Berlin - Auf diese Neuheit haben sie in den Dünen von Dubai genauso sehnsüchtig gewartet wie in den Weiten des amerikanischen Westens und in der Etosha Pfanne: Schliesslich ist der Land Cruiser nach 73 Jahren nicht nur der am längsten gebaute Toyota, sondern zugleich der meistverkaufte Geländewagen der Welt.

Mehr zum Thema Mobilität

Und während sich einstige Konkurrenten wie die Mercedes G-Klasse oder der Land Rover Defender dem Lifestyle und Luxus zugewandt haben, sprüht der Japaner noch immer vor Abenteuerlust. Etwas erwachsener als der Jeep Wrangler und bekannter als der Defender-Erbe Ineos Grenadier, soll er damit auch den Alltag in Düsseldorf, Augsburg, Wuppertal oder dem Emsland würzen. Kurz nach dem Jahreswechsel wird er zu Preisen ab 67.990 Euro ausgeliefert.

Design aus dem Rückspiegel

Statt sich der Zukunft zuzuwenden, haben die Japaner beim Wechsel in die neue Generation den Blick sogar noch einmal zurückgeworfen. Denn das Design des neuen Modells orientiert sich am sogenannten J4 aus den 1960er- bis 1980er-Jahren, der vielen als der beste und vor allem charakteristischste Land Cruiser gilt.

Und wem die kantige Karosse nicht reicht für die Zeitreise, den beamt die First Edition mit einer saharabeigen Zweifarb-Lackierung und Rundscheinwerfern gar vollends zurück in die Vergangenheit. Allerdings lässt sich Toyota das mit stolzen 91.490 Euro bezahlen.

Mehr Format für mehr Platz

Die Form mag vertraut sein, das Format ist aber neu: Toyota streckt den Land Cruiser in der Länge um 14 Zentimeter auf 4,92 Meter und der Radstand wächst von 2,79 auf 2,85 Metern. Entsprechend geräumiger wird der Geländewagen: In der ersten Reihe sitzt man fürstlich und in der zweiten noch immer sehr bequem, nur die dritte Reihe bleibt eine Notlösung, die man besser selten nutzt und sich stattdessen an dann 1.151 bis 1.934 Litern Kofferraum freut.

Toyota Land Cruiser
Kantige Kiste: Auch die Neuauflage des Land Cruisers liesse sich vortrefflichst mit Klemmbausteinen nachbauen. © dpa / Jayson Fong/Toyota/dpa-tmn

Altmodisches Ambiente im besten Sinne

Genau wie der Auftritt ist auch das Ambiente im besten Sinne altmodisch. Natürlich kann sich auch Toyota der digitalen Revolution nicht erwehren, baut einen Bildschirm hinter dem Lenkrad ein und einen Touchscreen daneben. Und selbstredend gibt es vom Aufmerksamkeitsassistenten bis zur Verkehrszeichenerkennung alle nötigen und nervigen Assistenten.

Aber die Grafiken sind lange nicht so bunt, verspielt und verschachtelt wie bei anderen Toyota-Modellen, und drumherum gibt es noch erfreulich viele Schalter und Taster. Die sind grobschlächtig wie Legosteine, aber damit besonders griffig und passen deshalb gut zum rustikalen Charakter des Bestsellers.

Stecker? Lass stecken!

Auch beim Antrieb will Toyota nichts wissen vom Zeitgeist: Elektro kommt für einen Abenteurer und Rumtreiber wie den Land Cruiser nicht infrage. Und selbst der Mild-Hybrid muss noch ein wenig warten. Und wo sogar die dieselverliebten Deutschen den Selbstzünder immer öfter streichen, ist er im Land Cruiser die einzige Option: Wie im Vorgänger hat er vier Zylinder und 2,8 Liter Hubraum und ist ein eher gemütlicher Geselle.

Das Fahrgefühl ist gemächlich aber souverän, auf dem Asphalt nagelt er ein wenig, schüttelt sich beim Kaltstart und lässt sich bei maximal 175 km/h nicht hetzen. Aber er hat mit bis zu 500 Nm den Punch eines Preisboxers, er federt allen Unbill weg, die neue Automatik mit acht statt sechs Gängen sorgt für mehr Komfort. Und wenn man es nur lässig genug angehen lässt, stört weder der grosse Wendekreis noch die knapp 2,5 Tonnen, die in engen Kurven nach aussen drückt.

Im Gelände kennt der Land Cruiser keine Grenzen

Natürlich gibt es sportlichere SUV, stärkere und komfortablere. Doch spätestens, wenn die Strasse endet, macht dem Land Cruiser keiner mehr etwas vor: Klassisch konstruiert mit Leiterrahmen und Starrachse im Heck, serienmässigem Allradantrieb samt Untersetzung und Differenzialsperre wühlt er sich durch dick und dünn. Und selbst eine Urwaldpiste fühlt sich plötzlich an wie eine Autobahn.

Toyota Land Cruiser
Ab durch die Mitte - äh, durch den Wald: Die Neuauflage ist auch etwas länger geworden - mehr Platz für den Transport von Besatzung oder Ladegut. © dpa / Jayson Fong/Toyota/dpa-tmn

Dabei macht Toyota es auch Offroad-Novizen leicht. Genau wie bei Land Rover oder Mercedes gibt es deshalb nicht nur Fahrprogramme für alle möglichen Untergründe, sondern auch einen Geländetempomat, der jeden Grossstädter zum Waldläufer macht.

Und selbst wer nicht von der Sahara-Durchquerung träumt oder von Roadtrip durch den Himalaya, der profitiert vom Tatendrang des Toyota. Denn 3,5 Tonnen Anhängelast können auch auf dem Weg zum Baumarkt oder zum Ponyhof in der Provinz nicht schaden.

Fazit: Ordentliches Preis-Leistungsverhältnis

SUV gibt es wie Sand am Meer, doch die echten Geländewagen werden immer weniger. Der Land Cruiser ist deshalb eine rühmliche Ausnahme, die sich Toyota nicht einmal über Gebühr bezahlen lässt. Und weil er im Rest der Welt tatsächlich ins Gelände muss, wirkt seine Abenteuerlust authentisch statt aufgesetzt. Datenblatt: Toyota Land Cruiser

Motor und Antrieb: Vierzylinder-Diesel
Hubraum: 2.755 ccm
Max. Leistung: 150 kW/204 PS
Max. Drehmoment: 500 Nm
Antrieb: Allradantrieb
Getriebe: Achtgang-Automatik
Masse und Gewichte
Länge: 4.925 mm
Breite: 1.980 mm
Höhe: 1.925 mm
Radstand: 2.850 mm
Leergewicht: 2.330
Zuladung: 770 kg
Kofferraumvolumen: 107-1.934 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: k.A.
Durchschnittsverbrauch: 10,3 Liter/100 km
Reichweite: 780 km
CO2-Emission: 272 g/km
Kraftstoff: Diesel
Schadstoffklasse: Eu6
Energieeffizienzklasse: G
Kosten:
Basispreis des Toyota Land Cruiser: 67.990 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 834 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit: Sechs Airbags, Abstandsregelung, Spurführungshilfe, Panorama-Kamera, LED-Licht
Komfort: Klimaautomatik, Navigation, digitales Infotainment

  © Deutsche Presse-Agentur

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.