Der Ausstieg von RTL bei DVB-T beginnt: Ab morgen schaut München, zumindest was das terrestrische Fernsehen angeht, in die Röhre. Denn am 1. August macht die TV-Gruppe, zu der auch Sender wie n-tv und VOX gehören, in der bayerischen Landeshauptstadt und Umgebung die Schotten dicht. Das gilt für alle Empfänger des Antennensignals. Doch damit nicht genug: Ab 31. Dezember 2014 ist für alle deutschen DVB-T-Zuschauer der Sendergruppe Schluss. Folgen auch andere Sender dem Beispiel der Kölner?
Wer mit einem terrestrischem Receiver auch weiter "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", den Audi-Cup oder demnächst die Qualifikationsspiele der deutschen Fussball-Nationalmannschaft verfolgen will, muss sich nach einer anderen Lösung umschauen. Trotzdem steht die Technik nicht vor dem Aus. Entgegen der RTL-Gruppe halten die Konkurrenten an DVB-T fest und bauen ihre Angebote sogar noch aus. Auch die bayerische Landesmedienanstalt hält den Standard für zukunftsfähig.
Die betroffenen knapp 100.000 Haushalte in München, die gerne die Sendung des Kölner TV-Konzerns verfolgen, müssen aber jetzt nach einer anderen Übertragungsart Ausschau halten. Die Zahl steigt sogar laut "Süddeutsche Zeitung" auf 360.000, wenn man Zweit- und Drittgeräte dazuzählt. Deutschlandweit werden sich nach RTL-Angaben 1,17 Millionen Haushalte ab dem 1. Januar 2015 um einem neuen Fernsehempfang bemühen müssen. Dann senden die Kölner nur noch über Satellit, Kabel und das Internet (IPTV).
Der Grund für die Abkehr von DVB-T: Für den Medienkonzern aus Köln sind schlicht die Kosten zu hoch. Zudem vermisst RTL eine Perspektive von Bund und Ländern für die verschlüsselte Variante (DVB-T2): "Es fehlt uns die erforderliche Planungssicherheit zur Sicherung der Investitionen in einen Weiterbetrieb DVB-T oder dem Wechsel zu DVB-T2."
DVB-T: ProSiebenSat.1 will Chance nutzen
Das sieht die Konkurrenz ganz anders: ProSiebenSat.1 will auch in Zukunft ihren Zuschauern alle Empfangsoptionen bereitstellen und hält die Verbreitung über Antennen-Empfangsgeräte für wirtschaftlich. "Der Ausstieg unserer Wettbewerber bietet uns die Möglichkeit, die Reichweite unserer kleinen Sender aufgrund freiwerdender Frequenzen auszubauen und wird bei den DVB-T-Nutzern unser bereits bestehendes Programmangebot noch mehr in den Fokus rücken," sagt Pressesprecherin Susanne Lang.
Also weiten die Münchner ihr terrestrisches Engagement aus. Sat.1 Gold ist ab dem 1. August und ProSieben Maxx ab dem 3. September in der bayerischen Landeshauptstadt mit DVB-T zu empfangen. Das unterstützt die Landesmedienanstalt Bayerns (BLM) ausdrücklich und freut sich über den Ausbau bei ProSiebenSat.1.
Daher sieht BLM-Sprecher Wolfgang Flieger trotz des Ausstiegs der RTL-Gruppe eine Zukunft für das terrestrische Fernsehen. "Wir bedauern den Ausstieg der RTL-Gruppe aus DVB-T, stehen aber weiter positiv zur Entwicklung des digitalen terrestrischen Fernsehens. DVB-T bleibt aus unserer Sicht auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der Rundfunkversorgung in Deutschland."
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