Die teuerste Hardware und schnellsten Rechner wären nur unnütze Computerteile, wenn es kein Betriebssystem gäbe. Doch bis zu den modernen Varianten von Windows gab es zahlreiche Systeme, die den User manchmal erfreuten und oft verärgerten.

Mehr zum Thema Digitales

Windows ist heute das am weitesten verbreitete Betriebssystem bei privaten PC-Anwendern. Trotz der aktuellen Vista-Version halten viele Anwender immer noch an dem bewährten XP fest - sehr zum Ärger von Microsoft. Doch der Software-Gigant lässt sich davon nicht abschrecken und entwickelt bereits fleissig an der nächsten Windows Version, die den schlichten Namen "Windows 7" tragen soll.

Dateien per Drag & Drop verschieben, per Mausklick auf bunte Icons Programme starten, oder jederzeit und ohne grosse Vorkenntnisse eine Verbindung mit dem Internet herstellen - das sind heute gewohnte und alltägliche Dinge, die jeder Computernutzer für selbstverständlich hinnimmt. Doch das alles war nicht immer so einfach und bequem. Ein Blick zurück an die Anfänge von Windows und dessen Vorgänger, MS-DOS, zeigt, wie steinig und unbequem der Weg zu einem modernen Betriebssystem war.

Machen Sie mit uns einen Ausflug in die Vergangenheit und sehen Sie, was sich im Laufe der letzten Jahre alles getan hat. Auch einen Blick auf die kommende Version wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.

Wie alles begann: MS-DOS

Windows Zeitleiste
Die Entwicklung von Windows. © Archiv

Man schrieb das Jahr 1980, und eigentlich hatte die Welt damals mit Computern noch nicht wirklich viel am Hut. Doch langsam entwickelte sich ein Markt für die ersten "Personal Computer", heute nur noch kurz PC genannt. Zu dieser Zeit entwickelte die Firma Microsoft, die damals gerade mal 40 Mitarbeiter hatte, die erste Version von MS-DOS und legte damit den Grundstein für die später folgenden Windows-Betriebssysteme. MS-DOS 1.0 erschien im Jahr 1981, bestand aus 4.000-Zeilen Code und fand bequem auf einer 5-1/4-Zoll-Diskette Platz.

In den Anfangsjahren der Betriebssysteme sind wir von grafischen Oberflächen oder einer Bedienung per Maus noch weit entfernt. Farblose Bildschirme, einfache Texteingabe und kryptische Befehle waren alles, was den Nutzern zur Verfügung stand. Die Revolution begann erst im November 1985, als das erste Windows der Computer-Geschichte das Licht der Welt erblickte.

MS-DOS verschwand im wahrsten Sinne des Wortes von der Bildfläche, blieb jedoch über lange Zeit ein wichtiger Bestandteil der neuen Windows-Betriebssysteme. Unter der Oberfläche verrichtete das alte System noch bis in die Zeit der Windows Millennium Edition seinen Dienst - natürlich in immer weiterentwickelten Versionen. Die Software schaffte es bis in die Version 8.0, die im Jahr 2000 erschienen ist.

Mit MS-DOS legte Microsoft die Grundlage für den Firmenerfolg. Doch der richtige Höhenflug des Konzerns begann erst, als Windows die PCs dieser Welt eroberte.

Windows 3.x

MS-DOS 4.01
Hat mit heutigen Betriebssystemen nicht mehr viel gemeinsam: MS-DOS Version 4.01. © Winhistory.de

Nach dem Zeitalter von MS-DOS sollte ein neues System mit dem Namen Windows die Computer-Welt revolutionieren. Windows 1.0 erschien bereits 1985 in den USA, gefolgt von der Version 2.0 im Jahr 1987. Doch erst die dritte Auflage brachte für Microsoft den grossen Durchbruch am Markt für Personalcomputer - man schrieb das Jahr 1990.

Während die ersten beiden Versionen kaum Beachtung fanden, wurde Windows 3.0 zum Verkaufsschlager. Innerhalb von sechs Wochen wurden 2 Millionen Exemplare verkauft, was bei der damaligen Verbreitung von PCs eine kleine Sensation war. Insgesamt konnte Microsoft 10 Millionen Exemplare absetzen.

Die Begeisterung der Kunden war zu verstehen, denn erstmals wurde der VGA-Standard von Windows unterstützt, was eine Bildschirmauflösung von 640x480 Pixel erlaubte. Eine neue grafische Oberfläche, Programm- und Dateimanager und eine Unterstützung des Arbeitsspeichers von bis zu 16 MByte waren nur einige der Highlights, die diese Version brachte.

Zwei Jahre später erblickte Windows 3.1 die Welt, ein weiteres Jahr darauf die Version 3.11. Beide Versionen brachten weitere Verbesserungen mit sich und verkauften sich ebenfalls sehr gut. Noch bis ins Jahr 1997 war Windows 3.1x das am häufigsten installierte Betriebssystem weltweit. Zu diesem Zeitpunkt schaffte es Windows 95 erstmals, die alte Version abzulösen.

Windows 95 (Codename: Chicago)

Desktop Windows 3.1
Übersichtlich: Der Desktop von Windows 3.1. © Winhistory.de

Einen echten Entwicklungssprung machte Microsoft mit Windows 95, das im August 1995 zum Verkauf freigegeben wurde und für den Konzern die grösste Produkteinführung in der Firmengeschichte darstellte. Mit der neuen Version läutete Microsoft auch das Ende der 16-Bit-Systeme ein und führte erstmals eine Art Multitasking in die Windows-Welt ein. Nach Windows NT, das auf die Bedürfnisse von Firmen zugeschnitten wurde, war Windows 95 das erste System mit 32-Bit-Architektur, die bis heute noch in den meisten Systemen zu finden ist.

Als direkte Konkurrenz stand damals das Betriebssystem OS/2 hoch im Kurs, das ironischerweise ursprünglich gemeinsam von IBM und Microsoft entwickelt wurde. Auch ein Apple Macintosh spielte interessanterweise eine tragende Rolle für das neue System von Microsoft. Auf so einem Rechner wurde nämlich die Melodie von Brian Eno komponiert, die beim Start von Windows 95 ertönte.

Desktop Windows 95
Bei Windows 95 kommt erstmals das Startmenü zum Einsatz. © Winhistory.de

Am auffälligsten waren jedoch die umfangreichen Änderungen bei der Bedienung und an der grafischen Benutzeroberfläche. Der alte Programm-Manager von Windows 3.1 wurde durch den "Desktop" ersetzt, und auch die Taskleiste wurde mit dieser Version erstmals eingeführt. Beide Elemente haben bis in aktuelle Windows-Versionen überlebt. Auch der ursprüngliche Datei-Manager musste einer modernen Variante weichen - dem Explorer.

Erstmals wurden durch das neue Dateisystem auch lange Dateinamen unterstützt, und mit dem Paket "Windows 95 Plus!" bot Microsoft eine Sammlung von mehr oder weniger nützlichen Zusatzprogrammen für das neue Betriebssystem an.

Windows 95 erschien auf CD-Rom und 3,5-Zoll-Disketten. Verkaufsstart war der 15. August 1995, der Support wurde von Microsoft für Privatkunden zum 31.12.2000 eingestellt, für Firmenkunden ein Jahr später.

Windows 98 (Codename: Memphis)

Desktop Windows 98
Windows 98 mit aktiviertem Active Desktop. © Winhistory.de

So revolutionär Windows 95 auch war, so viele Fehler und Macken hatte das System noch. Viele Nutzer bemängelten die fehlende Hardwareunterstützung bei moderneren Standards, wie beispielsweise USB, AGP oder IrDA. Auch auf Softwareseite lag noch einiges im Argen. Dies wollte Microsoft mit Windows 98 grundlegend ändern.

Während der Sprung von 3.x auf Windows 95 für die Nutzer auch oberflächlich deutlich zu sehen war, waren es bei Windows 98 hauptsächlich die inneren Werte, die verbessert wurden. Als Weiterentwicklung von Windows 95 wurden viele Fehler und die mangelnde Unterstützung des Vorgängers behoben. Besserer Hardware-Support und mehr Programmbibliotheken sorgten für Freude bei den Käufern. An sichtbaren Änderungen war lediglich die Integration des Internet Explorer 4 ein kleiner Meilenstein.

Verkaufsstart von Windows 98 war der 30. Juni 1998. Im Mai 1999 brachte Microsoft die zweite Ausgabe unter dem Namen "Windows 98 SE" auf den Markt. Die überarbeitete Version zeichnete sich unter anderem durch eine nochmals erweiterte Hardwareunterstützung aus und hatte den Internet Explorer 5, DirectX 6.1 sowie einen aktualisierten Media Player an Bord.

Diese Version war für Microsoft wieder ein Verkaufshit. Angespornt von diesem Erfolg entwickelte man in Redmond bereits den Nachfolger. Doch diesmal sollte alles anders laufen...

Windows Me (Codename: Georgia)

Desktop Windows Me
Windows Me bringt nur wenig Änderungen mit sich. © Winhistory.de

Als nächstes stellte man die "Windows Millennium Edition" (Windows Me) vor. Es wurde als Heimanwender-Pendant zu Windows 2000 angeboten und war nur eine Notlösung - denn ursprünglich wollte Microsoft die bisher parallel laufenden Systeme, Windows NT und 9x, unter Windows 2000 vereinigen. Doch dieser Versuch scheiterte.

Nach einer erstaunlich kurzen Betaphase kam die Millennium Edition Ende 2000 auf den Markt. Unter der Haube hatte sich nicht viel geändert, und auch bei den Funktionalitäten gab es wenig Neues. Bei den Systemkomponenten gab es Upgrades auf aktuelle Versionen der entsprechenden Software. So waren Internet Explorer 5.5, DirectX 8.0 und der Media Player 7.0 an Bord.

Die Benutzeroberfläche orientierte sich nun eher an Windows 2000 und zeigte sich im allgemeinen eher einsteigerfreundlich. Ein Fakt, der viele erfahrene Windows-Nutzer jedoch eher störte als begeisterte. Auch der neue DOS-Modus, der nur noch die Darstellung in einem Fenster erlaubte, zählte für viele zu den Schwachstellen von "Me". Gerade bei der Unterstützung von Spielen tat Microsoft den Usern damit keinen gefallen.

Mit dieser "Notlösung" erntete Microsoft viel Kritik und verlor viel Vertrauen bei den Usern. Nun musste man sich für das nächste Windows mächtig ins Zeug legen, um an den Ruhm vergangener Tage anknüpfen zu können.

Windows XP (Codename: Whistler)

Desktop Windows XP
Windows XP präsentiert sich mit moderner Optik und neuen Funktionen. © dpa

Was nach der Schlappe von Windows Me folgte, war das bis heute wichtigste Windows der Computergeschichte. Microsoft brachte "Windows XP" im Oktober 2001 auf den Markt und schickte sich an, sämtliche Rekorde zu brechen.

Was bisher vergeblich versucht wurde, gelang mit der neusten Version: Die Produktreihen von Windows 9x und Windows 2000/NT wurden endlich vereint und damit die Konkurrenz aus dem eigenen Hause abgeschafft. Auch die "DOS-Altlasten" gehören ab jetzt der Vergangenheit an. Die Änderungen am System und der Benutzeroberfläche sind zahlreich.

So wurde mit "Luna" ein komplett überarbeiteter Desktop vorgestellt, mit dem auch erstmals das "Startmenü" eingeführt wurde. Auch die Taskleiste wirkte durch die Gruppierung von Elementen erstmals übersichtlich und aufgeräumt. Die grafische Gestaltung war modern, bunt und abgerundet. Vor allem bei der Bedienbarkeit machte XP einen Sprung nach vorne. Fast überflüssig zu erwähnen, dass auch die neuste Version des Internet Explorers (6.0) mit an Bord war.

Mit Windows XP tauchte für viele Benutzer ein anderes Problem auf. Die neue Windows-Version war extrem ressourcen-hungrig und stellte hohe Ansprüche an die Hardware-Ausstattung der PCs. Auch der "Daten-Hunger" des Betriebssystems wurde zu einem weiteren Kritikpunkt für viele Nutzer, da "XP" viele Nutzerdaten an Microsoft verschicken wollte.

Ungeachtet der Kritik ist Windows XP bis heute das beliebteste und meistverkaufte Windows aller Zeiten. Bereits im ersten Jahr soll sich das System rund 67 Millionen mal verkauft haben, und einige Quellen sprechen davon, dass es sich bisher besser als alle anderen Windows-Versionen verkauft hat, die jemals erschienen sind. Auch der designierte Nachfolger konnte daran nichts ändern - sehr zum Ärger von Microsoft.

Windows Vista (Codename: Longhorn)

Desktop Windows Vista
Windows Vista glänzt mit der neuen Aero-Oberfläche. © Winhistory.de

Fünf Jahre Zeit, sechs Milliarden Dollar Entwicklungskosten und der grösste Beta-Test der Firmengeschichte waren nötig, bevor am 30. Januar 2007 Windows Vista den Weg in die Ladenregale fand. Microsoft versprach viel und rührte kräftig die Werbetrommel, konnte jedoch trotz dieser Massnahmen nur einen Teilerfolg erringen.

Verbessert wurde im Vergleich zu XP so ziemlich alles: Mehr Hardwareunterstützung, bessere Sicherheits-Features und nicht zuletzt die aufgepeppte Oberfläche "Aero", die in fast allen Versionen mit einem 3D-Desktop glänzt. Auch wurde von Anfang an für die meisten Versionen eine 64-Bit-Unterstützung angeboten.

Mit rund 20 Millionen Exemplaren in zwei Monaten verkaufte Microsoft von Vista drei Millionen Exemplare mehr als im vergleichbaren Zeitraum nach dem Start von XP. Trotzdem kämpft der Konzern bis heute noch damit, dass viele Kunden nicht auf Vista umsteigen wollen. Gerade in Firmen, die eine erhebliche Anzahl an XP-Lizenzen besitzen, wird der Umstieg oft wegen der hohen Kosten und bestehenden Sicherheitsrisiken abgelehnt. Aber auch viele Privatkunden sind der Vorgängerversion bis heute treu geblieben, da diese stabil und problemlos auf dem heimischen PC läuft.

Oft wurde Vista auch zu unrecht kritisiert, denn inzwischen läuft es dank zahlreicher Updates stabil und sicher. Auch der Umstieg klappt nach kurzer Eingewöhnungsphase in die neue Bedienung problemlos. Doch an den Erfolg des Vorgängers wird es wohl nie anknüpfen können, denn Microsoft hat bereits die nächste Version auf Lager.

Windows 7 (Codename: Vienna)

Bereits im Jahr 2009, nur zwei Jahre nach der Einführung von Vista, will Microsoft bereits den Nachfolger auf den Markt bringen. Vorbei sind die Zeiten von gekünstelten Namen, wie XP, Vista oder Me. Man will sich in Redmond wieder auf das Wesentliche besinnen, und das fängt beim Namen des Betriebssystems an. Die nächste Version, das wurde bereits offiziell bekannt gegeben, trägt den Namen "Windows 7".

Noch lässt sich Microsoft noch nicht in die Karten blicken, mit welchen Features die nächste Version die Nutzer beglücken soll. Doch im Internet gibt es in zahlreichen Quellen bereits die ersten Berichte zu den Neuerungen zu lesen. Windows 7 soll vor allem intuitiver zu bedienen sein und eine verbesserte Online-Anbindung bieten. Dazu sollen die Internet-Suche und die lokale Suche zusammengeführt werden.

Die neue "Ribbon"-Oberfläche soll für mehr Übersicht und eine bessere Bedienbarkeit sorgen, und auch die Funktionalität von Schnellstart- und Taskleiste wurde überarbeitet. Auch der Ressourcen-Hunger soll im Vergleich zu den Vorgängern weit weniger gross sein. Moderne Hardware, wie beispielsweise Touchscreens, sollen unterstützt werden.

Wie erfolgreich sich Windows 7 im Markt etablieren kann, wird sich zeigen. Die Chancen stehen jedoch nicht schlecht, zumal Microsoft den XP-Support für Endkunden bereits 2009 einstellen will. Dadurch dürften auch Privatanwender über kurz oder lang wegen der Sicherheitsrisiken zu einem Umstieg gezwungen sein - und viele werden dabei Vista einfach überspringen.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.