Seit heute ist die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gültig. Damit sollen unter anderem Nutzerdaten besser geschützt werden. Fast gleichzeitig wurde bekannt, dass WhatsApp Daten an seinen Mutterkonzern Facebook weitergibt. Möglich macht das die DSGVO.

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Für Mark Zuckerberg ist 2018 bislang ein Jahr zum Vergessen: Seit dem aufgedeckten "Cambridge Analytica"-Skandal muss sich der Facebook-Gründer vor Ausschüssen in den USA und Europa verantworten.

Doch bereits in den Jahren zuvor wurden die Konzernpraktiken in Sachen Datenschutz kritisiert. Erst Anfang März bestätigte das Oberverwaltungsgericht in Hamburg ein Urteil, nach dem der Messenger WhatsApp seine Nutzerdaten nicht an Facebook weiterleiten darf.

Die FAQ lässt tief blicken

Wie unter anderem das IT-Portal Golem berichtet, scheint sich das Zuckerberg-Imperium nicht an diese Vorgabe zu halten. Tatsächlich bestätigt WhatsApp in der FAQ seiner Homepage unter dem Punkt "So arbeiten wir mit den Facebook-Unternehmen zusammen":

„Derzeit teilt WhatsApp nur wenige Informationskategorien mit den Facebook-Unternehmen. Dazu gehören die Telefonnummer, die du bei der Registrierung für WhatsApp verifiziert hast, einige Geräteinformationen [...] und einige deiner Nutzungsinformationen (wann du WhatsApp zum letzten Mal genutzt hast, wann du deinen Account registriert hast, sowie die Art und Häufigkeit deiner Nutzung von Features).“

Facebook setze die Daten allerdings nicht dazu ein, um Produkte zu verbessern oder Werbeanzeigen zu personalisieren, sondern einzig und allein, um die Nutzung der App analysieren zu können.

Rettung DSGVO? Mitnichten!

Obwohl WhatsApp verspricht, dass die Nutzerdaten "nicht mit Dritten ausserhalb der Facebook-Unternehmen geteilt" werden, heisst es nur wenige Zeilen darunter: "Wir teilen Informationen mit den Facebook-Unternehmen (und vertrauenswürdigen Drittanbietern) in ihrer Rolle als Dienstanbieter".

Die im Vorfeld vielfach kritisierte DSGVO hätte in der Theorie dem Treiben ein Ende bereiten oder zumindest höhere Datenschutz-Standards etablieren können. In der Praxis schafft die Verordnung aber eine Gesetzeslücke, die von Facebook geschickt ausgenutzt wird.

Denn da es sich bei der DSGVO um ein EU-weites Gesetz handelt, sind die in Deutschland gesprochenen Urteile nichtig. Facebook hat seinen Sitz in Dublin, damit sind ab sofort allein die irischen Datenschützer verantwortlich, wie "meedia.de" berichtet.

Eine Warnung, die gehört werden sollte

Gegenüber "golem.de" poltert der bekannte Datenschützer Dr. Johannes Caspar deshalb: "Es wäre geradezu absurd, sollte der Einstieg in die DSGVO durch einen Massenaustausch der Daten von Millionen von EU-Nutzern erfolgen, der zuvor den Unternehmen nach dem alten Recht untersagt war".

Der Kampf um Daten, den "Rohstoff des 21. Jahrhunderts", scheint noch lange nicht entschieden zu sein.  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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