circa 120 bis 200 Euro plus Scheinwerfer und Rücklicht. Ein Nabendynamo ist leistungsstark und unempfindlich gegen Witterungseinflüsse. Oder man steigt auf eine Akku-Anlage um.

"Die ist in der Regel in wenigen Handgriffen montiert", sagt Bischoff. Wer Geld in die Hand nimmt, bekommt eine Lichtqualität, die auf demselben hohen technischen Niveau liegt wie fest installierte moderne Anlagen.

Hochwertige Akku-Scheinwerfer gibt's ab etwa 50 Euro. Rückleuchten sind zwischen 20 bis 40 Euro zu haben. Vorsicht: Nur solche mit Prüfzeichen sind in Deutschland erlaubt - zu erkennen an Wellenlinie, K und Zahl.

Fern- und Bremslichtfunktion

Inzwischen auch erhältlich: eine sogenannte Bremslichtfunktion. Dabei ist das Rücklicht zwar nicht mit der Bremse direkt verbunden. Aber über Neigungs- und Beschleunigungssensoren simuliert es zumindest bei stärkerem Verzögern ein Bremslicht. Auch Fernlicht gibt es in Akkuvariante zum Nachrüsten. Das auf Landstrassen besonders hell einsetzbare Licht ist aber mit rund 300 Euro nicht ganz billig.

Nachteile der Akkubeleuchtung: Sie kann zu Hause oder am Rad vergessen werden und lässt sich so einfach klauen. Vergisst man das Aufladen, ist man ausserdem aufgeschmissen. Ohne Strom bleibt selbst die teuerste Leuchte duster.

Je mehr Licht, desto besser? Vorsicht. Nicht alles, was Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist verkehrssicher: Blinkende Lichter direkt am Rad sind nicht erlaubt. Aber zusätzliche Blinkleuchten am Körper sind durchaus sinnvoll. Es gibt auch Helme mit integriertem Blinklicht. Reflektoren oder reflektierende Bänder lassen sich auch an den Beinen anbringen. Durchs Treten tauchen die Reflexe immer wieder an einer anderen Stelle auf und sorgen für Aufmerksamkeit.

Warm und auffällig - die richtige Kleidung

Die Kleidung ist am besten möglichst auffällig. Neonfarben und reflektierende Applikationen erhöhen die Sichtbarkeit, so die Prüfgesellschaft GTÜ. Idealerweise hält sie auch warm und trocken.

Für kurze Strecken zur Arbeit reicht als Schutz gegen die Elemente eine über Anzug oder Blaumann getragene atmungsaktive Regen-, Wind- oder Winterjacke, sagt Arne Bischoff. Dazu kann sich bei Bedarf eine entsprechende Überhose gesellen. Beides sollte so gewählt werden, dass die Kleidung beim Radeln nicht behindert. Handschuhe und dünne Unterziehmütze für den Helm komplettieren das Outfit.

Wer lange Strecken oder sehr sportlich fahren will, wählt besser auch unter der Jacke Kleidung, die Feuchtigkeit transportieren kann. Am besten nach Zwiebelprinzip geschichtet. Das fängt laut Bischoff bei der Funktionsunterwäsche aus Merinowolle oder modernen Polyesterstoffen an. Ein Fleecepullover oder eine Kunstfaserisolationsjacke kann eine wärmende Zwischenschicht sein.

Trage man aber nur eine Schicht aus Baumwolle, speichere diese die Feuchtigkeit des Körpers wie ein Schwamm und werde zur "Dampfbremse". "Wenn Sie ein Baumwoll-T-Shirt tragen, nützt auch die teuerste Funktionsjacke nichts. Sie werden im eigenen Saft garen", sagt Bischoff. Je körpernäher diese "Dampfbremse", desto schlimmer.

Mit mehr Vorsicht im Winter unterwegs

Eine defensive Fahrweise empfiehlt die Prüforganisation Dekra zwar für das ganze Jahr, besonders aber im Herbst und Winter. Ansonsten könnten Nässe, Laub, Splitt und Glätte für kritische Situationen sorgen. Schon beim Verdacht, es könnte rutschig werden, fährt man Kurven lieber vorsichtig an und vermeidet starke Schräglagen und hartes Bremsen. Ein Helm kann helfen, Kopfverletzungen nach Stürzen zu reduzieren und ist daher zu empfehlen.

Auch der Bremsweg auf rutschiger Strasse ist länger - daher sollten Radfahrer mehr Abstand als üblich halten. Harsche Lenkbewegungen führen zudem schnell zu einem Sturz. Wer bremsen muss, sollte hauptsächlich auf die Hinterradbremse vertrauen. Denn ein blockierendes Hinterrad kann laut GTÜ leichter beherrscht werden als ein rutschendes Vorderrad.

Um selbst in kritischen Situationen nicht zu stürzen, rät die Stiftung Warentest: den Sattel so tief einstellen, dass die Füsse stets ohne Probleme auf die Erde gestellt werden können.

Winterreifen mit und ohne Spikes

Wer will, kann sogar spezielle Winterreifen aufziehen, die es mit und ohne Spikes gibt. Meist reichen laut pd-f bei den klimatischen Bedingungen in Deutschland Ganzjahresreifen. Hochwertige Ganzjahres- und Winterreifen ohne Spikes starten bei circa 30 Euro pro Reifen; solche mit Spikes je nach Anzahl der Spikes ab etwa 45 Euro.

Ansonsten kann die Haftung erhöht werden, indem der Luftdruck auf das Minimum reduziert wird. So verbreitert sich die Aufstandsfläche. Der zumeist auf der Flanke angegebene erforderliche Mindestdruck sollte dabei aber nicht unterschritten werden. Und je geringer der Luftdruck ist, desto häufiger sollte er zu kontrolliert werden, so der pd-f.  © dpa

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.