Menlo Park (dpa) - Facebook will seinen Nutzern Tipps geben, wie sie gefälschte Nachrichten besser erkennen können. Mitglieder des Online-Netzwerks in 14 Ländern bekommen drei Tage lang einen Banner mit zehn Empfehlungen angezeigt, kündigte Facebook an.
Man habe sich bewusst für eine begrenzte Dauer entschieden, sagte Facebook-Manager Adam Mosseri. "Wenn man es zu lange zeigt, kann es einen gegenteiligen Effekt haben." Zu den Ratschlägen gehört etwa, genauer auf die Web-Adresse oder den Namen der angeblichen Quelle zu achten. Auch deutsche Nutzer erhalten die Hinweise.
Mosseri, der als Produktmanager für den Newsfeed zuständig ist, bekräftigte, dass Facebook als wichtigste Massnahme im Kampf gegen die sogenannten Fake News das Austrocknen der Werbeerlöse derer Autoren sieht. "Wir haben festgestellt, dass die meisten gefälschten Nachrichten finanziell und nicht ideologisch motiviert sind." Die falschen News lockten insbesondere im US-Wahlkampf Klicks an und waren damit ein lukratives Geschäft. Facebook versucht inzwischen, ihre Verbreitung zu bremsen.
Nach den bisherigen Massnahmen sei einige Wirkung zu erkennen, sagte Mosseri der Deutschen Presse-Agentur. Unter anderem würden Informationen, bei denen darauf hingewiesen wird, dass sie sie in Zweifel gezogen wurden, seltener weiterverbreitet. "Wir sehen, dass Nutzer weniger gefälschten Nachrichten ausgesetzt zu sein scheinen." Zugleich könne dies aber auch daran liegen, dass der Wahlkampf in den USA vorbei sei. Deshalb dürfe Facebook nicht unterschätzen, wie viel noch zu tun sei. "Wir haben noch vor der Präsidentenwahl in den USA angefangen, gegen gefälschte Nachrichten anzukämpfen", versicherte der Facebook-Manager.
Mosseri sieht die Gefahr, dass die Aussicht auf härtere Strafen in gesetzlichen Regelungen gegen gefälschte News oder Hassrede - wie jetzt in Deutschland geplant - Betreiber von Online-Netzwerken dazu verleiten könnte, in Grenzfällen lieber Inhalte vorsorglich zu löschen, statt Kontroversen einzugehen. "Ich denke, das ist ein echtes Risiko", betonte er. Es gebe ein Spannungsfeld zwischen Sicherheit für die Nutzer und der Meinungsfreiheit. "Je härter die Gesetze und unsere internen Richtlinien sind, desto grösser wird zugleich auch die Gefahr, dass wir die Möglichkeiten der Menschen einschränken, sich auszudrücken."
Facebook definiert gefälschte Nachrichten als solche, die darauf angelegt sind, für echt gehalten zu werden, aber nachweislich nicht korrekt sind. In Europa habe Facebook keinen Schub von Fake News vor den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich sowie mit Blick auf die Bundestagswahl im September festgestellt, sagte Mosseri.
Auch Google will Fake-Inhalten mehr auf den Grund gehen. Der Internet-Konzern wird künftig verstärkt auf Hintergrundberichte hinweisen, in denen Medienunternehmen oder Verlage die Faktenlage bei strittigen Themen überprüfen. Das Faktencheck-Label werde von sofort an nicht nur bei Google News eingesetzt, sondern auch auf die Google-Suche ausgeweitet. Ausserdem sei das Label nun für Medienunternehmen und Verlage weltweit verfügbar, teilten Justin Kosslyn von dem Google-Thinktank Jigsaw und Cong Yu, Wissenschaftler bei Google Research, in einem Blogbeitrag mit.
Jede Minute würden tausende neue Artikel online veröffentlicht, eine Menge an Inhalten, die wohl die meisten Nutzer überfordere, heisst es in dem Blogpost. "Und leider sind nicht alle Inhalte korrekt oder wahr, es fällt den Menschen daher oft schwer, Fakten von Fiktion zu unterscheiden." Deshalb habe Google im Oktober 2016 zusammen mit Jigsaw in einigen Ländern das "Faktencheck-Label" eingeführt, mit dem Medienunternehmen und Verlage ihre entsprechenden Artikel in Google News kennzeichnen könnten. Nach Auswertung der Rückmeldungen von Nutzern und Medienhäusern wolle man diese Funktion nun erweitern.
Bei einer Google-Suche, für deren Ergebnisse ein Faktencheck durchgeführt wurde, wird dies auf der Seite der Suchergebnisse entsprechend angezeigt. In dem betreffenden Fenster sehen die Anwender dann, um welche Behauptung es geht, von wem sie stammt, und ob eine seriöse Quelle die Informationen verifiziert oder widerlegt hat. © dpa
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