Las Vegas (dpa) - Wenn bei Samsung nur das Geschäft mit Fernsehgeräten zählen würde, könnte der südkoreanische Konzern mit dem Jahr 2016 äusserst zufrieden sein. Mit seinen Fernsehern verwies Marktführer Samsung bereits im elften Jahr hintereinander die Konkurrenten LG, Sony und Panasonic auf die Plätze.
Allerdings beeinträchtigte das Debakel mit dem brandgefährlichen Smartphone Galaxy Note 7 nicht nur die Mobilfunksparte von Samsung. Es warf auch einen Schatten auf das traditionelle Kerngeschäft mit TV-Geräten, das auf der Elektronikmesse CES (5. bis 8. Januar) in Las Vegas im Fokus steht.
"Wenn einer von uns ein Problem hat, dann haben wir alle ein Problem", bringt Samsung-Manager Kai Hillebrandt es auf den Punkt. "Wir ziehen aber auch an einem Strang." Vorrangig sei es darum gegangen, den Note-7-Käufern eine Lösung zum Umtausch anzubieten. Parallel dazu versuchte der Konzern, die Ursachen der Fertigungsprobleme ausfindig zu machen, damit sich so ein Debakel nicht wiederholen kann.
Bei der Samsung-Pressekonferenz auf der CES hielt sich der Präsident von Samsung Electronics America, Tim Baxter, nicht mehr lange mit dem Note 7 auf. Er stellte nach einer kurzen Bemerkung die neuen Fernseher in den Mittelpunkt, mit denen Samsung einen Systemstreit anfacht. Hier stehen sich die Technologien "QLED" und "OLED" gegenüber.
Die neuen "QLED"-Spitzenmodelle von Samsung arbeiten mit einer Neuauflage der "Quantum Dots". Das sind Nano-Kristalle aus Halbleiter-Materialen. Sie sind photoaktiv, das heisst, sie absorbieren Licht und geben es wieder ab. Je nach der Grösse seines Kerns gibt ein "Quantum Dot" spezifische Farben ab. Die neue Generation, die Samsung auf der CES vorgestellt hat, kann die Partikel nun präziser ansteuern. Das TV-Gerät bietet dadurch bessere Kontraste und ein tieferes Schwarz. Ausserdem spielt es kaum noch eine Rolle, aus welchem Blickwinkel man auf den Fernseher schaut.
Den Namen "QLED" kann man getrost als einen Frontal-Angriff auf den Samsung-Konkurrenten LG verstehen, der bei seinen TV-Spitzenmodellen auf die bislang überlegene OLED-Technologie setzt. DasS "QLED" und "OLED" zum Verwechseln ähnlich klingt, könnte beabsichtig sein. Das Kürzel OLED steht für "Organic Light Emitting Diode", das ist eine Leuchtdiode aus organischen, halbleitenden Polymeren. Bildschirme kommen ohne eine Hintergrundbeleuchtung aus, wodurch die Geräte extrem dünn sein können.
Da bei OLED keine Hintergrundbeleuchtung zum Einsatz kommt, kann im Bild ein tiefes Schwarz abgebildet werden, besser als bei den LED-Schirmen. Bei herkömmlichen LED-Fernseher bleicht ausserdem von der Seite betrachtet die Bilddarstellung etwas aus. Bei einem OLED-Fernseher dagegen sieht das Bild auch von der Seite so aus wie von vorn. Der Vorsprung von OLED schrumpft gegenüber dem verbesserten QLED-System allerdings erheblich. In manchen Bereichen sieht sich sogar das QLED-Lager vorn, etwa bei der Darstellung in einer hellen Umgebung.
Der südkoreanische Samsung-Konkurrent LG ist eine Milliardenwette auf OLED eingegangen. Die Konzerntochter LG Displays kündigte im vergangenen Sommer an, umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro in eine OLED-Fabrik zu investieren. LG ist derzeit der einzige Hersteller von OLED-Panels für Fernseher. Andere Anbieter von OLED-Geräten wie Panasonic, Philips oder Sony haben keine eigenen Fabriken, sondern verbauen ebenfalls LG-Panels.
Wie der Systemstreit QLED vs OLED ausgehen wird, hängt nicht zuletzt davon ab, ob es LG gelingen wird, den Preis für die bislang sehr teuren Displays spürbar zu senken. Das Samsung-Management hatte sich vor Jahren von OLED verabschiedet, weil man keine Perspektive sah, die Technologie massentauglich zu machen.
Für den Erfolg der neuen Generation der hochauflösenden Flachbildschirme spielt aber nicht alleine die Display-Technologie eine Rolle. In den abgedunkelten Showräumen der Elektronikmärkte werden die Testbilder der unterschiedlichen Systeme ohnehin ziemlich ähnlich aussehen. Und viele potentielle Käufer fühlen sich von den Branchenabkürzungen wie OLED, QLED, HDR oder Fachbegriffen wie DCI-P3-Farbraum hoffnungslos überfordert.
Damit kommen andere Fragen beim Fernseherkauf ins Spiel: Wie sieht das Gerät im Wohnzimmer aus? Wie dünn ist der Fernseher? Wie leicht kann man ihn an der Wand befestigen? Funktioniert die Sprachbedienung wie versprochen? Wie leicht kann man einen Streamingdienst wie Maxdome, Netflix oder Amazon Prime ansteuern? Und vor allem: Wie viel kostet der ganze Spass?
Dass die Verbraucher in Deutschland dabei die Lust auf die Neuanschaffung eines Fernsehers verlieren, zeichnet sich nicht ab. Auch der Boom der Mobilgeräte hat nichts am Trend geändert: Die Konsumenten ersetzen im Schnitt nach sechs bis acht Jahren ihre TV-Geräte. Und da es in der Branche in den Jahren 2009 bis 2011 besonders gut gelaufen ist, rechnet nicht nur Samsung auch für 2017 mit einem guten Geschäft.
OLED-Geräte von Sony und LG
Sony steigt als zweiter grosser Hersteller von TV-Geräten ins Geschäft mit OLED-Fernsehern ein. Die organischen Displays bieten ein besseres Bild dank hohem Kontrast und sattem Schwarz, sind aber immer noch deutlich teurer als herkömmliche LCD-Technik. Auf der CS kündigte Sony ein OLED-Modell in den drei Bildschirmdiagonalen 77, 65 und 55 Zoll (195, 164 und 139 cm) an.
Der südkoreanische Elektronikriese LG setzt auf einen extrem dünnen Fernseher, der wie ein Poster aufgehängt werden kann. Der "Signature OLED TV W7" ist nur knapp 2,6 Millimeter dick und wird mit einer magnetischen Halterung an der Wand befestigt. Der eigentliche TV-Empfänger und der Hauptteil der Technik sind in einem Lautsprecher untergebracht, der über ein Flachbandkabel mit dem Bildschirm verbunden ist. Das LG-Spitzenmodell wird in den Grössen 65 und 77 Zoll in den Handel kommen.
Preise nannten die Hersteller noch nicht. © dpa
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