(am) - Die Suche nach dem millionenschweren Software-Pionier John McAfee beschäftigte die Medien über Wochen. Der US-Amerikaner und die belizische Polizei lieferten sich ein Katz-und-Maus-Spiel, bis McAfee letztlich in Guatemala gefunden wurde. Der 66-Jährige ist aber nicht der einzige IT-Experte, der abseits der digitalen Welt von sich Reden machte und Probleme mit der Justiz hatte.

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John McAfee

Der Software-Pionier wurde durch die nach ihm benannte Antivirus-Software in den 80er Jahren bekannt. Als seine Firma 1999 an die Börse ging, nutzte er dies für einen Millionen Dollar schweren Ausstieg und liess sich im englischsprachigen Belize nieder - ein Staat in Zentralamerika, der etwa eine Flugstunde von Miami, Florida entfernt liegt. Die "New York Times" schätzte sein Vermögen zu Spitzenzeiten auf rund 100 Millionen Dollar.

Ende 2012 sorgte McAfee für Aufregung: Nach ihm wurde im Zusammenhang mit einem Mordfall gefahndet. Er galt zwar nicht als Verdächtiger, die Behörden vermuteten aber eine Verwicklung McAfees in dem Fall. Dieser bestritt jegliche Beteiligung an dem Mord, floh nach Guatemala und bat dort um politisches Asyl. McAfee begründete den Antrag mit der Furcht davor, in Belize ermordet zu werden. In Guatemala wurde der US-Amerikaner jedoch verhaftet. Der Software-Millionär habe gegen das Einwanderungsgesetz verstossen. Im Dezember 2012 wurde McAfee in die USA ausgewiesen und entging dadurch der belizischen Justiz. Die Geschichte rund um seine Flucht aus Belize soll nun verfilmt werden.

Doch schon vor diesen Ereignissen konnte sich McAfee nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beschweren. Nachdem er Millionen Dollar mit seiner Antivirus-Software verdient hatte, lebte er ein Leben im Luxus, verlor wegen der Finanzkrise den Grossteil seines Vermögens und geriet daraufhin auf die schiefe Bahn. Er nahm Drogen, warf viel Geld für Sex mit Prostituierten aus dem Fenster und rüstete die Polizei des Drogenumschlagplatzes Carmelita in Belize mit Waffen aus. Diese wurde damit zu einer Art Privatarmee von McAfee, mit deren Hilfe er die Probleme der Region lösen wollte.

Kim Schmitz alias "Kim Dotcom" oder "Kimble"

Der Gründer vom "Megaupload", ein bereits vom FBI geschlossenes Filesharing-Portal, kam schon mehrfach mit der Justiz in Berührung. Er wurde unter anderem vom Amtsgericht München wegen Insiderhandels für acht Monate auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 100.000 Euro verurteilt.

Auch derzeit läuft in seiner Wahlheimat Neuseeland ein Verfahren gegen ihn wegen Copyright-Verletzungen im Zusammenhang mit "Megaupload". Schmitz befindet sich seit Februar 2012 in seiner Luxus-Villa unter Hausarrest. Sein Vermögen, das seinen Angaben nach zwischenzeitlich rund 500 Millionen Dollar betragen haben soll, wurde von einem neuseeländischen Gericht eingefroren. Nun wartet Schmitz auf eine Entscheidung über einen Auslieferungsantrag an die USA. Dort würde ihn eine Haftstrafe von bis zu 20 Jahren erwarten.

Doch für Schmitz ist selbst die Aussicht auf eine langjährige Haftstrafe kein Grund, sich zur Ruhe zu setzen. Er kündigte an, dass "Megaupload" 2013 sein Comeback feiern und nur noch "Mega" heissen soll.

Schmitz, der die deutsche sowie die finnische Staatsangehörigkeit besitzt, machte auch mit seinem exzentrischen Lebensstil auf sich aufmerksam. Er liess sich oft mit leicht bekleideten Frauen und teuren Autos in der Öffentlichkeit blicken. Einmal soll er seine Freunde in München mit 15 Ferraris abgeholt haben und mit ihnen zur Formel 1 nach Monaco gefahren sein. Nach dem Rennen stand für die Partygesellschaft eine Yacht bereit, auf der schon mehrere Frauen im Bikini auf die Männer warteten.

Gary McKinnon

Gary McKinnon sorgte in den Jahren 2001 und 2002 für Aufruhr. Der Schotte hatte mehrere Computer amerikanischer Behörden, unter anderem des Militärs und der NASA, gehackt. McKinnon gab sich dabei aber wenig Mühe, seine digitalen Spuren zu verwischen. Er gab bei seinen Recherchen in den Netzwerken sogar seine korrekte E-Mail-Adresse an.

Bevor McKinnon weltweit als Hacker bekannt wurde, war er ein eher unauffälliger Typ. Nach seinem Schulabschluss begann er eine Ausbildung als Friseur. Danach studierte er Computerwesen an der University of North London und verliess diese ohne Abschluss. Er fiel in verschiedenen Mathematik-Kursen durch.

Was veranlasste ihn also dazu, in die Netzwerke des Militärs und der NASA einzudringen? Seinen Aussagen zufolge war er einfach nur "neugierig". Er hoffte, in den Computern Beweise für die Existenz von UFOs zu finden. Bei seinen Nachforschungen sei er sogar auf Fotos von Ausserirdischen gestossen, sagte er. McKinnon bekam deswegen von den Medien den Spitznamen "UFO-Hacker".

Amerikanische Strafverfolger sprechen vom "grössten militärischen Computer-Überfall aller Zeiten" und verlangen, dass er von Grossbritannien ausgeliefert und in den USA vor Gericht gestellt wird. Doch das britische Innenministerium will McKinnon nicht an die Vereinigten Staaten übergeben. Ein Auslieferungsbegehren der US-Justiz wurde im Oktober 2012 endgültig abgelehnt. McKinnon leidet am Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus, und ist depressiv. Psychologen bescheinigen, dass bei einer Auslieferung McKinnons akute Suizidgefahr bestehe.

Kevin Mitnick

Der US-Amerikaner war zeitweise der meistgesuchte Hacker der Welt. Mitnick drang unter anderem in die Netzwerke des Pentagon und der NSA ein. Er verschaffte sich Zugang zu Servern, um Quellcodes von Software zu kopieren und er manipulierte Telefonverbindungen.

Letztlich wurde er geschnappt und verbüsste eine fünfjährige Gefängnisstrafe. Auch eine weltweite "Free-Kevin-Bewegung" konnte seine Inhaftierung nicht verhindern. Als Mitnick 2000 entlassen wurde, bekam er die Auflage, drei Jahre lang keine EDV-Systeme mehr zu verwenden. Der Staatsanwalt meinte, dass Mitnicks EDV-Kenntnisse eine Gefahr für die Menschen darstellen würden: "Mitnick könnte einen Nuklearkrieg starten, indem er ins Telefon pfeift."

2011 veröffentlichte Mitnick ein Buch, in dem er über seine Zeit als Hacker schreibt. Dieses durfte er aufgrund der gerichtlichen Auflagen erst sieben Jahre nach seiner Freilassung herausgeben. Heute ist Mitnick Geschäftsführer einer Sicherheitsfirma.

Robert Tappan Morris

Der US-Amerikaner ist der Autor des ersten Internetwurms namens "Morris", der sich 1988 und 1989 weit verbreitete. Ironischerweise war sein Vater, Robert H. Morris, zu der Zeit Leiter des zur NSA gehörenden "National Computer Security Centers" (NCSC). Nachdem bekannt wurde, dass sein Sohn den Internetwurm programmiert hatte, bot Morris senior seinen Rücktritt als Leiter des NCSC an. Das Rücktrittsgesuch wurde jedoch abgelehnt.

Schätzungen zufolge befiel der Internetwurm rund 2.600 Systeme. Zu diesem Zeitpunkt waren dies etwa vier Prozent der im Internet zusammengeschlossenen Rechner. Der Viren-Experte John McAfee schätzte den Schaden durch "Morris" auf rund 97 Millionen Dollar.

1989 wurde Morris junior zu einer Bewährungsstrafe und einer Geldstrafe von 10.000 US-Dollar verurteilt. Sein Verbrechen zahlte sich trotzdem aus. Seit 1999 ist Robert Tappan Morris Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA.

Boris F. alias "Tron"

Boris F. war ein deutscher Hacker und Phreaker (Manipulation von Telefonverbindungen), der vor allem durch Angriffe auf Verschlüsselungssysteme beim Pay TV oder bei Telefonkarten von sich Reden machte. Darüber hinaus entwickelte er im Rahmen seiner Diplomarbeit eine neue Technologie zur Verschlüsselung von Sprachtelefonie - das "Cryptophon".

Der Berliner wollte das "Cryptophon" noch zum "Cryptron", welches zum kommerziellen Massenprodukt für die Nutzung im Internet werden sollte, weiterentwickeln. Boris F. starb jedoch 1998 im Alter von nur 26 Jahren. Er wurde erhängt in Berlin aufgefunden. Der Chaos Computer Club (CCC), ein Zusammenschluss deutscher Hacker, bezweifelt bis heute, dass "Tron" sich selbst umgebracht hat.

Sascha Lobo

Der deutsche Blogger, Unternehmer, Buchautor und Berater Sascha Lobo machte nicht durch spektakuläre Hackangriffe oder durch Probleme mit der Justiz auf sich aufmerksam. Dennoch ist er das wohl schillerndste Gesicht der digitalen Welt in Deutschland.

Lobo befasst sich vor allem mit dem Internet und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und polarisiert nicht selten mit seinen Aussagen - beispielsweise mit seiner Aufforderung einer "vernünftigen Beleidigungskultur im Internet". Doch nicht nur seine Ansichten, auch sein Aussehen sorgen für Aufmerksamkeit. Lobo präsentiert sich zum einen zwar seriös gekleidet in Anzug und Hemd, dazu aber exzentrisch mit roter Irokesenfrisur und Turnschuhen.

Nach eigenen Angaben sei Lobo bereits für ein Drittel der DAX-Unternehmen als Berater tätig gewesen. Er ist Mitglied im Online-Beirat der SPD und schreibt darüber hinaus die bekannte Kolumne "S.P.O.N. - Die Mensch Maschine" auf Spiegel Online.

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