Las Vegas (dpa/tmn) - Nein, in deutsche Wohnzimmer werden viele Fernsehneuheiten der Elektronikmesse CES (noch bis 12. Januar) so schnell nicht kommen. Doch die Hersteller zeigen, wohin die Reise geht. Der Fernseher ist endgültig tot.
Geht es nach dem Willen von Samsung, LG, Sony und Co, ist der Fernseher der Zukunft nicht nur ein Anzeigegerät mit Internetanschluss, sondern vor allem eine grosse, schlanke, farbenfrohe, variable und vor allem smarte Heimzentrale.
Grösster Blickfang in Las Vegas: Samsungs Riesen-TV The Wall. Der 146-Zoll-Fernseher (3,71 Meter) ist ein Blick in die Zukunft. Er besteht aus vielen Modulen von der Grösse eines Smartphones und lässt sich theoretisch in verschiedenen Grössen zusammenbauen - auch für normalgrosse Wände. Samsung setzt dabei auf eine Technik namens Micro-LED. Hier ist jeder Pixel des Fernsehers eine einzelne Diode.
Noch etwas unklar bleibt, wann und wie man sich in Zukunft seinen Fernseher nach eigenen Grössenvorstellungen bestellen kann und wie er zusammengebaut wird. Auch Preise stehen noch nicht fest.
Während in deutschen Wohnzimmern allmählich 4K-Fernseher (3840 zu 2160 Pixel) Einzug halten, zeigen die Hersteller in Las Vegas schon den nächsten grossen Schritt: 8K (7680 zu 4320 Pixel). Sowohl Samsung als auch LG, TCL und andere haben derart hoch auflösende Bildschirme im Angebot. Dass es bislang wenige 4K-Filme gibt und viele deutsche Fernsehsender nicht einmal in Full HD (1920 zu 1080 Pixel) senden: geschenkt. Was nicht da ist, wird einfach hochgerechnet. Samsung etwa setzt auf intelligentes Upscaling, rechnet also jegliches Filmmaterial für die hohe Auflösung um. Künstliche Intelligenz soll dabei helfen, dass dies am Ende auch gut aussieht.
Auch LG setzt auf die künstliche Intelligenz. Mit der neuen ThinQ-Plattform sollen Fernseher und andere Hausgeräte die Gewohnheiten ihrer Nutzer erkennen, was etwa für bessere Programmempfehlungen sorgen könnte. Doch damit nicht genug: Die offene Plattform soll den Fernseher zur Steuerzentrale für viele andere vernetzte Geräte im Haushalt machen – etwa für Leuchten, Lautsprecher, Waschmaschinen oder Haushaltsroboter.
Allzu grosse Wunder darf man von der künstlichen Intelligenz im TV anfangs aber nicht erwarten, dämpft Klaus Böhm, Leiter Media bei der Unternehmensberatung Deloitte, die Zukunftsvisionen. Worauf sich Nutzer etwa einstellen können, seien intelligente Empfehlungen durch Auswerten des Sehverhaltens und Abgleiche mit dem Angebot diverser Streamingdienste oder Mediatheken. Bis zum wirklich schlauen Fernseher ist es noch ein wenig hin.
Ging viele Jahrzehnte lang vor dem Fernseher noch alle Macht von der Fernbedienung aus, werden wir vermutlich bald mehr mit dem TV sprechen. Nachdem viele Hersteller schon länger ein gewisses Mass an Sprachsteuerung bieten, soll das jetzt mit digitalen Sprachassistenten noch einfacher werden. Samsung packt dazu seinen bislang etwas glücklosen Assistenten Bixby in seine Smart-TV, LGs neue OLED-Modelle haben den Google Assistant an Bord. Viele Sony-Fernseher lassen sich 2018 über vernetzte Lautsprecher wie Google Home per Sprache steuern. Die neuen 4K-Modelle von Hisense kommunizieren über Amazons Alexa nicht nur mit ihren Nutzern, sondern auch mit anderen vernetzten Geräten und Amazons Warenlagern.
Zum Glück gibt es neben den Technikträumen und Verheissungen der künstlichen Intelligenz noch einige alltagstaugliche Neuheiten. Dazu gehören etwa Samsungs aktuelle QLED-Modelle, Sonys AF8-Serie mit OLED-Display und die Serie XF80, 85 und 90 mit LCD-Display und Grössen von 49 bis 75 Zoll. LG schickt neben neuen OLED-Modellen auch LCD-Fernseher mit einer Nano Cell genannten Anzeigetechnik ins Rennen. Sie soll klare Farben auch bei breiten Blickwinkeln liefern. © dpa
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