Berlin (dpa/tmn) - Wer heute seinen Mobilfunkvertrag verlängern will oder in einen neuen Tarif bei einem anderen Anbieter wechseln möchte, kommt leicht ins Schwitzen. Unzählige Optionen stehen zur Auswahl. Aber was sind die aktuellen Mobilfunk-Trends? Ein Marktüberblick:
- Kosten: Im Europavergleich ist Mobilfunk in Deutschland recht teuer. Für 30 Euro bekommt ein deutscher Kunde laut Digital Fuel Monitor 2016 maximal 6 Gigabyte (GB) monatliches Datenvolumen. In vielen Nachbarländern zahlt man deutlich weniger. In Estland zum Beispiel wären es für denselben Preis etwa 60 GB. Dass die Preise deswegen hierzulande sinken, ist aber nicht garantiert.
"Es muss immer mehr Übertragungsgeschwindigkeit her, und die Preise gehen immer weiter zurück", sagt Key Pousttchi, Professor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Potsdam. "Da müssen die Mobilfunkanbieter halt gucken, wo sie sich das Geld herholen. Das tun sie im Moment noch in Deutschland bei den Datentarifen."
- Datenverbrauch: Trotz der vergleichsweise hohen Preise steigt der Datenverkehr in deutschen Mobilfunknetzen. Nach Zahlen des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) 2016 um fast ein Drittel im Vergleich zum Vorjahr. "Pro SIM-Karte wurden im vergangenen Jahr durchschnittlich pro Monat rund 510 Megabyte (MB) verbraucht", sagt VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Telefonie und SMS verlieren hingegen weiter an Bedeutung.
- Tarife: Die meisten Verbraucher leisten sich eine Flatrate in alle Telefonnetze und einen festen Handy-Vertrag. Prepaid nutzen hingegen nur sehr junge Menschen sowie die Generation 50 Plus, sagt Key Pousttchi. Laut VATM geht der Trend von einfachen Mobilfunkvertrag hin zu Bündeltarifen. Besonders Telekom, Vodafone und O2 fassen bislang getrennte Bereiche wie Festnetz, Mobilfunk oder Fernsehen in einem Tarif zusammen. Andere Anbieter spezialisieren sich auf günstige Auslandstarife, die Drillischmarken locken mit kurzen Vertragslaufzeiten. Anbieter Goood wirbt damit, einen Teil des Monatspreises für soziale Projekte zu spenden.
- Mehr Datenvolumen: Da immer mehr Handy-Nutzer eine schnelle Internetverbindung wollen, erweitern die Mobilfunkanbieter zunehmend ihr Angebot. Bevor die Geschwindigkeitsdrossel zuschlägt, gibt es immer mehr Gigabyte. "Mit der Drosselung haben es die Mobilfunkanbieter bisher gut verstanden, den Kunden Angst zu machen", sagt Pousttchi. "Darum haben sehr viele Deutsche Flatrates, die mehr beinhalten als sie jemals verwenden können."
Echte Flatrates ohne Drosselung sind die Ausnahme. O2 beispielsweise drosselt aber in den O2-Free-Tarifen nach Verbrauch des gebuchten Volumens auf eine akzeptable Geschwindigkeit von 1 Megabit pro Sekunde. Andere Anbieter bremsen ihre Kunden auf 64 oder 32 Kilobit pro Sekunde herunter. Normales Surfen ist damit nicht möglich.
- Laufzeit: Hier ist es mittlerweile recht flexibel. Der klassische Zweijahresvertrag wird laut VATM noch immer am häufigsten abgeschlossen. Für ihn sprechen meist niedrigere Kosten. Daneben gibt es immer mehr jährlich oder monatlich kündbare Verträge. Beim Anbieter yourfone können Kunden auch gleich im Voraus die volle Vertragslaufzeit bezahlen.
- Smartphone zum Vertrag: Die Zeit der grosszügigen Zuzahlungen ist längst vorbei. "In der Regel sind subventionierte Smartphones teurer und nicht günstiger, aber es gibt auch gute Angebote", sagt Markus Weidner von "Teltarif.de". Wichtig: Vor Vertragsabschluss prüfen, ob das Telefon im freien Handel nicht billiger ist.
- Roaming: Surfen und telefonieren im EU-Ausland wird für viele Verbraucher ab dem 15. Juni günstiger, weil die Roaming-Gebühren wegfallen. Reisende können also in Polen, Frankreich oder Italien zum gleichen Preis wie in Deutschland telefonieren. Das führt aktuell zu teils absurden Tarifkonstrukten.
Während einige Anbieter schon jetzt auf Roaminggebühren verzichten, setzen andere auf rabiate Lösungen. Das betrifft vor allem die Mobilfunkdiscounter. Yourfone, DeutschlandSIM und Callmobile haben bereits ihre Konsequenzen gezogen: Bei einigen neuen Tarifen können Verbraucher die Mobilfunkkarte gar nicht mehr im Ausland nutzen. Vorteil für Nutzer, die wirklich nicht ins Ausland fahren: Diese National-Tarife sind etwas günstiger. © dpa
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