Apple hat seine neuen Smartphones iPhone 5S und iPhone 5C vorgestellt. Doch der grosse Wurf ist dem Konzern aus Cupertino nicht gelungen. Fünf Gründe, warum Apple bei seiner Keynote enttäuscht hat.
Grund 1: Das iPhone 5C ist eine Mogelpackung
Während das iPhone 5S und das iPhone 5C die neuen Stars im Apple-Universum sind, verschwindet das iPhone 5, in das sich laut Apple "so viele verliebt haben", von der Bildfläche. Ganz spurlos aber dann doch nicht, denn anscheinend hat sich Apple-Chef Tim Cook seit neuestem "Recycling" gross auf die Firmen-Fahne geschrieben.
Cooks Strategie: Man nehme ein nun ausgemustertes iPhone 5, die bunte Plastikhülle eines iPods, klebe beides zusammen und fertig ist das iPhone 5C. Denn technisch betrachtet unterscheiden sich Vorgänger und Nachfolger kaum. Dafür verlangt Apple für das bunte Cover einen saftigen Aufpreis: 599 Euro werden für das iPhone 5C mit 16 GByte Speicher fällig, das grössere Modell kostet 699 Euro – jeweils ohne Vertrag.
Grund 2: iOS 7 ist die eigentliche Innovation
Unbestritten ist das neue Apple-Betriebssystem iOS 7 ein grosser Fortschritt zur Vorgängerversion: Überarbeitete Oberfläche, neue Funktionen und die Umstellung auf den neuen 64-Bit-Prozessor des iPhone 5S dürften Chef-Designer Jony Ive und seinem Team sicher einige schlaflose Nächte bereitet haben. Nicht umsonst bekam die neue Software im Juni eine eigene Keynote, in welcher die Neuerungen vorgestellt wurden. Doch Apple erklärt das System zu mehr, zum eigenen Star des Unternehmens, wie man an der iPhone-Keynote erkennen konnte.
Der Grossteil der Zeit wurde mit iOS 7 verbracht, den Innovationen, die es bringen soll. Die eigentlichen Geräte, auf denen das Betriebssystem läuft, wurden zwar vorgestellt, aber zum blossen Träger der Software degradiert. Sie ist für Apple anscheinend die Innovation, die es herauszustellen gilt. Doch dieser Strategie fehlt ein wichtiger Punkt.
Grund 3: Apple verpasst das "One more thing"
Bereits im Juni, bei der Vorstellung von iOS 7, kündigte Apple an, dass das Betriebssystem auch auf anderen Geräten laufen soll. Die iPhone-Keynote wäre eine fantastische Gelegenheit gewesen einen Einblick in die Zukunft des Konzerns zu gewähren. Über genug Ideen war im Vorfeld bereits spekuliert worden, beispielsweise die "iWatch". Oder eine Datenbrille. Doch Tim Cook verschwand zum Ende der Veranstaltung, überliess dem Musiker Elvis Costello die Bühne und beendete schliesslich den Event – Chance verpasst.
Wie die Zukunft des "Mobile Computing" aussehen könnte, zeigt inzwischen die Konkurrenz: Auf der IFA präsentierte Samsung seine "Smartwatch", Google preschte mit der Ankündigung und Produktion seiner Datenbrille "Glass" vor. Apple läuft diesen Trends momentan hinterher, selbst eine erneute Zusammenarbeit mit der Konkurrenz, die beispielsweise zur Entwicklung des iPhones geführt hatte, ist nicht absehbar.
Grund 4: Die Preisgestaltung des iPhone 5S
Das iPhone 5S ist ein kleiner Rechner für die Hosentasche, soviel steht fest. Allerdings kostet das Smartphone auch so viel wie ein Notebook. Die kleinste Variante mit 16 GByte Speicher schlägt mit 699 Euro ohne Vertrag zu Buche. Für das Top-Modell mit 64 GByte werden saftige 899 Euro fällig. Zum Vergleich: Das tragbare Macbook Air kostet in der kleinsten Ausgabe mit mehr Speicher 999 Euro, der kleinste Apple-Tischrechner, der Mac mini, belastet den Geldbeutel als Einsteigermodell mit 629 Euro. Mit diesen beiden Geräten bekommen Kunden einen vollwertigen PC, der sich ihren Bedürfnissen anpassen lässt.
Ein iPhone ist letztendlich nur ein Telefon mit Rechenkapazität zum Verwalten von Emails und Kontakten und zum Surfen im Netz. Natürlich sind auch Spiele möglich, nur selbst im mobilen Gaming-Bereich sind Spiele-Konsolen deutlich günstiger als ein Smartphone.
Zwar werden viele Mobilfunkanbieter das iPhone 5S in Kombination mit einem Vertrag subventionieren, wie hoch dieser Preisnachlass ausfallen wird und welche Folgekosten auf die Kunden warten, steht noch nicht fest.
Grund 5: Was passiert mit Kunden des iPhone 5?
Bereits ein Jahr nach Erscheinen des iPhone 5 stellt Apple die Produktion seines bisherigen Top-Modells ein (siehe Grund 1). Eine Frage für die Kunden bleibt: Was passiert, wenn ich mir erst kürzlich ein iPhone 5 zugelegt habe?
Im Vorfeld wurde über eine Umtausch-Aktion spekuliert. Ähnliches hatte Apple bei der Einführung des aktuellen iPads für Käufer eingerichtet. Allerdings lagen hier die beiden Keynotes nur wenige Monate auseinander. Das iPhone 5 ist inzwischen schon ein Jahr auf dem Markt.
Bislang hat Apple keine weiteren Angaben zu einer Alt-gegen-Neu-Aktion gemacht. Das bedeutet für Käufer vorerst – Pech gehabt! Wer ein neues Modell möchte, wird wohl erneut mindestens 699 Euro ohne Vertrag zahlen müssen. Ob der Fingerabdruck-Scanner, die einzige wirkliche Innovation, diesen Preis wirklich wert ist, muss jeder für sich entscheiden.
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