Berlin (dpa/tmn) - Scharfkantig, unhandlich und nicht erweiterbar: Bei allem Lob für die Verarbeitungsqualität und Leistung waren diese drei Merkmale von Samsungs Galaxy S6, dem S6 Edge und dem Edge+ vor einem Jahr vielen Testern und Nutzern ein Dorn im Auge.
Ein Jahr später sind nun die Nachfolger da - und machen einiges besser. Leistung war bei Samsungs Galaxys nie das Problem. Und auch die neuen Galaxys bringen davon reichlich mit. Im Inneren beider Telefone stecken Qualcomms Snapdragon 820 oder Samsungs Exynos 8890, vier Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 32 GB Speicher für Betriebssystem, Apps und private Daten. Nach der herben Kritik an den festen Speichergrössen des Galaxy S6 gibt es nun in Deutschland nur noch 32 GB Speicher - dafür aber einen Steckplatz für Erweiterungsspeicher.
Rundum sind die Geräte nun nach der IP68-Richtlinie gegen eindringendes Wasser und Staub geschützt. Konkret heisst das: Kurzes Eintauchen in ein Wasserglas ist okay, abspülen auch, ein Sturz in die Toilette überleben sie ebenso. Für einen ausgedehnten Tauchgang sollte man die Galaxys aber nicht einplanen - wirklich wasserdicht bedeutet IP68 nämlich nicht. Auch Salzwasser halten sie nicht aus.
Die Kamera überzeugt - und zwar nicht nur, weil sie nach einem Doppelklick auf die Home-Taste sehr schnell einsatzbereit ist. Auch der Autofokus passt sich blitzschnell wechselnden Motiven an. Grund dafür ist die Dual-Pixel-Technologie, die mit Hilfe von zwei unabhängigen Fotodioden pro Pixel für Schärfe nahezu in Echtzeit sorgt. Die Pixel des Kamerasensors sind ausserdem leicht grösser als bei den Vorgängern. Gerade bei wenig Licht fallen die Unterschiede zur Konkurrenz auf: Die Offenblende von maximal f1.7 sorgt zusammen mit den grösseren Pixeln und der Bildstabilisierung für gute Ergebnisse. Videos filmt die Kamera in 4K-Auflösung (3840 zu 2160 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde). Der Kamerawulst der 6er-Serie ist Geschichte - nur noch ein dünner Ring ragt aus der Rückseite heraus.
Unterschiede zwischen beiden Modellen gibt es bei Grösse, Displayform und Akkuleistung. Während das S7 auf 5,1 Zoll Displaygrösse kommt, sind es beim S7 Edge 5,5 Zoll. Beide Amoled-Bildschirme haben eine Auflösung von 1440 zu 2560 Pixeln, beim Edge erscheinen die Farben noch eine Spur heller und der Blickwinkel etwas grösser.
Die beiden gebogenen Displaykanten sind nicht nur ein Designstatement. Sie lassen sich auch mit Zusatzfunktionen versehen. Per Wisch schweben so vom Bildschirmrand Lieblingskontakte, häufig genutzte Apps oder Wetterinformationen auf den Bildschirm. Auffällig ist die Empfindlichkeit der Bildschirme. Immer wieder wurden im Test Wischbewegungen als Antippen erkannt. So landet man im Browser häufig auf Webseiten, weil aus Versehen Links geklickt wurden - obwohl doch eigentlich gescrollt werden sollte. Auch bei der Einhandbedienung kam es zu Fehleingaben, wenn Teile der Hand den Bildschirmrand berührten.
Ansonsten sind beide Galaxys im Alltag gut zu bedienen und bewältigen gängige Apps - ob Anwendungen oder Spiele - ohne Probleme. Ein interessantes Feature ist der neue Always-On-Screen. Auch bei gesperrtem Bildschirm können damit Informationen wie Uhrzeit, Datum, Benachrichtigungen und Akkustand angezeigt werden. Sonderlich belastend für den Akku ist diese Funktion offenbar nicht. Mit dem 3000 (S7) und 3600 (S7 Edge) Milliamperestunden fassenden Akku kommt das Telefon bei häufiger Nutzung locker über den Tag. Wer es nicht ständig in den Fingern hält, schafft auch zwei Tage. Für die Existenz am Ladungsminimum gibt es Stromsparmodi und eine Schnellladefunktion.
Samsungs Benutzeroberfläche TouchWiz macht das installierte Android 6.0.1 ziemlich bunt, ziemlich übersichtlich und leicht zu bedienen. Ab Werk sind Samsungs und Googles App Store verfügbar. Nutzer können nun auch endlich die Berechtigungen einzelner Apps für den Zugriff auf Kamera, Mikrofon, SMS oder den Standort selbst bestimmen - bei Apple ist das seit Jahren Standard. Neunutzer sollten gleich am Anfang hier einen Blick hineinwerfen und die Zugriffsrechte an ihr gewünschtes Datenschutzniveau anpassen.
Fazit: Die neuen Galaxys bringen zwar vielleicht nicht das innovative modulare Konzept eines LG G5 mit. Dafür kommen sie mit einem ausgereiften Design, einer sehr guten Kamera, Schutz vor Wasser und langer Akkulaufzeit - und auch wieder mit erweiterbarem Speicher. Ob man dafür allerdings 700 (S7) oder 800 (S7 Edge) Euro ausgeben will, ist eine ganz andere Frage. Vielleicht für viele ein Verkaufsargument: Beide Telefone arbeiten mit Samsungs VR-Brille Gear VR zusammen - sie kostet 100 Euro extra. © dpa
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