PS4 gegen Xbox One – Sony gegen Microsoft: Mit ihren neuen Spielekonsolen kämpfen die beiden Konzerne um die Vorherrschaft in den Wohn- und Kinderzimmern für die nächsten Jahre. In den letzten Monaten brachten die beiden Kontrahenten ihre Geschütze bereits mit Presse-Events in Stellung. Zur Spielemesse E3 kann sich die Welt nun zum ersten Mal ein fast vollständiges Bild der nächsten Spiele-Generation machen. Und so viel steht fest: der nächste Konsolenkrieg hat begonnen und er wird spannend, denn es konkurrieren zwei völlig unterschiedliche Ansätze um die Gunst der Spieler.
Der erste Tag der Spielemesse E3 in Los Angeles gleicht dem Vorspiel zu einem guten Boxkampf: Am Morgen versucht Microsoft mit neuen Details zur Xbox One die Konkurrenz von Sony unter Druck zu setzen, abends wollen die Japaner selbst auf ihrer Pressekonferenz mit der Playstation 4 kontern. Doch der Kampf wird nicht an diesem einen Montag entschieden, sondern später im Jahr, im Weihnachtsgeschäft. Dann, so beide Unternehmen, sollen die jeweiligen Konsolen endlich auf dem Markt sein und der Kunde entscheidet.
High-End-Technik fürs Spielzimmer
Was dann unter den Christbäumen liegt, entspricht dem aktuellen Stand der Technik, egal ob Sony oder Microsoft auf dem jeweiligen Plastikgehäuse stehen wird: zusätzliche und schnellere Prozessoren, mehr Arbeitsspeicher, grössere Festplatten und ein Blu-ray-Laufwerk. Die grösste Neuerung für Sony war der Abkehr des in der PS3 verwendeten Cell-Prozessors. Nun schlägt in der Playstation 4 ein aus PCs bekanntes CPU-Herz. Der Vorteil: Nun sollen sich Spiele für die PS4 einfacher entwickeln lassen. Die Xbox One setzt auf die gleiche PC-Technik. Aufgrund der bisher bekannten technischen Daten, die sich jederzeit noch ändern können, gehen Analysten davon aus, dass Sony technisch etwas vor Microsoft liegen wird. Ob sich das auch in besserer Grafik oder zusätzlichen Funktionen bemerkbar machen wird, muss die Zukunft aber noch zeigen.
Auch abseits der reinen Hardware wird sich viel tun, Social Media und neue Möglichkeiten der Kommunikation halten in die Konsolenwelt Einzug. Sony integriert einen eigenen "Share"-Button an seinem Playstation-Controller mit dem Spieler Erlebnisse und Erfolge direkt in sozialen Netzwerken oder auf Video-Plattformen teilen können. Microsoft bringt das frisch zugekaufte Videochat-Programm "Skype" auf die Xbox One. Damit wird die Konsole dem Telefon und normalen PCs oder Laptops Konkurrenz machen, denn für den schnellen Plausch mit Freunden muss das Gerät nicht gewechselt werden.
Spielemaschine gegen Wohnzimmer-Allrounder
Technisch bewegen sich PS4 und Xbox One fast auf Augenhöhe, die grossen Unterschiede finden sich in der Philosophie, die beide Geräte verkörpern: Sony vollzieht im Vergleich zur PS3 eine Kehrtwende und speckt die Playstation 4 um den Anspruch des "Alleskönners" ab. Vernetztes Wohnzimmer und die Bündelung verschiedenster Geräte in einem Spiele-Computer? Das gehört der Vergangenheit an. Stattdessen versuchen die Japaner eine Spiele-Konsole für Spieler auf den Markt zu bringen, die eine Sache ganz besonders gut kann: Spiele abspielen und dem Gamer ein passendes Umfeld für sein Hobby bieten. Dafür hat man sich ordentlich bei Microsoft bedient: So wird das Playstation Network um einen Independent-Channel erweitert, in dem auch kleine Games-Schmieden ohne grosse Publisher ihre Programme anbieten können – bislang ein Pluspunkt für Microsoft. Auch die Kommunikation über Games-Grenzen hinweg soll vereinfacht werden, als Vorbild diente auch hier das "Xbox Live"-Netzwerk der Konkurrenz. Alle anderen Funktionen, wie Video-on-Demand-Dienste oder Online-Videotheken sind nette Zusatz-Features, stehen aber nicht im absoluten Fokus der Japaner.
Hier geht Microsoft einen anderen Weg: Die Xbox One soll ein Gerät werden, welches das Wohnzimmer revolutioniert. Das Thema "Fernsehen" rückt in den Mittelpunkt. Die neue Xbox wird, vorläufig nur in den USA, mit allen wichtigen Kabel- und Premium-Anbietern verknüpft sein und jeden Fernseher in ein internetfähiges Gerät verwandeln. Filme, Serien und Sportveranstaltungen sind künftig auf der Microsoft-Konsole zu Hause. Auch die klassische Fernbedienung hat ausgedient, dank Kinect wird der Fernseher der Zukunft mit Hilfe der Stimme und durch Bewegung gesteuert. So wird aus der Xbox One eine TV-Set-Top-Box, die nebenbei auch noch Spiele abspielen kann.
PSN- und Xbox-Online-Zwang – die bitteren Pillen
In der Neugestaltung des Playstation Network hat sich Sony bereits sehr an die Konkurrenz von Microsoft angelehnt, das gilt künftig auch für das Online-Gaming. Die Zeiten in der Spieler ohne Zusatzgebühr miteinander über das Internet zocken konnten, sind mit Erscheinen der PS4 vorbei. Wer abseits des Single-Players unterwegs sein will, muss zwingend ein gebührenpflichtiges PSN-Plus-Konto einrichten (Preis: ca. 50 Euro im Jahr). Dafür bietet Sony allerdings einiges an Entschädigung: Mitglieder sollen kostenlos auf Vollversionen zugreifen und so Spiele antesten können, auch sind weitere Vergünstigungen für Online-Titel in Planung. Ob Playstation Plus auch für den Spiele-Streaming-Dienst "Gaikai", über den PS3-Spiele für die PS4 zugänglich gemacht werden sollen, oder für die Fortsetzung von PS4-Spielen auf der Handheld-Konsole Playstation Vita benötigt wird, liess Sony zunächst offen.
Heftiger trifft es Anhänger der Xbox One: Wer keine stabile Internetverbindung hat, könnte künftig auch offline Probleme bekommen, denn die Konsole muss sich zwingend alle 24 Stunden mit den Microsoft-Servern verbinden. Schlägt der Kontakt fehl, ist das Spielen auch offline nicht mehr möglich. Zudem stellt es Microsoft den Entwicklern frei, einen Always-on-Zwang, wie beim PC bereits üblich, in ihre Spiele einzufügen. Solche Games lassen sich ohne Internetzugang überhaupt nicht mehr starten und spielen.
Auch wer ein Spiel zu einem Freund mitnimmt, könnte eine böse Überraschung erleben, denn Microsoft versucht den Gebrauchtspiele-Markt für sich zu monetarisieren. Die gekauften Games werden permanent an das Xbox-Live-Konto des Käufers gekoppelt – das Ausleihen an einen Freund ist nur möglich, wenn man selbst auf der entsprechenden Konsole mit seinem Account eingeloggt ist, der Weiterverkauf des Spiels ist nur noch online über das Xbox-Netzwerk möglich.
An Weihnachten startet der Konsolenkrieg
Welches Konzept am Ende die nächste Generation der Spielekonsolen dominieren wird, darüber entscheidet der Kunde. Sony will seine Playstation 4 zur Weihnachtszeit 2013 zum Startpreis von 399 Euro auf den Markt bringen. Microsoft will die Xbox One schon ab November 2013 in den Läden sehen, für einen Preis von 499 Euro. Über Preise für die neuen Spiele schwiegen sich beide Unternehmen noch aus. Wer auch noch online zocken möchte, muss für beide Konsolen mit Zusatzkosten von 50 bis 60 Euro pro Jahr für PSN und Xbox Live rechnen.
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