Unter den Technik-Messen ist die CeBit so etwas wie die alte Dame: Leicht verstaubt, aber dennoch nicht mehr wegzudenken. Anlässlich ihres 30. Geburtstags schauen wir zurück auf die Anfangszeit der Messe - und die Veränderung der Computerbranche von den Achtzigern bis heute.
Wer 1986 durch die Messehallen der ersten CeBit schlenderte, hat viele Firmen vorgefunden, die so heutzutage kaum mehr eine Rolle spielen - beispielsweise Olivetti, Compaq oder Kaypro im Technik-Handel.
Schaut man sich die Highlights von 1986 an, kann man nur müde lächeln: Erschwingliche Prozessoren takteten in niedrigen Megahertz-Zahlen, Heimcomputer werkelten mit 16-Bit.
Dennoch war die Digitalisierung ein grosser Schritt für den Büroalltag und Computer wie der Amiga 1.000, der auf der CeBit vorgestellt wurde, boten immense künstlerische Fähigkeiten. Er verfügte über eine Auflösung von 640x400 Punkten, konnte gleichzeitig 16 Farben aus einer Palette von 4.096 darstellen und war damit ein Helfer für Grafiker und Werbetechniker.
Die Highlights der CeBit 1986
Doch so richtig deutlich war es für viele damals nicht, was man denn mit diesen hässlichen Kästen anfangen sollte. Während PC und Smartphone heutzutage unser gesamtes Leben beeinflusst, war der Funktionsumfang damals noch sehr gering und ging oft nicht über Textverarbeitung hinaus.
Daher sahen die Helden der CeBit für die breite Masse anders aus: Für Begeisterung sorgten die neu vorgestellten Autotelefone, die halb so viel kosteten wie ein neuer Golf 2: Circa 11.000 DM musste man hinlegen, um unterwegs seine Geschäftsgespräche zu tätigen.
Auch Farbkopierer waren der grosse Renner auf der ersten CeBit, selbst elektrische Schreibmaschinen kamen bei den Besuchern gut an. Doch welche Rolle spielte der PC damals?
Der Computer, das unbekannte Wesen
Während sich der durchschnittliche CeBit-Besucher mit voller Leidenschaft den neuen PCs hingab, galten Computer oftmals als Teufelszeug und Arbeitsplatzvernichter. Dass heutzutage eine finanzkräftige IT-Branche jede Menge Jobs schafft, war nicht gerade ersichtlich. Die gegenteilige Meinung herrschte: Computer sollten sogar die Kreativität beinträchtigen.
Überhaupt: Nur drei Prozent der deutschen Büros waren mit Rechnern ausgestattet. Das Urteil über PCs während des Gründungsjahr der CeBit 1986 war hart: Wer seine Freizeit hinter so einer grauen Kiste verbrachte, war ein Aussenseiter und Freak. Es dauerte, bis der PC-Siegeszug begann und Computer erst die Arbeitszimmer und dann die Wohnzimmer eroberten.
Bis heute ein Thema in der IT: die Miniaturisierung
Dieser Siegeszug war nur möglich, weil seit 1986 bis heute die Miniaturisierung der rote Faden ist, der sich durch die Entwicklungslabore zieht: Verstaute man beim Atari 1.000 die Tastatur noch umständlich unter dem Monitor, versucht man heute ganz auf das Keyboard zu verzichten und setzt auf Sprachassistenten wie Siri oder Cortana.
Genau diese Miniaturisierung sorgt wohl dafür, dass wir auf kurz oder lang eine ähnliche Einstellung zu Computern wie 1986 bekommen werden: Denn im mobilen Zeitalter, das von Smartphones, Tablets oder sogar Wearables dominiert wird, braucht man Desktop-PC, Notebook & Co. maximal noch zum Arbeiten.
Mails checken, shoppen, Nachrichten lesen – das geht alles auch mit den kleinen handlichen Helfern. Wer sich dann noch in seiner Freizeit hinter die Kisten klemmt, wird wohl bald wieder Freak genannt.
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