Köln (dpa/tmn) - Leistungsstarke Gaming-Notebooks werden immer beliebter. Doch strategisch gesehen hatten die mobilen Spielerechner bislang immer einen entscheidenden Nachteil.
Neben ihrem vergleichsweise hohen Preis fehlte ihren Grafikchips die nötige Leistung, um künftig auch Spiele in der virtuellen Realität (VR) zu berechnen. Auf der Videospielemesse Gamescom (bis 21. August) ist damit Schluss: Nvidia hat neue Chips vorgestellt, die Notebooks in Sachen Grafik annähernd auf eine Stufe mit Gaming-PCs stellen.
Der US-Grafikchiphersteller zeigte ausserhalb des Messegeländes schon einen Tag vor dem offiziellen Gamescom-Start seine neue GTX-10-Serie für Notebooks. Kleiner, stromsparender und gegenüber den grossen Desktopvarianten etwas geringer getaktet, sollen sie mit bis zu acht Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher nun annähernd Desktop-Leistung bringen. Entsprechend fehlt auch das bislang gewohnte M (für Mobile) hinter den Modellnummern der Notebook-Chips. Erstmals sollen nun auch VR-Brillen an Laptops angeschlossen werden können. Spieler müssen künftig also fürs Spielen unterwegs und für VR-Games nicht mehr zwingend zwei verschiedene kostspielige Geräte anschaffen. Laut Nvidia soll mit den neuen GTX-10-Karten auch 4K-Gaming (3840 zu 2160 Pixel) und hohe Bildwiederholraten von 120 Hertz möglich sein.
Erste Notebooks mit den neuen Geforce-Chips GTX 1060, 1070 und 1080 kommen ab September unter anderem von XMG, Medion, Acer, Alienware, ASUS, Gigabyte, HP, Lenovo oder MSI. Deutlich teurer machen die neuen Chips die Spielenotebooks gegenüber bisherigen Grafiklösungen offenbar nicht. Medions Erazer X7849 wird etwa ab rund 1600 Euro zu haben sein.
Bei den stationären PCs sticht bei den Gamescom-Neuheiten HP mit dem Omen X hervor. Sein würfelförmiges Gehäuse ist in Kammern unterteilt. Eine nimmt das Netzteil auf, in den anderen können die wärmeintensiven Bauteile getrennt von einander verbaut und gekühlt werden. Bis zu drei Wasserkühlungen können in den Würfel gesteckt werden, diverse Lüfter führen frische Luft zur Wärmeabfuhr durch das Gehäuse.
Daneben fällt der Rechner durch seine Form und bunte Beleuchtung auf - und ist damit nicht allein. "Der Trend geht zum spezialisierten Rechner, der nicht nur gut spielt, sondern auch gut aussieht", sagt Timm Lutter vom IT-Branchenverband Bitkom. Überall an den Messeständen stehen PCs mit bunten LEDs oder Gittern, die den Blick auf beleuchtete Bauteile im Inneren preisgeben. Was früher unter dem Namen Casemodding eine kleine Bastler-Szene war, wird bei Spiele-PCs nun immer üblicher.
Mehr Leistung und viel Agenmerk auf die Optik gibt es auch bei den Konsolen: Während Microsoft in Köln bereits die überarbeitete Xbox One S mit deutlich kleinerem Gehäuse und UHD-Blu-ray-Laufwerk im neuen weissen Design zeigt, hüllt sich Konsolen-Konkurrent Sony noch in Schweigen. Details zur erwarteten neuen Playstation mit dem kolportierten Codenamen "Neo" gibt es keine. Nur den Verweis auf den 7. September. Dafür können zahlreiche Titel für die VR-Brille Playstation VR angespielt werden, die im Oktober für rund 400 Euro auf den Markt kommen soll.
Die virtuelle Realität hält die Hardware-Entwickler momentan ohnehin besonders in Bewegung. Während die Brillen mittlerweile Serienreife erreicht haben und auch die Notebooks nun leistungsfähig genug sind, soll VR auch mobil, sprich kabellos werden. Samsung setzt dafür auf die ebenfalls immer leistungsstärkeren Smartphones und den Trend zu mobilem Spielen. Anfang September kommt ein verbessertes Modell der mobilen Datenbrille Galaxy Gear VR. Das neue Gerät ist in Schwarz gehalten, zudem lässt sich die Brille wegen der aufwendigen VR-Inhalte mit einer zusätzlichen Speicherkarte erweitern.
Hersteller XMG etwa löst das Problem mit störendem Kabelsalat auf andere Weise und packt die Hardware eines Spielenotebooks in eine robuste Schale mit Rucksacktragegestell. Zwei leistungsstarke Akkus halten das in Köln gezeigte Vorserienmodell rund eine Stunde in Betrieb. Zusammen mit einer - allerdings separat zu kaufenden - VR-Brille haben Spieler so viel mehr Bewegungsfreiheit. Dank passender Anschlüsse kann der Rucksack-PC auch mit normaler Tastatur, Maus und Bildschirmen genutzt werden. Man ist ja nicht immer in virtuellen Welten unterwegs. Die neue Freiheit hat aber auch ihren Preis: Der Hersteller rechnet derzeit mit "unter 5000 Euro". © dpa
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