Hamburg (dpa/tmn) - In zahlreichen deutschen Ballungsgebieten verabschiedet sich am 29. März DVB-T als bisheriger Standard für die Übertragung von digitalem Antennenfernsehen. Als Nachfolger hält DVB-T2 HD Einzug. Dafür benötigt man aktuelle Empfangsgeräte - sonst bleibt der Bildschirm schwarz.
1. Settop-Boxen
"Einerseits bieten alle aktuellen TV-Geräte inzwischen einen DVB-T2-Tuner und auch den passenden Codec", erklärt Andreas Nolde von der Fachzeitschrift "Chip". Andererseits gibt es schon für kleines Geld ab 50 Euro DVB-T2-Settop-Boxen." Käufer sollten auf das grüne DVB-T2-HD-Logo (Anzeige) achten, das unter anderem garantiert, dass TV oder Receiver den in Deutschland nötigen Codec HEVC (H.265) unterstützen.
Im europäischen Ausland wie in Österreich, Frankreich oder Grossbritannien kommt zwar ebenfalls schon DVB-T2 zum Einsatz, allerdings fusst die Übertragung hier nicht auf HEVC, sondern auf einem anderen Codec. "Es hat also keinen Sinn, DVB-T2-Boxen oder Fernseher im Ausland zu kaufen: Diese funktionieren in Deutschland nicht", warnt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
2. Fernseher und Receiver
Eine Besonderheit stellt künftig die Verbreitung der Privatsender dar: Sie sind nur noch verschlüsselt zu empfangen und werden per Abo über Freenet TV vermarktet. "Im Handel sind kompatible Geräte mit einem entsprechenden Logo versehen", erläutert Michael Knott vom IT-Portal "Netzwelt". Zum Empfang werden DVB-T2-HD-fähige Fernseher oder Receiver benötigt, die einen Schacht für sogenannte "CI+"-Module haben. Dort hinein kommt das 80 Euro teure "CI+"-Modul für Freenet TV, in dem das nötige Irdeto-Verschlüsselungssystem integriert ist.
Angesichts des Preises für das Modul kann es aber auch sinnvoll sein, gleich einen Freenet-TV-fähigen Receiver zu kaufen, in dem das Irdeto-System schon ab Werk eingebaut ist. Solche Geräte sind ab rund 55 Euro zu haben. Die günstigsten Receiver für DVB-T2 HD kosten rund 35 Euro, haben aber in der Regel kein Irdeto an Bord und können deshalb nur die öffentlich-rechtlichen HD-Programme empfangen.
3. Gebühren
Freenet TV (Anzeige) verlangt für die privaten HD-Programme ab Juli 2017 eine Jahresgebühr in Höhe von 69 Euro. "Dann wird eine Guthabenkarte benötigt, die zunächst für ein Jahr gültig ist und nicht automatisch verlängert wird", erklärt Knott. "Diese Guthabenkarte lässt sich wahlweise telefonisch oder online unter Angabe eines Codes und der Freenet-TV-ID aktivieren", beschreibt Knott die erforderlichen Schritte. Diese ID ist etwa auf einem Aufkleber am Receiver ablesbar.
4. Anschlüsse
Auf besondere Anschlüsse müssen Käufer neuer Empfangsgeräte Nolde zufolge nicht achten. Zimmer- oder Hausantenne werden direkt am Fernseher oder Receiver angeschlossen. DVB-T-Antennen können fast immer für DVB-T2 HD weiterverwendet werden. Wer noch einen Röhrenfernseher im Einsatz hat, braucht zwingend einen Receiver mit SCART-Anschluss, muss dann aber mit Standardauflösung leben.
5. Empfangsalternativen
PCs, Notebooks, Smartphones und Tablets stellen Empfangsalternativen für DVB-T2 HD dar. Hierfür bieten diverse Hersteller TV-Tuner-Steckkarten oder kleine Adapter an, die per USB, Micro-USB oder Lightning-Connector angedockt werden. "Bereits vorhandene Sticks und Geräte sind ohne ein Software-Update, welches nicht alle Hersteller zur Verfügung stellen, nicht zum neuen DVB-T2-Standard kompatibel", warnt Knott. Auch bei mobilen Empfangslösungen geht ohne den HEVC-Codec nichts. Zudem beschränke sich das Senderportfolio für solche Geräte zunächst auf die öffentlich-rechtlichen Programme. Für das gesamte Angebot mit privaten Sendern wird es laut Freenet TV aber bald einen USB-Stick mit Irdeto-Lösung für Notebooks und PCs geben.
6. Mittschnitte
Während sich die unverschlüsselt gesendeten öffentlich-rechtlichen Programme künftig ohne Probleme aufzeichnen lassen, müssen DVB-T2-HD-Zuschauer bei Mitschnitten der Privaten mit Einschränkungen rechnen, die Satelliten- und Kabelkunden bereits kennen. "Einzelne Sendergruppen untersagen teilweise die Aufzeichnung komplett, verbieten explizit das Überspringen der Werbung oder lassen Aufnahmen nur in engen Zeitfenstern zu", erklärt Knott. Zudem seien die Aufnahmen meist nur über das Gerät abspielbar, das auch aufgenommen hat. Die tatsächlichen Einschränkungen werde der Regelbetrieb zeigen. © dpa
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