Berlin (dpa) - Apple hat die dritte Generation seiner Smartwatch vorgelegt. Ein mehrtägiger Test zeigt: Mit der Apple Watch Series 3 LTE gewinnen Nutzer eine neue, mobile Unabhängigkeit.

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Als die Apple Watch vor dreieinhalb Jahren auf den Markt kam, bildeten sich an den ersten Tagen noch lange Schlangen vor den Apple Stores. Doch nach dem ersten Ansturm der Fans wurde es deutlich ruhiger. Manche Bobachter stempelten die Computeruhr schon voreilig zum Mega-Flop.

Doch mittlerweile verkauft sich die Apple Watch gut und die Kalifornier haben die bisher umsatzstärkste Uhrenmarke Rolex überholt. Die Schweizer verkauften im vergangenen Jahr rund eine Million Uhren und erzielten damit einen Umsatz von knapp vier Milliarden Euro, Apple setzte schätzungsweise 15 Millionen Exemplare ab und nahm damit über 4,1 Milliarden Euro ein.

Zu dem langsamen, aber stetigen Erfolg der Uhr hat auch die Tatsache beigetragen, dass die Ingenieure in Cupertino die Apple Watch bereits einmal deutlich verbessert haben. Die erste Generation reagierte noch vergleichsweise träge und konnte nicht einmal einen Wasserspritzer gut vertragen. Auch war die frühe Version des Uhren-Betriebssystems watchOS noch nicht auf konkrete Anwendungen hin optimiert.

Nun hat Apple die dritte Generation der Apple Watch (Series 3) präsentiert. In der Uhr steckt ein neuer Prozessor (S3), der deutlich schneller als sein Vorgänger läuft. Der interne Speicher wurde auf 16 Gigabyte verdoppelt. So passen deutlich mehr Songs auf die Uhr, die man unterwegs oder beim Joggen auf Bluetooth-Kopfhörer abspielen kann. Ausserdem wurde ein Barometer eingebaut. Damit lassen sich zurückgelegte Höhenmeter unabhängig vom iPhone präzise ermitteln.

Die wichtigste Neuerung ist aber ein optional erhältliches Mobilfunk-Modul, das die Apple Watch mit den Netzen LTE und UMTS verbindet. Dadurch muss das iPhone nicht mehr in Reichweite sein, um Daten zu empfangen oder zu telefonieren.

Ein Fazit vorweg: Die Verbindungsprobleme, von denen erste Tester der Apple Watch in den USA berichteten, tauchten in unserem mehrtägigen Praxistest nicht auf. Das mag daran liegen, dass in den USA eine andere Mobilfunk-Hardware zum Einsatz kommt als in Europa. Es kann aber auch sein, dass die US-Version der neuen Apple Watch sich in der Nähe von offenen WLANs ohne automatische Internetverbindung verschluckt.

In Deutschland funkt die Apple Watch bislang exklusiv im Netz der Deutschen Telekom. Dabei kommt keine herkömmliche SIM-Karte zum Einsatz, sondern eine fest verlötete eSIM, die mit einem eingescannten QR-Code über das iPhone aktiviert wird. Vodafone und O2 haben keine eSIM-Option für die Apple Watch im Programm. Telefónica begründete die Absage von O2 damit, das Apples eSIM-Technologie nicht mit dem Standard des Branchenverbandes GSMA kompatibel sei.

Beim Telefonieren und der Übertragung von Daten versucht die Apple Watch stets, den eigenen Akku zu schonen - und deshalb die Verbindung über das iPhone oder ein WLAN-Netz aufzubauen. Erst wenn diese Alternativen nicht vorhanden sind, wird die eigene Mobilfunkverbindung aktiviert.

Von dieser neuen Freiheit werden vor allem Freizeitsportler profitieren, die beim Joggen, Paddeln oder anderen Aktivitäten an der frischen Luft nicht mehr das Smartphone mit sich tragen müssen, um ein Telefonat zu führen, sich navigieren zu lassen, Siri zu befragen oder andere Online-Apps zu nutzen. Aber auch beim Spazieren in der Stadt oder in der Natur muss man nun nicht mehr unbedingt ein Smartphone dabei haben, um erreichbar zu sein.

Bei mehreren Testanrufen mit der Uhr konnten die Gesprächsteilnehmer kaum unterscheiden, ob man von einem herkömmlichen Smartphone oder der Computeruhr aus anruft. Dabei musste man nicht einmal das Handgelenk direkt vor den Mund halten. Während des Telefonats verhält sich die Apple Watch allerdings wie ein Pony, das nur einen einzigen Trick beherrscht: Man kann im Gespräch nicht schnell in den Kalender oder eine andere App wechseln, um ein Detail nachzuschauen.

Die neue mobile Freiheit funktioniert leider nur im Inland, da die Apple Watch kein Roaming unterstützt. Besitzer einer Apple Watch müssen sich auch darüber im Klaren sein, dass das Telefonieren mit der Uhr deutlich zu Lasten der Akkulaufzeit geht. Wenn man am Handgelenk eine Stunde lang telefoniert, bleibt gerade mal noch ein Drittel der Akkukapazität übrig, obwohl Apple der Uhr einen etwas grösseren Akku als beim Vorgängermodell spendiert hat. Vermutlich wird man aber mit der Uhr ohnehin keine Dauertelefonate führen, so dass man mit dieser Einschränkung gut leben kann.

Als Batteriefresser erwies sich auch das helle Display, wenn man dort die Taschenlampenfunktion aktiviert. Gerade mal 100 Minuten hält eine voll geladene Apple Watch als Ersatzlichtquelle durch. In unserem Praxistest machte die Uhr bei normaler Nutzung erst nach rund 20 Stunden schlapp. Apple verspricht eine durchschnittliche Nutzungszeit von 18 Stunden am Stück.

Von etlichen Neuerungen der neuen Apple Watch Series 3 werden auch die Besitzer älterer Modelle profitieren, denn sie sind Bestandteil des neuen watchOS 4, das nur auf dem allerersten Modell aus dem Jahr 2015 nicht mehr läuft. Dazu gehört vor allem ein Siri-Zifferblatt, bei dem mit Hilfe künstlicher Intelligenz immer die Informationen angezeigt werden sollen, die gerade relevant sind - also der Eintrag für den bevorstehenden Termin, die digitale Bordkarte für das Flugzeug, in das man demnächst einsteigen möchte oder die Erinnerung an eine Aufgabe, die längst überfällig ist.

Auch ein neues Audio-Zifferblatt gefiel im Praxistest. Hier kann man Musik oder Podcasts vom iPhone steuern, ohne das Smartphone aus der Tasche zu holen. Mit der LTE-Version soll man demnächst auch aus dem Bestand von 40 Millionen Songs bei Apple Music streamen können. Die Option stand zum Test allerdings noch nicht zur Verfügung.

Verbessert wurden ausserdem die Trainingsapp sowie die App zur Überwachung der eigenen Herzfrequenz. Die neue Hardware misst auch den sogenannten VO2max-Wert, ein wichtiger Indikator für die Sauerstoffaufnahme und kardiovaskuläre Fitness.

Die Mobilfunk-Variante der Apple Watch Series 3 erkennt man an einem roten Punkt auf der Krone, von dem Apple wohl hofft, dass er sich zu einem Status-Symbol entwickelt. Der LTE-Aufpreis für das kleinste Modell mit Aluminiumgehäuse macht 80 Euro aus.

Die Preise bewegen sich zwischen 369 bis 479 Euro, wobei die grössere Variante im 42-mm-Gehäuse 30 Euro teurer ausfällt als die kleinere 38-mm-Version. Die Edelstahlbaureihe kostet 649 bis 899 Euro und hat stets Mobilfunk eingebaut. Eine Apple Watch im Keramik-Gehäuse gibt es ab 1399 Euro.  © dpa

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