Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Ein Smartphone steckt längst in fast jeder Tasche. Oberflächlich betrachtet könnte man also zu dem Schluss kommen, dass das klassische Festnetz-Telefon überflüssig ist.
Doch die Zahlen des Branchenverbandes gfu sprechen eine andere Sprache: Jahr für Jahr werden immer noch rund 4 Millionen schnurlose Festnetzgeräte verkauft, dazu kommen etwa 375 000 Telefone mit Kabel.
"Jüngere Leute und Ein- oder Zwei-Personen-Haushalte kommen natürlich zunehmend auch ohne aus", sagt gfu-Sprecher Roland Stehle. "Aber grundsätzlich ist das Festnetztelefon schon noch ein Gerät, das gebraucht und gekauft wird." Und weil es das Festnetztelefon selbst schnurlos schon seit Jahren gibt, sind die Geräte relativ ausgereift. Das zeigt auch der jüngste Vergleich der Stiftung Warentest: 11 von 16 Testgeräten erhielten ein "Gut", der Rest ein "Befriedigend".
Wer ein neues Festnetztelefon kauft, muss also kaum Angst vor einem Fehlgriff haben. Entscheidend ist vielmehr, was das Gerät kann. Wie immer gibt es dabei ein paar Abkürzungen, die man kennen sollte. DECT steht etwa für Digital Enhanced Cordless Communication und bezeichnet den etablierten Standard für schnurloses Telefonieren daheim.
Die zweite Abkürzung, die im Zusammenhang mit Festnetztelefonie auftaucht, ist VoIP (Voice over IP). Dabei werden Gespräche nicht analog über die klassische Telefonleitung, sondern digital übers Internet übertragen. Bei vielen Providern ist das schon Standard, bis 2018 will etwa auch die Telekom alle ihre Anschlüsse umstellen.
"Als Verbraucher merke ich davon eigentlich nichts", sagt Falko Hansen vom Telekommunikationsportal "Teltarif.de". "Im Router ist das schon voreingestellt, für das Telefon spielt die Übertragungstechnik dann keine Rolle mehr." Theoretisch sei VoIP zwar fehleranfälliger: Ist das Internet gestört, ist auch das Telefon tot. "Die konkreten Meldungen darüber halten sich aber sehr in Grenzen." Dafür ermöglicht VoIP theoretisch bessere Übertragungsqualität. Manche Hersteller werben sogar mit Modellen, die Gespräche in HD-Qualität bieten sollen. Laut Stiftung Warentest klingen Telefonate mit solchen Modellen tatsächlich besser. Voraussetzung ist aber, dass der Provider diese Technologie auch unterstützt. Ausserdem müssen Router und Telefon bei beiden Gesprächspartnern HD-fähig sein. Und das ist längst noch nicht bei allen Geräten der Fall.
Andere Features sind dagegen fast Standard, wie die Stiftung Warentest-Übersicht zeigt. Dreierkonferenzen, Makeln, also das Umschalten zwischen zwei verschiedenen Gesprächen, und einen Anrufbeantworter bieten etwa nahezu alle modernen Geräte. Gleiches gilt für den Eco-Modus, der die Sendeleistung variabel reduzieren und so Strahlenbelastung und Stromverbrauch senken kann. Wer beim Telefonieren neben der Basis sitzt, braucht schliesslich nicht die volle Funkstärke. Bei manchen Geräten sorgt der Eco-Modus auch dafür, dass gar nichts mehr funkt, wenn das Mobilteil in der Basis steht. Das klappt aber nur, solange es nicht mehr als ein Mobilteil gibt.
Manche Hersteller versuchen, sich anderweitig abzuheben. "Bei neueren Geräten haben sie dann Farbdisplays oder sehr grosse Nummernspeicher", sagt Roland Stehle. Oder es gibt Design-Telefone in Kreis- oder Kugelgestalt. "Da gibt es schon sehr ungewöhnliche Formen." Bei einigen Modellen stehe das schicke Design der Alltagstauglichkeit etwas im Wege, warnt die Stiftung Warentest.
Einige erweiterte Funktionen bietet aber nach wie vor nicht jedes Telefon. "Es gibt relativ viel Entwicklung in Richtung Seniorengerechtigkeit", sagt Stehle. Solche Geräte lassen sich dann zum Beispiel mit analogen Hörgeräten koppeln, haben besonders grosse Tasten oder eine Notruffunktion. Andere Modelle lassen sich als Babyfon verwenden: Dabei steht ein Schnurlostelefon nachts im Kinderzimmer und ruft die Eltern an, wenn das Kind weint.
Abhängig von Design, Hersteller und Funktionsumfang muss man den Warentestern zufolge für aktuelle Festnetztelefone etwa 40 bis 70 Euro einplanen. Deutlich teurer sind Telefone mit erweiterten Netzwerkfunktionen. Mancher Hersteller hat zum Beispiel Geräte im Sortiment, mit denen sich die Haustechnik steuern lässt - von der Steckdose über das Thermostat bis zur Unterhaltungselektronik.
Smart-Home-Funktionen sorgfältig planen
Wie so oft bei Smart-Home-Technologien stecken auch Steuerlösungen via DECT-Telefon meist noch in den Kinderschuhen: "Das ist eher Spielerei", meint Falko Hansen vom Telekommunikationsportal "Teltarif.de". Das Problem dabei sei vor allem, dass jeder Hersteller andere Standards und Übertragungstechniken verwendet, die längst nicht immer kompatibel miteinander sind. "Wer das ernsthaft verwenden will, muss sich vorher genau angucken, was er an Technik hat und was damit geht", warnt Hansen. Ansonsten ist auch die teure Schaltzentrale plötzlich nur noch ein Telefon. © dpa
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