(cfl) - Ebay Deutschland wird zehn Jahre alt. Seit 1999 handeln die Deutschen mit allem Möglichen und Unmöglichem auf dem Internet-Flohmarkt.
Das Online-Auktionshaus ist vor allem mit kuriosen Angeboten in den Schlagzeilen, denn bei Ebay kommt fast alles unter den Hammer: Vom Toast mit Mariagesicht über den Papst-Golf bis hin zum Schlafsack von Eisbär Knut. Aber eigentlich sind es die alltäglichen Sachen, die das schnellwechselnde Sortiment der Mitglieder ausmachen. Alle zwei Sekunden wird ein Fahrzeugteil verkauft, alle 14 Sekunden ein Handy und jede zweite Minute geht ein Notebook über den virtuellen Ladentisch.
Die Anfänge waren jedoch weitaus bescheidener: Zwei Berliner Studenten hatten Anfang 1999 gerade ihre Diplomarbeit über erfolgreiche US-Gründerfirmen abgeschlossen. Ebay hatte die beiden dabei so beeindruckt, dass Max Finger und Oliver Samwer mit vier weiteren Freunden beschlossen, die Idee nach Deutschland zu bringen.
Am 1. März 1999 gründeten die Kreuzberger Alando.de. Auf der Plattform der Berliner gab es 4.000 Produkten zu kaufen - darunter Bücher, Hardware und Software. Nach nur drei Monaten hatten sich 50.000 Mitglieder bei Alando angemeldet, die 80.000 Gegenstände im Katalog anboten. Kurz danach verkauften die Berliner ihre Firma an Ebay - für unglaubliche 43 Millionen Dollar.
Als die Internetblase Anfang 2001 platzte, blieb Ebay davon unbeeindruckt und wuchs weiter. Heute hat die Auktions-Plattform über 14,5 Millionen deutsche Mitglieder. Im Durchschnitt standen bis zu 28 Millionen Produkte zum Verkauf.
Die aussergewöhnlichen Artikel
Für Schlagzeilen sorgen die kuriosen Auktionen. Der Papst-Golf oder der Obama-Chrysler sind dabei noch die gewöhnlicheren Angebote: Die Berlinerin
Eine Auktion von "Zippimoon" war ähnlich spektakulär. Der Ebay-Händler versteigerte das Original-Anschreiben, mit dem der Fussball-Club FC Schalke 04 seinen Manager Rudi Assauer im Mai 2006 entlassen hatte. Der Leser des kurzen Schreibens erfährt zwar keine internen Details, wohl aber, dass Assauer "unter Anrechnung auf den restlichen Jahresurlaub freigestellt" wurde.
Erst kürzlich versuchte "fassoblau", den Rumpf eines "Fairchild Dornier"-Jets loszuwerden. Mindestens 25.000 Euro wollte das Ebay-Mitglied für die "absolute Neuheit" einstreichen. Darauf ging jedoch kein Bieter ein. Den bisher höchsten weltweiten Erlös erzielte 2005 ein Gulfstream-Düsenjet. Für rund fünf Millionen Dollar ging das Transportmittel an eine afrikanische Chartergesellschaft.
Ein verschlossener Safe stand im Februar 2009 im Angebot: "Leider ist kein Schlüssel mehr vorhanden. Der Inhalt ist nicht bekannt. Der Schütteltest verrät aber das einiges drin ist", pries "saskia86ob" den Metallbehälter an - ohne Erfolg.
Knuts Schlafsack, in dem der Eisbär neben Pfleger Thomas Dörflein genächtigt hatte, fand dagegen einen Käufer. Das Utensil wechselte für über 1.400 Euro den Besitzer.
Ohne grosse Konkurrenz
Die Mitglieder konnten in der Anfangszeit von Ebay das Angebot kostenlos nutzen, mittlerweile verlangt die Firma sowohl für das Verkaufen als auch für das Kaufen eine Provision. Deswegen versucht die potenzielle Konkurrenz über niedrigere Gebühren ins Geschäft zu kommen. Deutsche Wettbewerber wie Ricardo, Hood oder Auvito sind trotzdem nur Randerscheinungen ohne grösseren Erfolg.
Amazon ist mit seiner Plattform "Marketplace" dagegen ein ernstzunehmender Konkurrent. Da es sich aber fast ausschliesslich um Neuware oder fast nicht benutzte Produkte handelt, ist der Online-Händler nur in Bezug auf die "Sofort Kaufen"-Option mit Ebay vergleichbar. Seine Wettbewerber räumt der Online-Auktionator normalerweise durch Aufkaufen aus dem Weg. Amazon ist jedoch zu gross dafür.
Die kleineren Fische schluckt Ebay einfach: Sobald ein direkter Widersacher zu erfolgreich wird, versuchen die Kalifornier aus San José, sich das Unternehmen einzuverleiben. Eachnet, Tradera und das niederländische Marktplaats sind nur drei Beispiele für eine Reihe von Übernahmen.
Ebay ist aber nicht nur im eigenen Kerngeschäft aktiv. Mittlerweile gehören zum Beispiel der Zahlungsdienstleister Paypal und die Angebotssuchmaschine Shopping.com zum Konzern.
Dunkle Wolken über Ebay
Im September 2005 kaufte Ebay den Internet-Telefonie-Anbieter Skype für geschätzte drei Milliarden Dollar. An dem grossen Fisch scheinen sich die Kalifornier aber verschluckt zu haben. Zwar hat Skype weiterhin sehr hohe Zuwachsraten, doch die Mitglieder nutzen hauptsächlich den kostenlosen Service.
Das Fachmagazin "Heise" vermutet, dass die Telekommunikationsfirma immer noch keinen Gewinn abwirft. Dazu kommt, dass das Weihnachtsgeschäft 2008 für Ebay alles andere als berauschend war: Der Quartalsumsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um 145 Millionen Dollar.
In der Gerüchteküche brodelt es derweil gewaltig. Insider munkeln, dass Ebay-Boss John Donahoe die Konzerntochter Skype gerne los werden würde. Die Experten gehen jedoch davon aus, dass das Internet-Telefonie-Unternehmen nur mit Verlust verkauft werden kann.
Die Finanzkrise hat also auch vor Ebay nicht Halt gemacht. Das betrifft auch die deutsche Tochter. Die Mitarbeiter im brandenburgischen Dreilinden feiern aber erstmal Geburtstag.
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