Kindersicherheit im World Wide Web und das grosse Schlagwort "Medienkompetenz" umreissen ein Problemfeld, dem sich Eltern nicht entziehen können. So ist fast jeder sechste Schüler in Deutschland beispielsweise schon einmal Opfer von Mobbing im Internet geworden, wie eine aktuelle Studie belegt. Kinder erobern immer früher das Netz und verhalten sich eben wie Kinder - unbesonnener und leichtgläubiger als Erwachsene. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie Ihre Kleinen vor den Gefahren die sich im Netz tummeln, schützen.

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Für die Generationen, die mit allen Segnungen der Technik vom Smartphone über das Tablet bis zum Computer grosswerden, gibt es den Begriff des "Digital Native" - allerdings können die "Eingeborenen" mitnichten mit allen Gefahren der digitalen Welt umgehen.

Vielfältige Gefahren

Längst geht es nicht mehr nur um gewaltverherrlichende Spiele, indizierte Ego-Shooter oder pornographische und rassistische Inhalte, die im Internet gefunden werden können. Mit den nahezu unbegrenzten Möglichkeiten und der weitgehenden Anonymität der Cyberwelt treten Kriminelle auf den Plan, die es gezielt auf junge Nutzer abgesehen haben. Sie schleichen sich unter falscher Identität in soziale Netzwerke, Chats und Online-Kontaktbörsen ein. Was wie ein Krimi-Plot klingt, ist leider tägliche Realität: Im Netz tummeln sich Pädophile auf der Suche nach minderjährigen Opfern. Es gibt hemmungslose Werbestrategen jeder Couleur bis hin zu Drogen-Dealern und Betreibern von Selbstmordforen, die es auf die labilen und emotional dünnhäutigen Kinder und Jugendlichen abgesehen haben.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Der unbedachte Internetgebrauch kann durch Viren, Würmer und Trojaner das häusliche Netz lahmlegen, wenn präparierte Seiten oder infizierte E-Mail-Anhänge geöffnet werden. Das ist im besten Fall ein teurer Spass, den der Computerfachmann beheben kann. Wenn es besonders schlimm kommt, bedeutet es jedoch erheblichen Datenverlust, heimliche Beobachtungen über die fremdgesteuerte Kamera oder das Ausspähen von Bankdaten, das sich über die abgeräumten Kreditkarten der Eltern später schmerzlich zeigt.

Was tun?

Die nachvollziehbare und naheliegende Lösung, Verbote oder Filterwerkzeuge einzusetzen, kann höchstens ein Anfang sein, dringt aber nicht zum Kern des Problems vor. Kinder finden immer Möglichkeiten, Verbote zu umgehen oder Filter auszutricksen. Zudem ist es unmöglich und wenig wünschenswert, den Spross permanent am PC zu überwachen und zu kontrollieren.

Die chancenreichste Variante kann deshalb sein, dem Nachwuchs die Augen für die unterschiedlichen Gefahren der digitalen Welt zu öffnen. Offene Gespräche über das Für und Wider von Facebook und Co. und grundlegende Abmachungen darüber, wie viel Persönliches preisgegeben werden darf, müssen die Eigenverantwortlichkeit stärken.

Damit ist nicht ausgeschlossen, dass bestimmte Filter gerade für kleinere Kinder einen Sinn haben. Ganz wichtig auch: eine zeitliche Begrenzung der Mediennutzung.

Konkrete Tipps

Die unberechenbare Beliebigkeit im Internet lässt sich beispielsweise kanalisieren, wenn geeignete Startseiten für den Surf-Einstieg ausgewählt werden. Dazu zählen neben anderen internet-abc und die Internauten.

Sprechen Sie offen mit Ihren Kindern über die Gefahren in Chatrooms. Vielleicht kann ja zu Beginn gemeinsam gechattet werden, damit Sie ein Bild von den Abläufen bekommen. Eine wichtige Vereinbarung wäre, nie private Angaben wie Namen, Adresse, Telefonnummer ohne Rücksprache mit den Eltern anzugeben. Mit dem nötigen Vertrauen von beiden Seiten sollte auch gewährleistet sein, dass Kinder sich nicht ohne Absprache mit Internetbekanntschaften treffen und den Eltern erzählen, was ihnen im Netz verdächtig erscheint. Dies setzt allerdings voraus, dass die Eltern ein Mindestmass an eigener Kenntnis besitzen, die sie weitergeben können. Wer sich komplett zurückzieht, wird dies nicht leisten können. Je mehr sich Kinder der Risiken und Fallstricke bewusst sind, desto vorsichtiger werden sie sich im Netz bewegen.

Eine Grundregel sollte lauten, keine unbekannten Mail-Anhänge zu öffnen. Ein installierter Spamfilter und die regelmässig aktualisierte Sicherheits-Software helfen im Kampf gegen Spyware und Viren. Einen vollständigen Schutz können aber auch sie nicht bieten.

Jugendschutzsoftware will Eltern bei der Medienerziehung unterstützen und lässt sich meist auf das Alter der Kinder anpassen. Hierbei werden nicht kindgerechte Webseiten geblockt. Man hat die Wahl zwischen einem sogenannten "Whitelist-Prinzip", bei dem nur Inhalte einer bestimmten Positivliste zugelassen werden und dem "Blacklist-Prinzip", wo mit Ausnahmen alles zugänglich bleibt. Das erste Verfahren richtet sich an Jüngere, bei denen die Sicherheit eindeutig im Vordergrund steht. Über Angebote wie Blinde Kuh, fragFINN oder Klick-Tipps können Kinder und Eltern fündig werden.

Das zweite Prinzip richtet sich vorrangig an ältere Kinder und gibt ihnen den notwendigen Spielraum. Trotzdem ist ein Schutz vor verstörenden Angeboten gegeben. Auch grosse Plattformen wie Google, Bing, Facebook oder YouTube bieten für diese Altersgruppe spezielle Sicherheitseinstellungen an.

Behalten Sie soweit es geht den Überblick über das Spielverhalten ihrer Kinder. Eine gute Variante ist es, Interesse zu zeigen und mitzuspielen. Viele Kinder freuen sich über neue Mitspieler und erläutern gern Zusammenhänge und Abläufe. Weisen Sie auch auf die Problematik von Downloads - egal ob Spiele, Musik oder Filme - hin: Möglicherweise macht man sich strafbar, weil keine Rechte bestehen, oder es lauern versteckte Kosten.

Lohnende Internet-Angebote zum Weiterlesen

Um interessierten und besorgten Eltern zu helfen, bietet des Internet eine Vielzahl von speziellen Seiten zum Thema Medienumgang und Kinder. Diese können helfen, Gefahren zu erkennen und zu minimieren, eventuell sogar zu umgehen. Ein Weiterlesen lohnt sich etwa auf den Seiten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik. Unter Klicksafe existiert eine EU-Initiative für mehr Sicherheit im Netz, die Eltern regelmässig mit neuen Informationen versorgt. Auch die von Bund, Ländern und Wirtschaft angebotenen Seiten haben sich den Schutz und die Sicherheit der Kinder auf ihre Fahnen geschrieben.

Ein tatsächlich kindersicheres Internet wird es trotz vieler Angebote von geschützten, sicheren Surfräumen nie geben. Umso wichtiger ist es, Kindern von den ersten Mausbewegungen an einen vernünftigen Umgang damit zu lehren. Dabei müssen Kitas, Schulen, Freizeiteinrichtungen und Elternhäuser an einem Strang ziehen.

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