Barcelona (dpa) - Bescheidenheit statt Lametta, Pomp und grosse Show. Für den Mobilfunkriesen Samsung fiel der Auftritt auf dem Mobile World Congress deutlich schlichter aus als in den Jahren zuvor. Dem Konzern steckt noch sein jüngstes Debakel um das Vorzeige-Phablet Samsung Note 7 in den Knochen.
Auf der wichtigsten Mobilfunkmesse in Barcelona (27. Februar bis 2. März) versuchte die versammelte Konkurrenz, Profit aus der Formschwäche der Südkoreaner zu ziehen, die nur mit neuen Tablets und Notebooks nach Spanien gekommen waren. Zumindest hat sich Samsung in Barcelona nicht aus der Verantwortung gestohlen. Zum Start der Messe legte das Unternehmen selbst noch einmal den Finger in die Wunde. "Die letzten sechs Monate waren die herausforderndsten in der Geschichte des Unternehmens", sagte David Lowe von Samsung Europe. Jetzt gehe es darum, Vertrauen zurückzugewinnen. "Das geht aber nur mit Taten, nicht mit Worten."
Ein ausführlicher Analysebericht, wie es zu dem feuergefährlichen Debakel hat kommen können, liegt inzwischen vor, erarbeitet gemeinsam mit unabhängigen Sachverständigen. Der Fehler lag demnach eindeutig bei den genutzten Lithium-Ionen-Batterien, nicht am Gerät selbst. Die Eile für einen rechtzeitigen Marktstart dürfte damals dabei mitentscheidend gewesen sein, denn Samsung wollte Apple im vergangenen Herbst eine Nasenlänge voraus sein. Inzwischen habe Samsung gemeinsam mit Forschungstreibenden ein umfangreiches Sicherungsprogramm aufgestellt. Künftig sollen nur noch Batterien verbaut werden, die ein neu geschaffenes Sicherheitslogo erhalten haben, erklärte Lowe.
Dennoch beeilt sich Samsung, der Konkurrenz nicht allzu viel Zeit zu lassen. Für den 29. März kündigte der Konzern ein neues Smartphone an. In der Zwischenzeit belebt sich das Selbstbewusstsein mancher Rivalen weiter. So bekräftigte Huawei seine Ambitionen, die Nummer zwei im weltweiten Ranking über kurz oder lang überholen zu wollen. Das ist aktuell nicht mehr Apple, sondern Samsung. Der iPhone-Hersteller hatte mit kräftigen Verkäufen zum Weihnachtsgeschäft überrascht und verwies den vormaligen Weltrang-Ersten Samsung auf den zweiten Platz. Beobachter rechnen allerdings damit, dass sich die Südkoreaner noch in diesem Quartal den Spitzenrang zurückholen.
Die Zeiten sind vorbei, als sich chinesische Hersteller wie Huawei oder ZTE auf die Produktion von Mittelklasse-Telefonen spezialisierten, um Marktanteile zu erobern. Huawei präsentierte in Barcelona mit dem P10 und dem P10 Plus prächtige Premium-Modelle in hochwertiger Verarbeitung und Ausstattung. Bei der Vorstellung wurde Richard Yu, Chef der Consumer-Sparte, nicht müde, die Spezifikationen der Geräte mit denen von Apples iPhone zu vergleichen. Für die beste Farbgestaltung liess sich der Konzern vom Pantone Institut beraten.
Während so manche Branchenbeobachter inzwischen die Meinung vertreten, dass das Smartphone mit leistungsfähiger Ausstattung und zahlreichen Features eigentlich zu Ende entwickelt ist, legen die Hersteller immer noch eines drauf. LG experimentiert mit seinem G6 etwa mit einem ungewöhnlichen Format, das die Bilder im 18:9 Format wiedergibt. Sony überraschte am Montag mit seinem Flaggschiff Xperia XZ, das erstmals Bilder in Ultra-HD-Auflösung (4K) und der Bildoptimierungs-Technik HDR wiedergibt.
Derweil taucht ein Urgestein, das heute nahezu vom Markt verschwunden ist, aus der Versenkung wieder auf. Nokia zeigte auf dem Mobile World Congress neben drei Mittelklasse-Smartphonemodellen auch die Neuauflage eines alten einfachen Telefons, die bei vielen Nokia-Fans alte Erinnerungen wachrufen dürfte. Als hätte es die Entwicklung des Smartphones nie gegeben, kommt eine Neuauflage des Kult-Telefons Nokia 3310 auf den Markt. Produziert wird es von dem finnischen Hersteller HMD, der die Namensrechte des Handy-Pioniers erworben hat. Das 3310 sieht ganz ähnlich aus, wie es viele Nutzer noch in Erinnerung haben dürften. Neben dem schlichten Telefonieren bietet das Handy auch eine aufgefrischte Version des legendären Spiels "Snake" und den Nokia-typischen Klingelton. Und der Akku soll fast einen Monat lang im Standby durchhalten. © dpa
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