Berlin - Nach einer Durststrecke von 20 Monaten können Computerspiele-Studios wieder Fördergeld des Bundes beantragen. Seit Mai 2023 hatte das Bundeswirtschaftsministerium keine Förderanträge mehr angenommen, ab Montag können die Unternehmen wieder Anträge stellen.
Das Bundeswirtschaftsministerium veröffentlichte hierfür eine Förderrichtlinie samt Förderaufruf. Allerdings gelten starke Einschränkungen, was auch an der vorläufigen Haushaltsführung nach dem Bruch der Ampel-Koalition liegt. Branchenvertreter reagieren daher nur verhalten auf das neue Regelwerk.
Mehrjährige Projekte sind nur teilnahmeberechtigt, wenn sie zwischen 300.000 Euro und 900.000 Euro kosten. Grössere Projekte sind vorerst de facto aussen vor. Ihre Förderung kann zwar beantragt werden, die Projekte müssen aber Ende 2025 fertig sein - was nach Ansicht der Branche unrealistisch ist, da die Entwicklung eines Spiels in der Regel mehrere Jahre dauert. Ausserdem kann ein Projekt nur mit maximal zwei Millionen Euro gefördert werden.
2025 stehen circa 67,5 Millionen Euro an Bundesmitteln für die in Deutschland tätigen Games-Unternehmen bereit. Das sind zwar mehr als 2024, als es 50 Millionen Euro waren. Allerdings ist unklar, ob dieses Geld komplett abfliessen kann – nach Lesart des Branchenverbandes Game droht ein grosser Teil des Förderbudgets wegen der neuen Einschränkungen zu verfallen.
Kritik aus der Branche
Game-Geschäftsführer Felix Falk ist erleichtert, dass die Bundesregierung den Förderaufruf noch dieses Jahr veröffentlicht hat. Er gab aber zu bedenken, dass viele Unternehmen durch die schärferen Bedingungen gar keine Förderung erhalten werden. "Dadurch haben diese weiter 30 Prozent Kostennachteil im Vergleich zu Ländern wie Frankreich, Kanada oder Grossbritannien."
Falk appellierte an das Ministerium und den Haushaltsausschuss des Bundestags, die Situation zu verbessern. Nach der Bundestagswahl sollte die neue Bundesregierung zudem die steuerliche Förderung angehen und für wettbewerbsfähige und zuverlässige Rahmenbedingungen sorgen.
Branche hat Boom-Jahre hinter sich
Die Computer- und Videospiele-Branche ist in den Corona-Jahren stark gewachsen - die Menschen waren viel mehr daheim als zuvor und hatten daher auch mehr Zeit zum Spielen. Nach dieser Hochphase schwächte sich die Nachfrage etwas ab, und die Studios kamen unter Druck. "Zuletzt blickte die Branche wieder etwas optimistischer in die Zukunft - hoffentlich bleibt dieser zarte Aufwärtstrend erhalten", sagt Falk.
Zu den grossen, in Deutschland tätigen Spieleentwicklern gehört Ubisoft. Die Firma entwickelt Strategiespiele wie "Anno 1800" und hat in Berlin, Düsseldorf und Mainz Studios. Ubisoft-Deutschlandchef Benedikt Grindel kritisiert, für grosse und mittlere Projekte sei die Förderung vollkommen ungeeignet. Grosse Projekte bräuchten drei bis fünf Jahre. "Die Vorgabe, schon in einem Jahr fertig zu sein, ist daher illusorisch."
Bei Investitionsentscheidungen von internationalen Games-Firmen spielten die nationalen Förderregeln eine grosse Rolle, sagt Grindel. "Deutschland sendet nun kein gutes Signal an die globale Branche - während andere Staaten verlässliche Regeln bieten und stärker fördern, ist es in Deutschland ein Hin und Her, statt Verlässlichkeit bekommt man eine Zitterpartie." © Deutsche Presse-Agentur
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