Für das grösste Online-Netzwerk Facebook sind Nutzerdaten Gold wert. Entsprechend rigoros geht das Unternehmen auf Datenfang. Dem entziehen kann man sich nur schwer.
Die Antwort auf die Frage, welche Nutzerdaten Facebook überhaupt sammelt, ist erschreckend einfach: alle. "Sie sammeln einfach alles, was sie bekommen", weiss Marit Hansen, die stellvertretende Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein. Das ist zunächst mal natürlich alles, was die Nutzer in die Profilmaske eingeben: Name, Alter, Geschlecht, Wohnort, Ausbildung, Beziehungsstatus.
Aber Facebook wertet auch das Verhalten eines Nutzers aus. Zum Beispiel, bei welchen Links, Fotos oder Fanseiten er "gefällt mir" geklickt hat. Oder mit welchen Freunden er sich umgibt. "Man glaubt gar nicht, was man mit scheinbar harmlosen Informationen alles enthüllt", erklärt Hansen.
Je mehr Daten, umso zielgenauer die Werbung
Der Grund für die Sammelwut des Unternehmens ist simpel: Daten sind bares Geld wert. Je besser Facebook seine Nutzer kennt, umso zielgerichteter können Werbeanzeigen eingeblendet werden. "Für die Werbekunden ist die Rücklaufquote viel besser", weiss Marit Hansen. Das heisst: Je mehr der Kunde am gezeigten Produkt interessiert ist, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass er auf der Werbeanzeige klickt oder gar den Artikel kauft. Und dafür wird Facebook von seinen Kunden bezahlt.
Die Daten können aber auch ganz anderen Leuten in die Hände fallen, weiss Alexander Sander. Mit seinem Verein Digitale Gesellschaft e.V. setzt er sich für menschenrechts- und verbraucherfreundliche Netzpolitik ein. "Sollte Facebook eines Tages Konkurs gehen, droht zudem der Verkauf der Daten, denn dies ist nahezu das einzige Kapital des Unternehmens", erklärt Sander. "Dann würde ein gigantischer Datensatz den Besitzer wechseln. Was dann mit den Daten passiert, ist kaum mehr kontrollierbar und nachvollziehbar."
Gezielte Manipulation möglich
Doch solange Facebook die Daten hat, kann das Unternehmen enorme Macht ausüben – auch im gesellschaftspolitischen Bereich. Sander weist zum Beispiel auf das Phänomen der "Filter-Blase" hin: Weil Facebook mittels eines Algorithmus‘ seinen Nutzern nur solche Werbebotschaften und Statusmeldungen zeigt, die sie interessieren, werden die Menschen nicht mehr mit anderen Informationen konfrontiert. Die Folge: eine einseitige Weltsicht.
Und tatsächlich könnte Facebook sogar Wahlergebnisse in der Politik beeinflussen. "Man könnte zum Beispiel bei Wechselwählern oder unentschlossenen Wählern gezielt Kampagnen schalten", sagt Marit Hansen. "Das wäre dann Meinungsmache und Manipulation."
Jeder Klick wird ausgewertet
Für die Facebook-Nutzer hingegen gilt der Grundsatz der Datensparsamkeit. Nicht nur bei Profilinformationen, sondern auch bei Fotos, Kommentaren und "gefällt mir"-Angaben. "Man muss sich bewusst machen: Jeder Klick wird ausgewertet", ermahnt Datenschutzbeauftragte Marit Hansen.
Auch sollte man vermeiden, sich bei Drittanbietern mit seinem Facebook-Profil anzumelden. Das scheint zwar praktisch, führt aber zu einem weiteren Datenaustausch. "Beim Anmelden mit seinen Facebook-Daten auf fremden Webseiten wie Spotify übermittelt Facebook beispielsweise an den Webseitenbetreiber nicht nur die Anmeldedaten, sondern auch alle Daten, die als "öffentlich" eingestellt sind", erklärt Michaela Schröder vom Projekt Verbraucherrechte in der digitalen Welt. "Viele Informationen wie beispielsweise die Freundesliste, Statusmitteilungen, Fotos, Beiträge, Biografie, Familie und Beziehungen sind standardmässig als "öffentlich" voreingestellt."
Hier finden Sie die Privatsphäre-Einstellungen
Das kann und sollte man aber ändern. Die verschiedenen Stufen der Privatsphäre werden an zwei Stellen geregelt: Zum einen unter facebook.com/einstellungen und zum anderen direkt im eigenen Profil. Neuerdings bietet Facebook aber auch eine übersichtliche Variante an, hierfür muss man in der Statusleiste am oberen blauen Rand der Startseite das Symbol mit dem Schloss anklicken und wird dann durch die Privatsphäre-Einstellungen navigiert.
"Öffentlich" bedeutet dabei, dass diese Informationen für jedermann sichtbar sind. Daneben können die Daten nur für "Freunde" angezeigt werden. Die höchste Sicherheitsstufe ist "Nur Ich". Sie verhindert beispielsweise, dass irgendjemand ausser mir selbst meinen Wohnort sehen kann. Eines sollte man laut Expertin Marit Hansen immer im Kopf haben: "Wenn man einmal Daten hergegeben hat, kann man sie nicht wieder zurückholen."
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