Das Internet steckt voller Gerüchte, Verschwörungstheorien und Unwahrheiten. Im Englischen werden solche Flunkereien schlicht als Hoax bezeichnet.
Eine besondere Form von Netz-Humor sind Kettenmails. Sehr hartnäckig hält sich bis heute das Märchen vom geberfreudigen Microsoft-Boss
Der Empfänger solle einfach die virtuelle Post an möglichst viele Freunde und Bekannte weiterleiten, um den Test aussagekräftig zu machen. Sollte der User die Post an mehr als 1000 Nutzer weitergeleitet haben, würde sich Microsoft bei dem Helfer melden, um die Arbeit zu vergüten.
Der Initiator trat damit eine Euphorie und Aktionswelle los, die Bill Gates bei seinem beachtlichen Vermögen trotzdem zu einem armen Mann gemacht hätte. Durch die überdimensionale Reaktion entstand bis heute ein beachtlicher Schaden an verlorener Arbeitszeit, Server-Belastung und ähnlichem.
Gar nicht mehr harmlos ist die Spam-Mail, bei der ein angeblich reicher Onkel aus Afrika mehrere Millionen Dollar kurz auf einem sicheren Bankkonto zwischenparken will. Dem Geschäftspartner werden 20 Prozent der Summe als Provision angeboten. Der vermeintlich reiche Verwandte und offizielle Vertreter einer grossen Minengesellschaft bittet um Vertraulichkeit.
Gerne stammt der hochrangige Repräsentant aus einem Fantasieland. Spätestens dann sollte dem User klar werden, dass es um krumme Geschäfte geht. Denn sendet der ahnungslose Geschäftspartner wie gefordert seine Bankdaten, passiert erst einmal gar nichts.
Nach ein paar Tagen meldet sich dann der reiche Unbekannte und schwadroniert von Unwägbarkeiten. Bestechungen, Flugkosten und Zoll-Gebühren seien zu entrichten, dafür solle der Geschäftspartner ein paar Tausend Dollar überweisen. Das sei doch nicht viel gegenüber den zu erwartenden Millionen. Selbstverständlich passiert danach immer noch nichts, ausser dass das Opfer ein um das andere Mal abgezockt wird, weil es den reichen Verwandten im afrikanischen Fantasieland nicht gibt. Die Investitionen sehen die ahnungslosen Internet-User nie wieder.
E-Mail-Hoaxes gibt es in vielen verschiedenen Varianten. Einmal wird dem Leser ein kostenloses Handy versprochen, dann ist es die Rettung des brasilianischen Urwaldes. In anderen Kettenbriefen geht es darum, Operationskosten für arme Patienten zu sammeln. Manch digitaler Brief droht sogar mit Flüchen, sollte die Kette gestoppt werden.
Hartnäckig hielt sich 2003 der Scherz, dass MSN ein iLoo herausbringen wolle. Dabei sollte es sich um eine Internet-Toilette handeln, die in ihrer Form einem mobilen Klo ähnelte. Mit Flachbildschirm und Wlan ausgestattet, wollte das Portal von Microsoft sein Image nachhaltig verbessern.
Doch stattdessen entlud sich im Internet fast nur Spott und Häme. Bei so viel Ablehnung dementierte Microsoft-Sprecher Nouri Bernard Hasan die Pläne als Aprilscherz. Kurz danach vollzog die britische Niederlassung jedoch eine Kehrtwende. Das iLoo sei zwar Geschichte, aber wirklich in Planung gewesen.
MSN hatte sogar überlegt, Liegestühle und Parkbänke mit Internet-Funktionen auszustatten, doch seien diese Gedanken bald aufgegeben worden. Offenbar war das also kein falsches Gerücht.
Aus dem Jahr 2000 stammen die Bonsai Kitten. Auf einer mittlerweile stillgelegten Seite beschrieben die Betreiber, wie man analog zu kleingewachsenen Bäumen Mini-Katzen züchten könne, die sogar die Form von Behältern annehmen würden.
Zu ihren Beschreibungen präsentierten die Autoren ein Bild eines Kätzchens in einem Miniglas. Auf dem Foto war das arg zusammengedrückte Gesicht eines kleinen Stubentigers zu sehen. Sofort entfesselte sich ein Ansturm des Entsetzens. Besorgte Leser sprachen von Tierquälerei. Es war die Rede von "perversen Ideen kranker Menschen".
Die wütenden Proteste hielten selbst dann noch an, als die Idee als Hoax schon entlarvt war. Sogar der amerikanische Geheimdienst FBI ermittelte in dem Fall, nur um festzustellen, dass das gezeigte Foto eine Montage war.
Einer der bekanntesten Netz-Scherze ist der "Tourist Guy" oder "Tourist of Death".
Kurz nach den verheerenden Anschlägen 2001 auf das World Trade Center in New York kursierte im Web das Foto eines Touristen auf einem der Twin Towers. Im Hintergrund vor dem Häusermeer in Manhattan ist eine der Anschlagsmaschinen kurz vor dem Aufprall zu sehen.
Das Bild zeigt aber in Wirklichkeit einen Ungarn, der 1997 auf dem Balkon des World Trade Centers stand. Nach den Anschlägen kopierte er digital ein Flugzeug in sein Urlaubsfoto und trat damit unwissentlich eine Lawine los. Ursprünglich war das Scherzbild nur an ein paar Freunde gegangen, doch schon bald kannten viele hundert Millionen Internet-Nutzer das Gesicht des "Tourist Guy".
Aufgrund der Popularität der Montage meldete sich bald ein Brasilianer mit der Behauptung, er sei der Tourist. Fast hätte der Südamerikaner einen Werbevertrag bekommen. Doch dann nahm der echte Amerika-Besucher mit dem US-Magazin "Wired" Kontakt auf und klärte mit der Bitte um Anonymität die Geschichte auf.
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