Die Sender wie RTL, Sat.1 und Co. verlangen zukünftig mehr Geld für ihr TV-Programm. Wir zeigen, wie teuer das Fernsehen in Zukunft für die Zuschauer wird und welcher Verbreitungsweg der günstigste ist.
Bis vor wenigen Jahren war die TV-Welt noch einfach: ARD und ZDF haben sich über Rundfunkgebühren finanziert, während bei den privaten Anbietern wie RTL oder ProSieben die Werbung Geld in die Kassen spülte. Dieses Bild ist spätestens seit diesem März überholt.
Denn mit der Abschaltung des veralteten DVB-T und der Einführung des neuen Übertragungsstandard DVB-T2 HD (Anzeige) gibt es einen Weg weniger, alle Sender komplett kostenlos zu konsumieren.
Doch welche Kosten fallen denn nun für wen an? Wir zeigen Ihnen, für welche Leistungen Sie wie viel hinblättern müssen.
DVB-T2 HD: So hoch sind die Kosten für das neue Fernsehen
Der Übertragungsstandard DVB-T ist nicht sonderlich weit verbreitet, aber überall dort praktisch, wo man kein Kabel oder keine Satelliten-Schüssel parat hat. Zimmerantenne aufstellen, Fernseher einschalten und ARD oder Sat.1 schauen. Rund zwei Millionen Haushalte nutzen diese Möglichkeit, um Nachrichten, Filme oder Shows zu schauen - komplett kostenlos.
Mit DVB-T2 HD ist die Zeit des Gratisschauens aber vorbei. Während die Kosten für die öffentlich-rechtlichen Sender weiterhin durch die Rundfunkgebühren abgedeckt sind, bitten die Privaten nun hier zur Kasse: ProSieben, RTL und Co. senden über den neuen Standard nur noch in HD - und das kostet. Die Sender verlangen 69 Euro pro Jahr und Gerät für die Übertragung von Sendungen wie "Wer wird Millionär" oder "How I met your mother".
Für DVB-T2 HD benötigen Sie zudem einen kompatiblen Empfänger. Falls Ihr Fernseher keinen passenden Receiver eingebaut hat, müssen Sie sich externe Hardware zulegen.
Dazu kommen noch einmalige Kosten für das Freenet-TV-Modul (Anzeige) von 80 Euro, das Sie für den Empfang der Sender benötigen. Auf fünf Jahre gerechnet kommen also Kosten von etwa 425 Euro auf den Verbraucher zu.
DVB-S: Auch beim Satelliten-TV stehen Kosten an
Wer sich eine Satellitenschüssel auf das Dach montiert hat, kann prinzipiell auf eine Vielfalt an Sendern zurückgreifen, ohne Gebühren zu bezahlen. Doch nicht alle sind gratis. Denn wer die privaten Sender in HD schauen möchte, muss ebenfalls den Geldbeutel zücken: 60 Euro pro Jahr lassen sich RTL, Sat.1 & Co. für die hochauflösende Übertragung per HD+ ins Wohnzimmer zahlen.
Schaut man die privaten Sender weiterhin in SD-Qualität - was bei grossen, hochauflösenden TV-Geräten durchaus nervig sein kann - bleibt man aber vorerst kostenfrei.
Noch! Denn das Bundeskartellamt hat ProSieben und RTL gewissermassen aufgezwungen, bis 2022 keine Gebühren für Fernsehen in herkömmlicher SD-Qualität zu verlangen. 2023 werden aber vermutlich auch dann Gebühren für die privaten Sender anfallen.
DVB-C: Das zahlen Sie als Kabelempfänger
Wer Fernsehen über Kabel bezieht, ist Gebühren gewohnt. 15 bis 20 Euro pro Monat sind die typischen Einstiegspreise für das TV-Programm. Doch hier steht in absehbarer Zeit eine Änderung an: Der grösste deutsche Kabelbetreiber Unitymedia wird im Laufe des Junis 2017 das analoge Signal abschalten und generell nur noch ein digitales Signal anbieten.
Was heisst das für den Verbraucher? Generell betrifft das nur 15 Prozent aller Kabel-Empfänger, der Rest schaut sowieso schon digital. Diese Zuschauer müssen prüfen, ob sie einen geeigneten Empfänger haben. Also entweder einen DVB-C-fähigen Fernseher oder einen dedizierten Receiver. Ob Ihr Gerät das Signal empfangen kann, erkennen Sie am DVB-C-Logo. Vorerst sollen sonst keine weiteren Kosten entstehen.
Ob das so bleibt, ist aber ungewiss. Vermutlich werden die Preise auch für DVB-C in Zukunft steigen, schliesslich lassen sich die privaten Sender für Ihr HD-Angebot auf allen anderen Kanälen auch bezahlen.
Gratis-Fernsehen: Wo es noch möglich ist
Eine Möglichkeit, die Kosten für das TV-Programm zu umgehen, bietet das Internet und die vielen Mediatheken. Aber: Hier werden Sie nicht alle Shows, Filme und Serien konsumieren können, wie Sie es vom Fernseher gewohnt sind.
Manche privaten Sender verlangen für ihre Inhalte auch in den Mediatheken eine monatliche Gebühr, einzelne Shows oder Sendungen sind aber gratis. Andere Sender stellen einen Livestream kostenlos zur Verfügung. Die öffentlich-rechtlichen Sender hingegen haben gut ausgebaute Mediatheken oder sind kostenlos über Streaming-Anbieter wie "Zattoo" verfügbar.
Dennoch: Wir werden uns in absehbarer Zeit darauf einstellen müssen, für TV-Inhalte deutlich mehr zahlen zu müssen. PayTV wird sich also langsam aber sicher auch in Deutschland durchsetzen - weil es keine Alternative dazu gibt.
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