Düsseldorf/Bonn (dpa/tmn) - Das Angebot ist zu verlockend: ein neues Smartphone mit aktuellster Technik zum Minipreis. Dass der Internet-Händler in China sitzt, vergisst man in der ersten Euphorie über das enorme Einsparpotenzial schnell, oder bemerkt es vielleicht gar nicht einmal.
Nur wenige Mausklicks, und die Bestellung ist raus. Doch lohnt sich der Kauf von Elektronik aus Asien tatsächlich? Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen mahnt beim Online-Shopping in Fernost zu Vorsicht, denn sowohl vor als auch nach dem Kauf können sich Hürden auftürmen: "Da lassen sich etwa Bestellungen in deutscher Sprache aufgeben, aber bei wichtigen Informationen zu Versand und Rückgabe fehlt die Übersetzung." Der Experte rät, sich vor dem finalen Klick über die Risiken zu informieren. Denn bei Verbraucherzentralen und im Netz häuften sich Beschwerden. Zu den grösseren Fernost-Versendern gehören etwa Aliexpress.com, Dealextreme.com, Gearbest.com oder Banggood.com.
Wer in einem Online-Shop zum ersten Mal bestellt, sollte unbedingt einen Blick auf die - oft versteckten - Standortangaben des Händlers werfen. "Viele Kunden merken gar nicht, dass sie bei einem Chinashop landen", weist die Stiftung Warentest auf die Problematik hin. Gerade auf Online-Marktplätzen werde standardmässig erst einmal nur der Name des Verkäufers angezeigt. Und wer ahnt schon, dass der Händler vielleicht in Hongkong sitzt? Deshalb sollte man sich alle Verkäuferinformationen, das Impressum, Shop-AGB und Angaben zum Widerrufsrecht anschauen. Fest steht den Warentestern zufolge: Reklamationen bei Anbietern aus Nicht-EU-Ländern seien oft kaum möglich.
Entscheidet man sich trotzdem für einen Kauf in Fernost, sollte man mögliche Zusatzkosten im Auge behalten. "Ob und in welcher Höhe Abgaben wie Zoll und Einfuhrumsatzsteuer entstehen, hängt vom Warenwert und der Art der Ware ab", erklärt Andre Lenz von der
Generalzolldirektion in Bonn. "Hinsichtlich des Warenwertes ist entscheidend, welcher Betrag tatsächlich gezahlt wurde, um die Ware zu erhalten." Sollten im Rechnungsendbetrag Portokosten enthalten sein, würden diese nicht herausgerechnet. Kostet eine Digitalkamera beispielsweise 190 Euro und die Versandkosten belaufen sich auf 20 Euro, liegt der Warenwert für den Zoll bei 210 Euro.
Warensendungen mit einem Gesamtwert von nicht mehr als 22 Euro können ohne jegliche Abgaben eingeführt werden. Bei einem Wert zwischen 22 und 150 Euro sind die Sendungen zwar zollfrei, es fällt aber die Einfuhrumsatzsteuer in Höhe von 19 Prozent an. Für die Digitalkamera wären das knapp 40 Euro zusätzlich. Liegt der Betrag der Einfuhrumsatzsteuer unter 5 Euro, wird er gar nicht erst erhoben. Ab einem Wert von 150 Euro fallen zusätzlich Zollgebühren an, die sich je nach Warentyp unterscheiden. Bei Objektiven sind es etwa 6,7 Prozent, während Kameras, Notebooks oder Tablets zollfrei sind.
Direkt bis nach Hause zum Empfänger schafft es ein Paket aus Fernost auf Anhieb oft nur, wenn der Absender eine vollständig und korrekt ausgefüllte Zollinhaltserklärung und eine möglichst an der Aussenseite angebrachte Rechnung beigefügt hat. "In allen anderen Fällen leitet die Deutsche Post AG die Sendung an das für den jeweiligen Wohnort zuständige Zollamt weiter und benachrichtigt den Empfänger schriftlich darüber", erklärt Andre Lenz.
"Wen das trifft, der muss sich mit einer der ärgerlichsten Seiten des grenzüberschreitenden Onlineshoppings plagen", sagt Verbraucherschützer Tryba. Viele, die ihre Ware persönlich im Zollamt auslösen, staunten über die zeitraubende Prozedur.
Und wer Pech hat, darf seine Sendung nicht einmal mitnehmen: Elektrogeräte mit fehlender CE-Kennzeichnung oder gefälschten Sicherheitszertifikaten sowie Plagiate beschlagnahmt der Zoll.
Wer alles durchgerechnet hat, und das Wagnis eingehen will, sollte auf eine sichere Bezahlung achten. Die Verbraucherzentrale NRW rät zum Kauf auf Rechnung oder per Lastschrift. Bezahldienste wie Paypal oder Amazon Payments schützen zusätzlich, falls ein Artikel nicht versandt wird oder erheblich von der Verkäufer-Beschreibung abweicht.
Das "c't"-Magazin hat kürzlich billige Technik aus Asien bestellt und festgestellt, dass sich teils enorm viel Geld sparen lässt. Aber: "Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass man von den Anbietern der Billigtechnik selten in Watte gepackt wird: Dinge wie ein übersetztes Handbuch, eine Service-Infrastruktur in Deutschland und eine lange Produktpflege kosten Geld, das häufig gespart wird." © dpa
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