Bedroht das Elektroauto die Stromversorgung unserer Haushalte? Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman kommt zumindest zu diesem Ergebnis: Ab einer E-Auto-Quote von 30 Prozent könne es zu Engpässen im Stromnetz kommen.
Die Menge an Befürwortern und Kritikern beim Thema Elektroauto hält sich für gewöhnlich die Waage. Mit dem Erscheinen einer neuen Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman, die am gestrigen Montag, den 22.01.2018 in München veröffentlicht wurde, haben Letztere aber zumindest wieder ein Argument auf ihrer Seite.
Die Analysten sehen in der flächendeckenden Verbreitung des batterieelektrischen Autos nämlich die Stabilität der Stromversorgung bedroht.
Shutdown, wenn jedes dritte Fahrzeug ein Elektroauto ist
Was sich auf den ersten Blick ziemlich bedrohlich anhört, tritt laut der Studie aber erst dann ein, wenn jedes dritte Auto in der Bundesrepublik mit Elektromotor und Batterie unterwegs ist. Eine Elektro-Auto-Quote von 30 Prozent müsste also vorliegen, um das Stromnetz ernsthaft ins Schwanken zu bringen.
Dass Deutschland davon noch weit entfernt ist, verrät ein Blick in die Zulassungstabellen des Kraftfahrtbundesamtes (KBA): Im vergangenen Jahr wurden 54.492 Plug-in-Hybrid- und Elektroautos verkauft. Das waren zwar mehr als doppelt so viele wie 2016. Doch bislang ist der Anteil der Stromer am Gesamtmarkt mit 1,6 Prozent immer noch verschwindend gering.
Elektroautos immer beliebter
Doch das Elektroauto wird zunehmend beliebter und könnte laut der Untersuchung in einigen Gebieten Deutschlands dazu führen, dass bereits in fünf bis zehn Jahren regelmässig der Strom ausfalle – "ab 2032 ist damit flächendeckend in Deutschland zu rechnen", heisst es weiter.
Die Berechnungen gehen davon aus, dass im Jahr 2035 mehr als jedes dritte Auto auf deutschen Strassen ein E-Auto ist. Eine solche Menge an Automobilen, die regelmässig an die Steckdose müssten, würden das Niederspannungsnetz im deutschen Stromnetz überlasten.
Die einzige Möglichkeit, um das Problem zu lösen, sehen die Unternehmensberater in massiven Investitionen in das bestehende Netz: Die Netzbetreiber müssten bei einer E-Auto-Quote von 50 Prozent bis zu elf Milliarden Euro in den Ausbau investieren.
Ist antizyklisches Laden die Lösung?
Eine weitere Möglichkeit, um die Folgen der Überlastung zumindest abzudämpfen, liegt darin, die Elektroautos nicht alle zum gleichen Zeitpunkt zu laden. Die Analysten haben berechnet, dass 93 Prozent der Autofahrer ihr Auto nicht abends nach Feierabend, sondern erst spät in der Nacht laden müssten, damit ein Ausbau des Netzes überflüssig würde.
Allerdings könnte der Anteil an E-Mobilen dann sogar 100 Prozent betragen. Zur Einführung von intelligenten Steuerungen, um variierende Ladezyklen zu ermöglichen, hat sich die Studie nicht geäussert. © 1&1 Mail & Media/ContentFleet
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