Das hatten sich die Betreiber von Facebook anders vorgestellt: Zum Valentinstag sollte eine Dating-Funktion online gehen, doch irische Datenschützer machten einen Strich durch die Rechnung. Auch in Deutschland steht das Netzwerk gerade in der Kritik - ausgerechnet wegen seiner neuen Datenschutz-Funktion.
Facebook hat den Start seiner Dating-Funktion in Europa auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Grund: Die irische Datenschutzbehörde war eingeschritten. Sie ist in der Europäischen Union federführend für Facebook zuständig, weil das Online-Netzwerk in Dublin seinen Europa-Sitz hat.
Dort hatte man Besorgnis geäussert, da Facebook die Behörde erst einen Monat vor dem geplanten Livegang über die Pläne informiert habe. Die Flirt-Plattform sollte am 13. Februar nach Europa kommen. Die Behörde führte am vergangenen Montag eine "Inspektion" bei Facebook in Dublin durch und sichtete entsprechende Unterlagen.
So sieht das Facebook-Dating aus
In den USA gibt es die Flirt-Funktion seit September: Nutzer im Alter ab 18 Jahren können ein separates Dating-Profil anlegen. Facebook schlägt dann potenzielle Partner vor - auf Grundlage seines Wissens über Interessen und Aktivitäten der Nutzer.
Facebook-Freunde sind davon ausgenommen - ausser man kennzeichnet sie im Dating-Profil als "heimlichen Schwarm". Davon erfahren die Nutzer dann nur, wenn es eine gegenseitige Übereinstimmung gibt.
Zum Start in den USA wurde bei Facebook betont: Um die Flirt-Funktion sicher zu gestalten, können zwischen den Dating-Profilen keine Fotos, Weblinks, Videos oder Zahlungen verschickt werden. Jeder könne einen anderen Nutzer blockieren oder melden. Facebook-Nutzer können auch Inhalte aus der konzerneigenen Fotoplattform Instagram einbinden.
Facebook teilte am Mittwoch mit, man habe an starken Datenschutz-Massnahmen für die Funktion gearbeitet und diese der Behörde nach Aufforderung auch mitgeteilt. Einen Tag zuvor hatte Facebook lediglich erklärt, man nehme sich "noch etwas mehr Zeit, um das Produkt für Europa vorzubereiten" - ohne dabei die Kontroverse mit den Datenschützern zu erwähnen.
Stiftung Warentest übt Kritik an Datenschutzfunktion
Kritik am Datenschutz von Facebook übt in Deutschland aktuell die Stiftung Warentest. Grund dafür ist die Ende Januar eingeführte Funktion namens "Aktivitäten ausserhalb von Facebook". Dass Facebook das Surfverhalten der Nutzer auch ausserhalb des sozialen Netzwerks verfolgt, ist kein Geheimnis. Die neue Funktion sollte nun konkrete Einblicke in diese Datensammelei und mehr Kontrolle darüber erlauben. So lassen sich die auf anderen Websites und Apps gesammelten Informationen zum Beispiel vom eigenen Konto trennen, also anonymisieren.
Die Stiftung Warentest bezeichnet die Funktion aber als "kosmetische Lösung": Nutzer könnten mit ihr die Datensammelei effektiv kaum unterbinden - auch wenn sie etwa die Nutzung von künftig erfassten Aktivitäten für bestimmte Apps und Websites deaktivieren. Denn obwohl die Infos dann nicht mehr mit dem Konto verknüpft werden, erhält Facebook sie weiterhin und verwendet sie zum Beispiel, um generell die "Werbesysteme" zu verbessern.
Entfernt man wiederum den Verlauf, also alle Daten der aufgeführten Drittseiten, werde dieser nur vom eigenen Profil getrennt. Die Daten an sich aber blieben auf den Servern gespeichert, so die Warentester.
Die Drittseiten, heisst es, würden einen weiterhin ausforschen und diese Daten an Facebook geben. "Zudem besitzt das soziale Netzwerk ja weiterhin die Daten, die es selbst über Sie gesammelt hat", warnt die Stiftung Warentest.
Personalisierte Werbung bringt mehr Geld
Facebook selbst erklärte zur Einführung des neuen Aktivitätenprotokolls zunächst, warum es Daten auch von dritten Seiten sammelt und auswertet: für personalisierte Werbung. "Unternehmen stellen uns Informationen darüber zur Verfügung, welche Art von Produkten sich die Menschen auf ihren Webseiten ansehen und wir nutzen diese Informationen, um ihnen für sie relevante Werbung auszuspielen." Jetzt könne sich jeder eine Zusammenfassung dieser Infos anzeigen lassen und auf Wunsch von seinem Konto trennen.
Dahinter stecken finanzielle Interessen. Denn mit auf den Nutzer zugeschnittene Werbung lässt besser Geld verdienen. Und je mehr das Netzwerk über einen sammelt, etwa über die politischen Ansichten oder die momentanen Interessen, desto individueller werden die Anzeigen. (dpa/af)
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