Kann man sein Kind noch Alexa nennen? Oder Lisa? Die Digitalbranche hat viele Namen okkupiert und macht es jungen Eltern damit schwer. ada hilft gerne bei der Orientierung, welche Namen man tunlichst vermeiden sollte.

Miriam Meckel
Eine Kolumne
von Miriam Meckel
Diese Kolumne stellt die Sicht von Miriam Meckel dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Informatiker*innen neigen eher selten zu spontanen Gefühlsausbrüchen. Aber es gibt Ausnahmen. So wie kürzlich Rob May, CEO von Talla und Autor des Newsletters "Inside AI". "Hört um Gottes Willen endlich auf, jedem KI-Produkt einen menschlichen Namen zu geben", schrieb er ungewöhnlich deutlich. "Es macht mich wahnsinnig, und ihr raubt künftigen Paaren jede Gelegenheit, ganz frei einen Namen für ihr Kind zu wählen."

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Bei den folgenden Namen sollten Sie vorsichtig sein.

Erica

So heisst der Finanz-Chatbot der Bank of America. Irgendwie nicht die Assoziation, die man mit seinem Kind verbinden möchte, ist es doch ein Geschenk Gottes oder mindestens mal der variablen Biologie und damit mehr als eine Finanztransaktion.

Grace

Hier handelt es sich um eine frühe Software zur Verarbeitung von Messwerten. Wer diesen Namen wählt, wird mit einem fortwährenden stillen Vorwurf der Partnerin oder des Partners leben müssen: Du warst schon mal romantischer …

Alexa

Das klingt nach Historiendrama und Zukunft zugleich, wäre aber leider reiner Wahnsinn. Denn das ist der Name des Sprachsteuerungssystems von Amazon. Will man das jedes Mal aktivieren, wenn man mit seiner Tochter spricht? Irgendwann werden dann alle verrückt zu Hause.

Lisa

Bist du Steve Jobs, oder was? Der hat einen seiner ersten Desktop-Computer so benannt. Die Abkürzung steht für Local Integrated Software Architecture. Steve Jobs hat nicht seine Tochter nach dem Computer benannt, sondern den Computer nach seiner Tochter, geholfen hat das nicht. Jobs wurde aus dem Lisa-Projekt ausgeschlossen und verliess Apple. Als seine Tochter ihre Autobiografie unter dem Titel "Beifang" veröffentlichte, wusste man: Auch für sie hätte es bessere Varianten gegeben.

Eliza

So hiess die Software, die Joseph Weizenbaum 1966 entwickelte, eine der ersten, die für Online-Therapie eingesetzt wurde. Es stimmt schon, das ist aber nun wirklich lange her und irgendwie auch egal. Eliza war allerdings so erfolgreich, dass viele Nutzer*innen sie einem menschlichen Therapeuten vorzogen. Weizenbaum hat das derart geschockt, dass er zum Computerkritiker wurde.

Albert

So heisst in jedem zweiten Büro in den USA der Drucker.

Bert

Bloss nicht! Das ist die Abkürzung für "Bidirectional Encoder Representations from Transformers", die neue KI von Google, mit der das Datenlabeling fürs Machine Learning vereinfacht wird.

Kleiner Bert

Auch den "TinyBERT" gibt es bereits. Ihn hat Huawei geboren. Es ist einfach die schnellere und weniger datenintensive Version des grossen Bert. Und wahrscheinlich wird er gleich nach der Geburt von der Einreise in die USA ausgeschlossen.

Vielleicht hält man sich auch in Zeiten der Digitalisierung lieber ans Wetter: Angela, Brigida, Chloe, Jana, Leonore oder Ophelia, das sind alles Hochdruckgebiete, die in diesem Jahr bereits über uns hinweggezogen sind.

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