Windows 10, das neue Microsoft-Betriebssystem, steht in den Startlöchern. Am 29. Juli soll die Software für alle Nutzer von Windows 8.1 und Windows 7 kostenlos zur Verfügung stehen. Wir haben uns mit Markus Nitschke, Leiter des Geschäftsbereichs "Consumer" bei Microsoft, und "Enthusiast Marketing Manager Windows" Boris Schneider-Johne über die bevorstehende Veröffentlichung unterhalten.

Ein Interview

Hallo Herr Nitschke, guten Tag Herr Schneider-Johne. Die erste Frage werden sich viele Nutzer stellen: Warum gibt es eigentlich kein Windows 9?

Mehr zum Thema Digitales

Markus Nitschke: Mit Windows 10 starten wir eine völlig neue Generation unseres Betriebssystems, eine Generation, die ein persönlicheres und einheitlicheres Nutzererlebnis über alle Geräte, vom Tablet, über den PC, das Smartphone bis hin zu kleinsten Rechnern, ermöglicht. Um diesen Schritt zu verdeutlichen, haben wir uns entschlossen, direkt auf Windows 10 zu gehen.

Microsoft hat verschiedene Versionen von Windows 10 angekündigt. Welche brauche ich denn als normaler Nutzer und wo liegen die Unterschiede?

Markus Nitschke: Für die Verbraucher gibt es zwei relevante Versionen – das sind Windows 10 Home und Windows 10 Pro. Pro bietet natürlich Zusatzfunktionen in Bezug auf Sicherheit und Netzwerke. Für beide Versionen gilt: Windows 10 kann Innovationen wie beispielsweise Cortana, die persönliche Sprachassistentin, als auch Edge, die nächste Browsergeneration, aufweisen, aber ebenso viele vertraute Bedienelemente bieten wie den Startscreen, den Windows-7-Kunden sich gewünscht haben. Jeder Nutzer findet sich in der Windows-10-Welt sofort zurecht und dabei ist das System schneller, moderner und sicherer als alle bisherigen Betriebssysteme.

Bleibt es beim 29. Juli 2915 als anvisiertem Starttermin?

Markus Nitschke: Dabei wird es bleiben. Am 29. Juli 2015 wird Windows 10 für Tablets und PCs in Deutschland zur Verfügung gestellt. Schon heute können Anwender das kostenlose Upgrade für Windows 7 und Windows 8.1. für PCs reservieren. Der Zugang hierfür ist die Upgrade-App, diese erkennt man durch ein kleines Windows-Symbol auf der rechten Seite der Taskleiste. Kunden, die die App mit dem kleinen Windows-Symbol auf der Taskleiste nicht sehen, sollten unbedingt sicherstellen, dass auf dem Gerät die Funktion Windows Update aktiviert ist.

Das heisst, auch wenn auf meinem PC Windows 7 läuft, wird mich das Upgrade auf Windows 10 gar nichts kosten?

Markus Nitschke: Korrekt. Das betrifft alle Geräte, welche momentan im Arbeits- oder Wohnzimmer stehen und auch alle Windows-7- und Windows-8-Geräte, die momentan im Handel sind oder sich vielleicht sogar noch auf dem Schiff von Asien nach Deutschland befinden. Von der technischen Seite her sind die Voraussetzungen, dass der Windows-7-Rechner das Service Pack 1 installiert hat und dass Windows 8.1 die aktuellste Version ist.

Sie blenden derzeit Windows-Nutzern in der Taskleiste im Vorfeld des Windows-10-Starts ein kleines Logo ein, das auf die Reservierung des Upgrades hinweist. Was hat es mit diesem Icon auf sich?

Markus Nitschke: Die Tatsache, dass wir als Microsoft direkt mit unseren existierenden Kunden Kontakt aufnehmen, ist ein neuer Schritt, den wir in Windows so noch nicht gegangen sind. Wir haben die Upgrade-App in der Taskleiste aktiviert, um Kunden, die wirklich so früh wie möglich dabei sein wollen, eine Reservierung zu ermöglichen und so lange Wartezeiten zu vermeiden. Wer jetzt schon auf das Icon klickt, dessen Rechner wird geprüft, ob er technisch für das Upgrade geeignet ist oder ob es noch Probleme gibt. Wir gehen aber davon aus, dass in den meisten Fällen keine Störungen auftreten werden. Dann bekommt der Kunde ab dem 29. Juli automatisch das Upgrade eingespielt. Natürlich wird vorher noch einmal gefragt, ob er das tatsächlich möchte. Nach dem 29. Juli übernimmt das Upgrade Icon den sukzessiven Upgrade aller PCs in Deutschland, die nicht vorreserviert waren.

Versucht Microsoft damit Datenstaus zu vermeiden?

Markus Nitschke: Ja. Wir werden nicht an einem Tag auf einen Schlag alle PCs upgraden, sondern der Vorgang ist in Phasen unterteilt, um Download-Probleme zu vermeiden. Im Verlauf des 29. Juli werden in Deutschland dann immer mehr PCs und Tablets proaktiv angesprochen und erhalten die Software.

Kommen wir zum Update-Prozess selbst. Wie wird der ablaufen?

Markus Nitschke: Man muss im Prinzip auf gar nichts achten. Wir haben sehr viel Zeit investiert, um sicherzustellen, dass alles kinderleicht abläuft. Der Upgrade-Prozess selbst ist, ich schätze jetzt mal, mit vier Klicks erledigt. Dann läuft der Rechner los und führt das Update durch - ohne dass a) Daten verlorengehen, b) alle Konfigurationen, Hintergrundbilder, Favoriten im Browser oder Dateien verschwinden und c) eines der installierten Programme gelöscht wird. Das bedeutet, dass die Programme, die ein Kunde jetzt auf seinem Windows-7- oder Windows 8-Rechner installiert hat, sowie alle Apps mittransferiert werden und nach dem Systemstart sofort wieder zur Verfügung stehen.

Boris Schneider-Johne: Eine Ausnahme gibt es allerdings: Wenn etwas gefunden wird, was tatsächlich inkompatibel ist. Das kann beispielsweise ältere Antiviren-Software sein. In dem Fall wird ein Warnhinweis eingeblendet im Stile von: "Sie müssen erst Ihr Antiviren-Programm erneuern, dann kann das Update fortgesetzt werden." Das dürften aber nur Einzelfälle sein, denn für alles, was kompatibel ist, und das wird meistens der Fall sein, läuft das Windows-10-Upgrade vollkommen automatisch ab.

Das heisst, ich kann mir als Nutzer sicher sein, dass alle meine Programme und Geräte auch nach dem Upgrade auf Windows 10 korrekt laufen?

Markus Nitschke: Ja. Unser Ansatz ist es, den ganz grossen Teil aller PCs zu transferieren. Sollte es zu Problemen kommen, beispielsweise bei einem abgelaufenen Abonnement eines Antiviren-Programms oder einem 30 Jahre alten Drucker, dann weisen wir den Nutzer darauf hin und er hat verschiedene Möglichkeiten zu reagieren.

Finde ich mich als Kunde nach dem Upgrade sofort in Windows 10 zurecht? Vor allem als Windows-7-Nutzer bin ich die ganzen Neuerungen, die Windows 8 mit sich gebracht hat, nicht unbedingt gewöhnt …

Markus Nitschke: Diese Frage haben wir uns auch gestellt: Was sieht der Kunde in dem Moment, nachdem das Upgrade durchgeführt wurde? Hier haben wir Windows 10 optimiert, um existierende Windows-7-Kunden abzuholen. Sie werden das gewohnte Startmenü sehen, alle Dateien befinden sich dort, wo sie hinterlassen wurden. Der Desktop sieht mehr oder weniger identisch aus, inklusive eingestellter Hintergrundbilder und so weiter. Gleiches gilt natürlich auch für Windows-8-Nutzer. So wollen wir sicherstellen, dass der Kunde ab Tag 1 bereits Experte in Windows 10 ist.

Windows 10 ist zwar noch nicht auf dem Markt, trotzdem dürften sich schon viele fragen: Wird schon an einer neuen Version gearbeitet?

Markus Nitschke: Nähern wir uns der Frage vom Zeitrahmen her: Am 29. Juli wird Windows 10 für alle Windows-7- und Windows-8-Kunden zur Verfügung gestellt. Damit erhalten Neu- und Bestandkunden die Möglichkeit auf Windows 10 zu wechseln. Was bedeutet das? Mit Windows 10 führen wir das Konzept "Windows as a Service" ein. Ich erkläre das Mal: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen vor einer Webseite. Ein Kunde stellt sich in dem Moment nicht die Frage, welche Version der Webseite sehe ich da, sondern geht davon aus, dass der Anbieter die neueste Version, ohne Fehler zur Verfügung stellt. Das gleiche Ziel verfolgen wir mit "Windows as a Service": Der Kunde muss sich keine Gedanken mehr um die Security-Patches oder neue Funktionen machen, das wird automatisch von uns gesteuert, wenn er das möchte. So stellen wir sicher, dass unsere Kunden immer die neueste und sicherste Version von Windows 10 haben. Damit ist die Thematik "Release-Zyklus" überholt, denn wir sagen: Windows 10 ist immer aktuell für Sie.

Das bringt der neue Microsoft-Browser "Edge" und was kann die digitale Assistentin "Cortana". Hier geht es zu Teil 2 des Interviews.

Markus Nitschke ist seit 2005 bei Microsoft und Leiter des Geschäftsbereichs "Consumer". In dieser Funktion ist er dort vor allem für den Consumer-Launch der kommenden Betriebssystemversion Windows 10 verantwortlich. Boris Schneider-Johne ist ehemaliger Journalist mit dem Fachgebiet Computer- und Videospiele und arbeitet seit 1997 für Microsoft, wo er aktuell als "Enthusiast Marketing Manager Windows" tätig ist.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.