Man stelle sich vor, es ist iPhone-Keynote und eine Uhr stiehlt Apples Flaggschiff-Produkt die Show. Das war der gestrige Abend in Kürze. Während Tim Cook 40 Minuten lang fast etwas lustlos das iPhone 6 und iPhone 6 Plus präsentierte, wartete der Saal nur auf das "One more Thing" namens Apple Watch. Die grössten Neuerungen im Check.
Das ändert sich bei iPhone 6 und iPhone 6 Plus
Im Prinzip waren die grossen Änderungen bereits wegen zahlreichen Leaks im Internet und keine Überraschungen mehr. Die grösste Neuerung ist, die iPhones wachsen. Während das bekannte iPhone 5S einen 4-Zoll-Bildschirm verbaut hat, weist das iPhone 6 eine Screen-Diagonale von 4,7 Zoll auf, das iPhone 6 Plus sogar 5,5 Zoll. Gleichzeitig werden die neuen iPhones etwas dünner (6,9 Millimeter beim iPhone 6, 7,1 Millimeter beim iPhone 6 Plus) und um einige Millimeter breiter.
Im Inneren kommt der neueste A8-Prozessor zum Einsatz. Dieser soll, mit Unterstützung des M8-Motion-Prozessors, nun noch bessere und schnellere Grafik ermöglichen, gleichzeitig aber den Akku schonen. Ob das auch in der Realität gelingt, müssen die ersten Tests zeigen.
Sonst bleibt fast alles beim Alten: Den Fingerabdruck-Sensor kennt man bereits aus dem iPhone 5S, die Kamera wird leicht geupdatet (optischer Bildstabilisator im iPhone 6 Plus) und erhält einige neue Funktionen, vor allem im Video-Bereich. Auch das Design bleibt mit Ausnahme der Aussenmasse relativ unangetastet. Die Kanten werden etwas abgerundet, die Telefone wirken dadurch noch schlanker. Lediglich der Speicher verdoppelt sich: Die Spitzenmodelle können nun bis zu 128 GB an Daten fassen. Die grössten Veränderungen sind erneut unter der Schale zu finden.
iOS 8 und Apple Pay: Das iPhone wird zum Wasserträger
Mit "Apple Pay" hat der Konzern aus Cupertino einen Bezahldienst vorgestellt, welcher der NFC-Technologie (Near Field Communication) zum Durchbruch verhelfen könnte. Im Prinzip ist alles ganz einfach: Nutzer hinterlegen ihre Kreditkarteninformationen bei Apple, das Handy wird an einen NFC-Terminal gehalten und die Transaktion mit dem Fingerabdruck-Scanner bestätigt. Apple sammelt dabei keine Daten, wie iTunes-Chef Eddy Cue betont: "Apple weiss nicht, was Sie gekauft haben, wo Sie es gekauft haben und wie viel Sie dafür bezahlt haben." Auch mit dem Händler würden keine Karten-Informationen geteilt. Viele Anbieter versuchen seit Langem, das Bezahlen per Handy zu etablieren - bislang erfolglos. Apple wird dieser Durchbruch hingegen zugetraut, was sich auch an den teilnehmenden Partnern Mastercard, Visa und American Express ablesen lässt. Der Bezahldienst soll zunächst in den USA starten und wird auch von der Apple Watch unterstützt. Sie ist die zweite grosse Neuerung.
Die neue Smartwatch ist die Fortsetzung des iPhones am Armgelenk. Und das ist das Problem des Smartphones. Alle Neuerungen, vor allem in iOS 8, sind in die Einbindung der Uhr geflossen – mit interessanten Ideen, vor allem für neue Apps. Allerdings leidet darunter das iPhone selbst. Es wird zum Wasserträger, zum Add-On für die Smartwatch degradiert, ohne welches die Uhr nicht funktioniert.
Kosten und Verfügbarkeit
Bislang sind für iPhone 6 und iPhone 6 Plus lediglich die US-Preise mit Vertrag bekannt: Die jeweils kleinsten Modelle kosten 299 beziehungsweise 399 US-Dollar mit Vertrag in der 16-GB-Variante. Zum Vergleich: Das iPhone 5S mit Vertrag ist bereits für 99 US-Dollar zu haben, das iPhone 5C gibt es sogar gratis. Welche Preise Apple in Europa und ohne Vertrag verlangen wird, ist nicht bekannt. Spekulationen im Vorfeld der Keynote reichten aber über 1.000 US-Dollar für das Spitzenmodell hinaus.
Erhältlich sind beide Geräte ab dem 19. September. Ab dem 12. September nimmt Apple Vorbestellungen an.
Für wen lohnt sich ein neues iPhone?
Wer sich eine Apple Watch zulegen möchte, kommt um ein iPhone nicht herum. Die Uhr funktioniert lediglich ab dem iPhone 5 aufwärts. Das bedeutet, dass vor allem Nutzer mit älteren Smartphones umsteigen sollten. Nachdem sich technisch nicht wirklich viel getan hat, ist der Umstieg ausser aus Design-Gründen nicht wirklich reizvoll. Vor allem am Anfang wird es dauern, bis gängige Apps an die neuen Display-Grössen der neuen Smartphones angepasst wurden und auch alle Features unterstützt werden.
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