Berlin (dpa/tmn) - Kostenlose Apps können praktische Helfer im Alltag sein - die Taschenlampe, der Barcode-Scanner oder die Navigationsapp. Doch App-Entwickler sind in den meisten Fällen keine selbstlosen Geschenkegeber - sie wollen von den Anwendungen profitieren.
So werden beispielsweise Werbebanner eingeblendet, die auch nicht selten genau das zeigen, was die Nutzer kurz vorher in eine Suchmaschine eingetippt haben. Denn die Anwendungen sammeln Daten, die ein lukratives Geschäft sein können.
"Wichtig ist, darauf zu achten, welche Berechtigungen man der App einräumt", sagt Markus Merkle vom Portal Handysektor.de. "Dass eine Taschenlampen-App auf die Kamera zugreifen will, ist logisch - denn schliesslich muss sie den Blitz ansteuern können." Dennoch hat diese App dadurch theoretisch auch die Berechtigung, weitere Funktionen der Kamera zu nutzen. "Das heisst nicht, dass sie es zwangsläufig auch machen wird", so Merkle. "Aber eine absolute Sicherheit gibt es nie."
Insgesamt 160 verschiedene Berechtigungen können Apps anfordern. Von der Anfrage zur Bestimmung des Speicherorts bis hin zum Zugriff auf Adressbuch, WLAN-Einstellungen und andere sensible Daten. "Am besten schaut man bereits vor dem Download einer App, ob die geforderten Berechtigungen überhaupt zur Funktion passen", sagt Merkle.
Auch den Hersteller einer App sollte man sich genau ansehen. Ein seriöser Entwickler wird seltener das Risiko eingehen, durch dubioses Verhalten seines Programms seinen Ruf zu schädigen. "Aber auch hier kann man nicht pauschal sagen, dass nur kleinere Programmierer per se Daten abgreifen", sagt Merkle. Auch Indizien wie Downloadzahlen oder Bewertungen in den Appstores können einen Eindruck vermitteln, ob eine App wirklich nur den Zweck erfüllt, den sie soll. Merkle empfiehlt bei Unsicherheit die Recherche nach Problemen bei der entsprechenden App oder das Nachlesen in Fachzeitschriften.
"Wenn mir die Berechtigungen, die eine App benötigt, irgendwie Unbehagen bereiten, sollte ich mich nach einer Alternative umsehen", sagt Alexander Spier vom Computermagazin "c't". Gerade für kostenlose Apps gebe es meist weitere Angebote. Auch der Blick in die Nutzerbewertungen einer App kann helfen. "Gerade die negativen Kommentare können hier durchaus hilfreich sein, sollten aber auch nicht als einzige Entscheidungshilfe fungieren."
Einige Berechtigungen könnten aber mit geringen Bedenken erteilt werden. "Zugriff auf den Speicher ist meist unproblematisch, auch Internetzugriff ist eher unbedenklich", sagt der Redakteur. Bei allem anderen solle man aufpassen. "Natürlich macht es Sinn, dass eine Wetterapp auf den Standort zugreifen kann, um die Vorhersage zu liefern. Allerdings tut sie das dann unter Umständen permanent." Optimal sei es, nach jeder Nutzung der Anwendung diese Berechtigung wieder zu entziehen - was aber aufgrund des Aufwandes wohl niemand ernsthaft in Erwägung ziehe.
Gerade bei älteren Geräten müsse man vorsichtig sein und vor der Installation genau durchlesen, welche Bereiche des Smartphones die App benutzen möchte, sagt Spier. "Ältere Android-Versionen räumen nur generellen Zugriff ein und differenzieren nicht zwischen einzelnen Bereichen." Lehnt man diese Zugriffe ab, funktioniert die App nicht.
Merkle hat aber zumindest einen Tipp, wie man sein Handy frei von alten Apps hält. "Ich schaue regelmässig, welche Apps ich überhaupt noch verwende. Alles, was seit zwei Wochen nicht geöffnet wurde, wird von mir gelöscht." So verhindere man zwar nicht generell den Missbrauch von Daten, aber könne verhindern, dass eine App, die ohnehin ungenutzt ist, ihre Berechtigungen ausnutzt.
App-Entwickler Tim Christmann warnt besonders vor dem Zugriff auf SMS: "Man bekommt häufig Sicherheitscodes für diverse Antworten per SMS zugeschickt. Wenn also eine App darauf Zugriff hat, ist die Lücke vorprogrammiert." Oft stünden der Wert der Daten und der Nutzen der App in einem ungünstigen Verhältnis - für den Verbraucher. "Grosse Anbieter wie Google werten die Daten wahrscheinlich eher für ihre eigenen Zwecke aus - bei kleineren Anbietern kann Datenmissbrauch durchaus zu Erpressung führen", sagt Christmann.
Auch ist nicht jedes zunächst seriös erscheinende Appangebot wirklich sicher. "Manche fälschen geschickt die Namen und Logos namhafter Hersteller, so dass man auf den ersten, schnellen Blick denken könnte, es handele sich tatsächlich um eine bekannte Firma. © dpa
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