Anguilla, eine kleine Karibikinsel, erlangt internationale Aufmerksamkeit als "AI-Island". Der Verkauf von Internetdomains bringt dem Land beträchtliche Einnahmen. Dabei profitiert jeder einzelne Insel-Bewohner vom weltweiten Hype um Künstliche Intelligenz.
Die kleine Karibikinsel Anguilla wird neben ihren bekannteren Nachbarn St. Maarten, St. Kitts and Nevis und Puerto Rico oft übersehen.
Trotz traumhafter Strände, tropischem Klima und tollen Korallenriffen zählt das gerade mal 102 Quadratkilometer grosse britische Überseegebiet höchstens als Geheimtipp unter Karibikurlaubern. Bei grossen Kreuzfahrten werden meist andere Destinationen angesteuert. Ab jetzt hat Anguilla aber etwas, für das es berühmt ist: Es ist nämlich "AI-Island" – die Insel der Künstlichen Intelligenz.
Allerdings ist Anguilla nicht bekannt dafür, dass IT-Spezialisten bei 30 Grad in einem provisorischen Forschungslabor im weiss leuchtenden Sand sitzen, einen leckeren Cocktail nach dem anderen schlürfen und die Tech-Genies im Silicon Valley in den von den Palmen abgeworfenen Schatten stellen. Stattdessen hat die Insel dank künstlicher Intelligenz echtes Glück.
Die Internetdomain von Anguilla lautet .ai
Denn wie es der Zufall so wollte, wird die KI international mit AI (für Artificial Intelligence) abgekürzt - genauso wie die Internetdomain von Anguilla. Wo deutsche Websites auf ".de" enden, steht dort ".ai" - und diese Endung ist seit dem Hype um Künstliche Intelligenz unfassbar gefragt. Nahezu jedes Tech-Unternehmen hat sich schon eine Domain gesichert, darunter auch Big Player wie Meta, Microsoft und Google. So eine Domain kostet aber natürlich Geld.
Seit ungefähr 15 Jahren verkauft Vince Cate die Domains. Er ist nach Anguilla ausgewandert und betreut dort nun das neue Millionengeschäft. Gegenüber n-tv sagt der gebürtige US-Amerikaner: "Als ChatGPT herauskam, schoss es wirklich in die Höhe. Dann wussten wir, dass es uns wirklich gut geht."
Reich durch den Verkauf von Domains
In Zahlen gesprochen: Seit 2018 haben sich die .ai-Verkäufe fast verzehnfacht. Mittlerweile gibt es mehr als 400.000 Domains. Für jede davon bekommt das kleine Land alle zwei Jahre 140 US-Dollar. Das bedeutet aktuell einen Umsatz von 28 Millionen US-Dollar pro Jahr. Die Tendenz ist dabei stark steigend, schliesslich nimmt der KI-Zug gerade erst so richtig Fahrt auf.
Für die Bevölkerung ist das ein echter Segen. Vince Cate sagt: "Die Regierung hat es geschafft, die Grundsteuer abzuschaffen. Ich kenne kein anderes Land, das die Grundsteuer abgeschafft hat. Und sie haben ihre Schulden erheblich zurückgezahlt."
Auch ein Pazifikstaat profitiert
Der eigene Name als Domain-Geldquelle – von diesem Glücksfall profitiert übrigens auch Tuvalu, ein kleiner Pazifikstaat mit etwas mehr als 11.000 Einwohnern. Die Website-Endung ".tv" ist bei Fernsehsendern weltweit beliebt und sorgt schon seit Jahrzehnten für hohe Einnahmen.
Webseiten mit .de am Ende gibt es übrigens zirka 17 Millionen, beim amerikanischen Pendant .com sind es sogar 160 Millionen Adressen. Da hat die kleine Karibikinsel also das Nachsehen. Positiv gesprochen könnte man aber auch sagen: Die Goldquelle von Anguilla hat noch reichlich Potenzial.
Verwendete Quellen
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