Seit mehr als 100 Jahren gehören Autos zum alltäglichen Erscheinungsbild. Doch wird das in Zukunft so bleiben? Ist der motorisierte Individualverkehr überhaupt noch zeitgemäss? Es gibt Experten, die sich eine Welt ganz ohne Autos durchaus vorstellen können.

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Wem ein Auto zur Verfügung steht, der möchte das meist nicht missen. Die flexible Mobilität gilt als eines der grössten Vorteile eines Autos. Man ist nicht auf Fahrpläne angewiesen und kann auch dorthin fahren, wo keine Schienen oder Haltestellen sind. Andererseits verzichten vor allem in grossen Städten immer mehr Menschen aufs eigene Auto. Das hat eine Untersuchung des Car Centers Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen ergeben. Und dafür gibt es gute Gründe. Manch ein Experte wünscht sich sogar eine Zukunft, die komplett autofrei ist.

707 Millionen Autos weltweit

Die Erfindung des Autos war zweifelsohne ein einschneidendes Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Das Automobil hat die Gesellschaft verändert. 2010 waren laut Statista weltweit 707 Millionen Autos zugelassen. Allein in Europa arbeiten heute nach Schätzungen des Verbands der europäischen Automobilhersteller (ACEA) zwei Millionen Menschen direkt in der Autoindustrie, weitere 9,6 Millionen sind in nachgelagerten Bereichen beschäftigt.

31,7 Millionen Strassenkilometer

Die Tatsache, dass die Autoindustrie einer der grössten Wirtschaftsfaktoren in Industrie- und Schwellenländern ist, ändert aber nichts daran, dass es viel Kritik an Autos gibt. Im Zentrum dieser Kritik steht meist der Umweltaspekt. Dazu gehört, dass Autos zum Fahren Platz brauchen. Platz, der dann nicht mehr anderweitig genutzt werden kann. Darauf können weder Pflanzen gedeihen, noch Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser oder Wohnungen gebaut werden. Das weltweite Strassennetz dehnt sich laut CIA Factbook über 31,7 Millionen Kilometer aus. In Deutschland sind fast 650.000 Kilometer asphaltiert.

0,4 Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses

Autos werden heute auch immer öfter für den Klimawandel mitverantwortlich gemacht. Die Industrie reagiert darauf mit emissionsarmen Antriebstechniken. Der Verband Deutscher Automobilindustrie (VDA) hat errechnet, dass der individuelle Personenverkehr weltweit einen Anteil von nur 0,4 Prozent der gesamten CO2-Emissionen ausmacht. Carsharing-Angebote sollen dazu beitragen, diesen Anteil noch weiter zu senken.

1,2 Millionen Verkehrstote pro Jahr

Auto-Kritiker führen auch ins Feld, dass Autos töten. Der Autor Klaus Gietinger schreibt in seinem Buch "Totalschaden. Das Autohasserbuch", dass seit Erfindung des Autos 42 Millionen Menschen bei Verkehrsunfällen getötet wurden. Jeden Tag kämen täglich 3.000 Verkehrstote weltweit hinzu. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von jährlich etwa 1,2 Millionen Verkehrstoten rund um den Erdball aus.

Zukunft ohne Autofahrer

Dies sind alles Argumente für eine Zukunft ohne Autos. Aber wie sollen sich die Menschen darin fortbewegen? Der mit dem Grimme online Award ausgezeichnete Blogger Martin Randelhoff geht zumindest von einer Zukunft ohne Autofahrer aus. Autonom fahrende Autos transportieren Menschen von A nach B, ohne dass ein Fahrer eingreifen muss. Daran arbeiten auch schon viele Automobilhersteller und IT-Firmen. Universitäten beschäftigen sich ebenfalls mit dem Modell.

Luxuriöser Nahverkehr statt Individualverkehr?

Aber könnte es auch eine Zukunft komplett ohne Autos geben? Klaus Gietinger führt dafür den Kostenfaktor ins Feld. Anschaffungspreis, Wertverlust, Unterhaltung. Mit all dem Geld, das für Autos ausgegeben wird, wäre ein luxuriöser Nahverkehr für alle finanzierbar, sagt er. Dass eine Zukunft ohne Autos mehr als ein Gedankenspiel ist, zeigen auch die jährlich stattfindenden Aktionstage Mobil ohne Auto. In Hamburg kamen dazu am vergangenen Sonntag 22.000 Menschen zu einer Sternradfahrt zusammen.  © 1&1 Mail & Media/ContentFleet

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